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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Gerhard W. Lauth& Peter F. Schlottke ­

Unterstützung von Förderungsmaßnahmen durch Mediatoren

Prinzipiell können solche instruktiven Fertigkeiten natürlich auch Eltern nahe­gebracht werden. In diesem Falle sind jedoch eher Konflikte zwischen der El­tern- und der Instruktorenrolle zu er­warten. Etwas anderes dürfte es sein, die Eltern vom Nutzen solcher metakogniti­ver Strategien zu unterrichten und sie zu ermutigen, in geeigneten Alltagssituatio­nen(z.B. beim Anfertigen von Hausauf­gaben, in Gesprächen) diese Strategien weiterzugeben bzw. ihren stützenden Maßnahmen zugrundezulegen. Für die hier ausgewählten Lesestrategien könn­ten sich geeignete Situationen beim Vor­lesen, der Umsetzung einer Gebrauchs­anweisung oder im Gespräch über ein Stück im Fernsehen ergeben. Unseres Wissens sind solche Umsetzungen mit Eltern lernbehinderter Kinder bislang noch nicht systematisch erprobt wor­den.

Der Mediator bei der Vermittlung sozialer Problemlösefertigkeiten

Shure& Spivack(1981) lehren Eltern mit dem Ziel,Problemlösegespräche zu führen, ihre Kinder zum rationalen Durchdenken von schwierigen Situatio­nen anzuhalten. Durch Fragen oder An­regungen der Erwachsenen angeleitet de­finieren die Kinder das anliegende Pro­blem, entwickeln Lösungsmöglichkei­ten, bedenken deren Konsequenzen und entscheiden sich für eine Alternative. Probleme werden damit nicht durch die Erwachsenen gelöst, sondern die Kinder erhalten statt dessen eine Heuristik, die anstehenden Schwierigkeiten weitge­hend selbständig zu bearbeiten.

Ein nach diesem Konzept gestaltetes Trainingsprogramm vermittelt Eltern 4 Sjähriger Kinder, wie sie kindgemäß Pro­blemlösefertigkeiten systematisch auf­bauen können. Den Eltern werden Vor­schläge und Materialien an die Hand ge­geben, so daß sie das gesamte Programm innerhalb von 43 Tagen realisieren kön­nen. Es beinhaltet einen Teil, der den Kindern spielerisch die notwendigen be­grifflichen bzw. kognitiven Vorausset­zungen zum Problemlösen vermittelt (z.B. Gefühle erkennen) sowie Übungen

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Tab. 1: Struktur des Trainings zur Ausbildung problemlösender Gespräche bei Eltern 4- bis

Sjähriger Kinder(Shure& Spivack 1981)

A) 24 Spiele, die den Kindern die notwendigen begrifflichen und kognitiven Vorausset­zungen zum Problemlösen vermitteln.

Spiel

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Inhalt

Begriffe wie ist, nicht, klein, oder alle, dasselbe

Schulung der Gefühlswahr­nehmung: Lachen und Weinen

Wenn dann Beziehungen als Voraussetzung für die Ab­

leitung von Handlungskonse­quenzen

Richtiges Benennen von Ge­fühlen: Freude und Trauer

Und Beziehungen, um mehr als einen Gesichtspunkt bei einem Menschen zu berück­sichtigen

Woher wissen wir...? Infor­mationen über die Gefühle anderer Menschen erhalten

Wie man die Vorlieben ande­rer Menschen erfährt

Magst du...? Etwas über die Vorlieben anderer erfahren

Weitere Gefühle erkennen: Zornig(wütend, ärgerlich)

Warum weil Kausalitäts­prinzip Weitere Vorlieben anderer

Wiederholung der bereits ge­lernten Begriffe

Handlungskonsequenzen

Problemlösen im

Puppenspiel

Wiederholung

Der Begriff der Gerechtigkeit

Kurze Beschreibung

Handpuppen- und Sprachspiele, kurze Übungen sowie Nachahmungs­übungen zwischen Mutter und Kind setzen die Begriffe um.

Anhand von entsprechenden Bil­dern werden die Begriffe zu unter­scheiden gelernt.

Sprachliche Wenn dann Bezie­hungen aus dem Lebensbereich des Kindes werden eingeführt.

Diskriminationslernen anhand von Bildervorlagen

Die Merkmale von Personen in spe­zifischer Berufskleidung werden ad­ditiv erfaßt.

Wahrnehmungsübungen für Auge und Ohr zum Erkennen von sozia­len Sachverhalten.

Anhand einer Handpuppe werden unterschiedliche Vorlieben für Spielsachen reflektiert.

Handpuppen, die Familienmitglie­der darstellen, werden befragt.

Hlustrationen der Gefühle im Pup­penspiel.

Das Verhalten von Kindern wird durch vorauslaufende Ereignisse er­Gespräch über Lieblingsspeisen

Anhand einer Geschichte werden die relevanten Gefühlsäußerungen besprochen und Gründe dafür ent­wickelt.

Die Reaktion eines Kindes auf das Vollkritzeln seines Bildes wird durchgespielt.

Das Kind wird in ein Puppenspiel miteinbezogen, das die bisherigen Begriffe umsetzt.

Umsetzung der bisherigen Begriffe in Alltagsunterhaltungen, Warum Weil Spiel mit Handpuppen.

Anhand der Fütterung von Spiel­zeugtieren wird der Begriff der Ver­teilungsgerechtigkeit diskriminiert.

zur Ausbildung von Problemlösefertig­keiten(z.B. Alternativlösungen entwik­keln) und schließlich Übungen, die dar­auf abzielen, bei den Eltern selbst Pro­blemlösefertigkeiten auszubilden.

Shure& Spivack(1981) überprüften den Erfolg einer solchen Intervention bei zwanzig 4S5jährigen Kindern, die von ihren Kindergärtnerinnen als verhaltens­auffällig(impulsiv, ungeduldig bzw.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 3, 1988