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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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weiter auf, daß die Anzahl der Nennun­gen behinderungsspezifischer Begriffe mit fortschreitender Klassenzahl(und damit auch mit dem Alter der Kinder) zunimmt. Bei Umschreibungen ist fest­zustellen,daß diese teilweise sehr undif­ferenziert vorgenommen werden und sich vorrangig auf Bewegungsbeeinträchti­gungen beziehen. Auffallend ist außer­dem, daß von den Kindern der 4. Klasse geistig behindert zehnmal genannt wird.

Faktisches Wissen zum Begriff Körperbehinderung speziell

Frage 2 lautete:Weißt Du, was eine Körperbehinderung ist?

Zu dieser Frage ergibt sich folgendes Ergebnis: Alle 17 Kinder der 1. Klasse, 15 Kinder der 2. Klasse und 16 Kinder der 3. Klasse können den Begriff der Körperbehinderung nicht näher benen­nen und antworten mitWeiß nicht. Vier Kinder der 2. und 3. Klasse ordnen Bewegungsunfähigkeit und Lähmung dem Begriff der Körperbehinderung zu. Genannt wurde: ‚Ja, da ist man behin­dert, da kann man sich nicht mehr bewe­gen;Ja, da ist man am Körper ge­lähmt;Wenn man gelähmt ist, wenn man da wo runterfällt und da geht was genau ins Gnack(Genick) rein und dann ist man gelähmt;Wenn man sich halt nicht so gut bewegen kann. In der 4. Klasse haben 10 Kinder keine Vorstel­lung von Körperbehinderung und beant­worten die Frage ebenfalls mitWeiß nicht.

Ein Kind gibt eine unklare Beschreibung von Körperbehinderung oder dem was es darunter versteht:Da ist irgendein Feh­ler im Körper. Ein Kind äußert sich sehr präzise:Ja, wenn man querschnittsge­lähmt ist. Sieben Kinder halten eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit, be­sonders in den Beinen, für Körperbe­hinderung:Ja, halt wenn man nimmer richtig laufen kann, oder die Hände nim­mer gehen;Wenn man nicht mehr laufen kann;Daß man was nicht bewe­gen kann;Wenn er nicht mehr laufen kann;Der ist am Körper behindert, z.B. am Fuß oder..., nicht am Kopf oder

Alfred Fries& Ralf Gollwitzer+ Kinderantworten zur Körperbehindertenproblematik

so;Ja, daß man z.B. nicht mehr laufen Das Anwachsen des faktischen Wissens zum Begriff Körperbehinderung verläuft wie folgt(in Klammern: Anzahl der rich­tigen Nennungen pro Klasse in Prozent­angaben): 1. Klasse(0%), 2. Klasse (11.8%), 3. Klasse(11.2%), 4. Klasse (47.4%).

Bereich Schule und Körperbehinderung

Zum Bereich Schule und Körperbehin­derung wurden den Kindern Fragen ge­stellt, die unterschiedliche Aspekte auf­zeigen sollten.

Frage 3 lautete:Können körperbehin­derte Kinder zur Schule gehen?

Von 22 Kindern der 1. Klasse waren 16 Schüler der Meinung, körperbehinderte Kinder können nicht zur Schule gehen. Dafür stehen zwei ausgewählte Begrün­dungen der Kinder, dieNein sagten. Kind 1:Weil sie nicht schreiben kön­nen. Weil die Arme gelähmt sind. Kind 2:Weil sie manchmal die Ande­ren anstecken, oder weil sie im Rollstuhl sitzen, können sie meistens nicht gehen. Ein Kindwußte es nicht.

Fünf Kinder bejahten die Schulfähigkeit, wovon ein Kind der Überzeugung war, daß das körperbehinderte Kind dazu Krük­kenbenötige. Von 17 Kindern der 2. Klas­se waren 3 Schüler der Meinung, daß körperbehinderte Kinder nicht zur Schu­le gehen können.

Die restlichen 14 Kinder bejahten die Schulfähigkeit körperbehinderter Kinder. Davon hielten zwei Kinder ein Internat oder eineandere Schule,... weil sie ja mit dem Mund schreiben, für ange­bracht.

Von den 18 Kindern der 3. Klasse sprach sichein Schüler gegen die Schulfähigkeit körperbehinderter Kinder aus, der Rest bejahte diese. Vier Kinder gaben hierfür folgende Erläuterungen bzw. Einschrän­kungen:

Kind 3:Ja, wenn sie Freunde haben, die ihn schieben können zur Schule.

Kind 12:In Wört ist doch sowas. Kind 17:Ja, da fährt dann ein extra Bus,

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 1, 1993

wo sie reinkommen mit dem Rollstuhl und so.

Kind 18:Die gehen halt in so eine andere Schule, weil in einer normalen kommen die nicht mit, weil da alles zu schnell geht.

In der 4. Klasse bejahten von 19 Kindern 17 Schüler die Schulfähigkeit körperbe­hinderter Kinder. Ein Schüler verneinte dies. Ein Schüler war sich nicht ganz sicher, er äußerte folgendes:Nein,... weil, doch geht schon. Zusammenfassend kann festgehalten werden: Von den Schülern der 1. Klasse stimmten 27.3%, von den Schülern der 2. Klasse 82.4%, von den Schülern der 3. Klasse 89.5% und von den Schülern der 4. Klasse 94.5% der Frage zu, daß körperbehinderte Kinder eine Schule be­suchen können.

Frage 4 beinhaltet mögliche Schwierig­keiten von körperbehinderten Kindern in der Regelschule. Frage 4 lautete:Gibt es für ein körper­behindertes Kind Schwierigkeiten, wenn es Deine Schule hier besuchen würde? Die Ergebnisse zu dieser Frage können wie folgt zusammengefaßt werden: Die Anzahl der Antworten, die bein­halten, daß Körperbehinderte keine Pro­bleme beim Besuch der Regelschule ha­ben, verteilt sich folgendermaßen:

1. Klasse 11 Nennungen(50%),

2. Klasse 6 Nennungen(35,2%),

3. Klasse 7 Nennungen(38.8%),

4. Klasse 5 Nennungen(26,3%). Probleme in den Kulturtechniken und Allgemeine Probleme im Unterricht wur­den in folgender Häufigkeit von den be­fragten Grundschulkindern geltend ge­macht: In der 1. Klasse in einer Häufig­keit von 13.36%, in der 2. Klasse in einer Häufigkeit von 23.52%, in der 3. Klasse in einer Häufigkeit von 50.0% und in der 4. Klasse in einer Häufigkeit von 52.6%. Im einzelnen wurden u.a. folgende Ant­worten gegeben:Nicht schreiben kön­nen;Nicht rechnen können;Nicht gescheit reden können, dann verstehen es die anderen nicht;Nicht bücken beim Turnen;Kann nicht denken. Die zu­letzt genannte Antwort wurde einmal gegeben, und zwar von einem Kind der 4. Klasse.

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