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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Familiäre Umwelt und die Entwicklung

von Risikokindern

Von F. Peterander

Bei der Behandlung von Problemen im Zusammen­hang mit Risikokindern ist man dazu übergegangen, auch die familiäre Umwelt in den Veränderungspro­zeß miteinzubeziehen. Es werden die Fragen gestellt, auf welche Weise sie die kindliche Entwicklung be­einflußt und in welcher Wechselwirkung die unter­schiedlichen Familienvariablen miteinander stehen. Es konnte bislang nachgewiesen werden, daß der so­zioökonomische Status der Eltern, ihr psychisches Befinden, das familiäre Klima und die Qualität der Eltern-Kind-Interaktion als Determinanten des elter­lichen Verhaltens auf die kindliche Entwicklung ein­wirken und im positiven Fall in der Lage sind, zur Kompensation von Geburtsschädigungen oder an­dersartigen Beeinträchtigungen der Kinder beizutra­gen.

Eine von uns durchgeführte Studie konnte zudem zeigen, daß und in welcher Weise die persönlichen Ressourcen der Eltern, ihre inner- und außerfamiliä­ren Belastungen sowie ihre Art, mit dem Kind umzu­gehen, in enger Wechselbeziehung stehen und ent­scheidend eine günstige bzw. ungünstige Kindesent­wicklung mitbestimmen. Es wird aber auch deutlich, daß wir über die Determinanten positiver und ent­wicklungsförderlicher Bedingungen in der Familie ein nur unzureichendes Wissen haben. Dies schließt die Frage nach günstigen Bewältigungsstrategien der Eltern bei Problemkindern mit ein.

Eine kaum mehr überschaubare Anzahl

When dealing with problems concerning high-risk children, we have to include their familiy environ­ment in the modification process. The question is in what way it influences the development of the child and in what way the different family variables inter­act.

It has been shown that the socio-economic status of the parents, their mental conditions, the family cli­mate and the quality of the interaction between par­ents and child are all determinants of the parental behavior that influences the development of the child. They are capable of compensating birth dam­age as well as for other handicaps of the children.

In our study, we showed how the parents personal resources, the stress suffered by them both inside and outside the family, and their manner of dealing with their child, are closely intercorrelated, and to a great degree determine the childs positive or nega­tive development. In addition, it becomes evident that we do not know enough about the determinants of positive conditions that enhance the childs de­velopment within the family. This includes the par­ents favorable coping strategies with problem chil­dren.

von Arbeiten aus den Bereichen der Eth­nologie, Pädagogik, Psychiatrie, Psycho­logie und Soziologie beschäftigt sich seit jeher mit der Frage nach den Bedingun­gen der emotionalen ‚sozialen und kogni­tiven Entwicklung des Kindes(Patterson 1982; MacCoby& Martin 1983; Schnee­wind et al. 1983). Übereinstimmend be­tonen die Autoren in diesem Zusammen­

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hang die Bedeutung der unmittelbaren Umwelt des Kindes.

Seine Entwicklung vollzieht sich einge­bettet im Kontext seiner Umwelt und teilt sich nach außen durch sein Verhal­ten mit. Sie ist gleichsam ein Prozeß, durch den das Kind stets neue Erfahrun­gen erwirbt und fortwährend lernt, sie zu differenzieren. Es entwickelt dabei eigene Vorstellungen hinsichtlich seiner

Wünsche und Bedürfnisse und den von außen an es herangetragenen Erwartun­gen und erlangt auf diese Weise Schritt für Schritt Wissen und Fähigkeiten, die es zu einem Ganzen zu ordnen gilt. Die­se handlungsleitenden Strukturen bilden sich bereits in den ersten Lebensjahren aus und bleiben ständigen Veränderun­gen unterworfen. Entscheidend beteiligt an ihrer Ausprägung sind die familiären

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 3, 1988