Nivardo Ischi& Meinrad Perrez+ Verhaltenstherapeutische Intervention in der Schulklasse durch Mediatoren
Tab. 4: Veränderung der behandelten unerwünschten Kindverhaltensweisen im Vergleich zur Veränderung der unbehandelten Verhaltensweisen während der Kontrollperiode und während der Interventionsperiode. Daten der fünf Problemschüler mit 2 Prämessungen(+: bedeutsame Zunahme;=: keine Veränderung und—-: bedeutsame Abnahme). Diese 16 Verhaltensweisen werden erst während der Phase Prae II— Post behandelt. Ischi. N., 1985.
FUENF BEOBACHTUNGSBEDINGUNGEN
EINZELFAELLE PRAE I!- PRAE II PRAE II- POST ZK 01, 06, 10, 11, 12
VERHALTENSWEISEN
UNBEHANDELT
BEHANDELT
Interventionsper iode
PRAE II- POST 56%
Kontrollperiode PRAE I- PRAE II 60
50% 40% 30% 20%
10
Erwünschte Abnahme
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40% 50% unbehandelt"behandelt" unbehandelt behandelt N= 46 N= 16 N= 46 N= 16
bzw. Negative Nebeneffekte [A] w ©© ze>®
Unerwünschte Zunahme
Abb. 4: Prozentuale Veränderung der behandelten unerwünschten Schülerverhaltensweisen und der unbehandelten Verhaltensweisen während der Kontrollperiode und während der Interventionsperiode. Daten der fünf Problemschüler mit zwei Prae-Messungen. Vgl. Tab. 4(Negative Nebeneffekte= unerwünschte Zunahme; ‚behandelt‘= diese 16 Verhaltensweisen werden in der nächsten Phase behandelt).
Diese psychologische Intervention in der Schulklasse nach dem Mediatorenansatz hat zudem auch einen positiven Übertragungseffekt auf die unbehandelten Verhaltensweisen. Auch 46% der unbehandelten unerwünschten Verhaltensweisen nehmen während der Interventionsphase bedeutsam ab. Während der Kontrollperiode kommt dies lediglich in insgesamt 23% der Fälle vor. Auch dieses Ergebnis spricht gegen die Annahme von Symptomverschiebungen. Die folgende graphische Darstellung der Abbildung 4 illustriert diesen Sachverhalt. Zusätzlich zu den fünf Einzelfallstudien mit zwei Prä-Messungen sind auch vier Fälle mit jeweils einer einzigen Prä-Messung beobachtet worden. Unter Berücksichtigung dieser zusätzlichen Fälle stehen uns insgesamt die Daten von 89 unbehandelten(anstatt 46) und von 25 behandelten Verhaltensweisen(anstatt 16) zur Verfügung. Für die Frage, ob mit einem Interventionserfolg eine Symptomverschiebung beobachtet werden kann, ist die Erhöhung der Anzahl Fallstudien und insbesondere die Verdoppelung der Anzahl unbehandelter Verhaltensweisen von großer Nützlichkeit. In allen neun Fallstudien lassen sich keine Symptomverschiebungen im Sinne unserer Kriterien beobachten, da nach der Intervention 56%(n= 14) der behandelten Verhaltensweisen seltener und lediglich 24%(n= 6) häufiger auftreten. Während der Kontrollphase treten 29%(n= 18) unerwünschter Verhaltensweisen häufiger und lediglich 22% (n= 14) seltener auf. Bei den unbehandelten Verhaltensweisen treten nach der Interventionsphase 39%(n= 35) seltener und nur 17%(n= 15) häufiger auf. Durch die Berücksichtigung der Daten der neun behandelten Problemschüler ist das Ausmaß positiver Übertragung auf die unbehandelten Verhaltensweisen etwas weniger hoch als bei der Berücksichtigung der 5 Einzelfallstudien mit je zwei Prä-Messungen (39% anstatt 46%). Eine höhere Auftretenshäufigkeit unbehandelter Verhaltensweisen trifft in 17% anstatt in 13% der Fälle zu. D.h. daß die Ergebnisse der
168 HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 3, 1988