Psychometrische Tests
bei mental retardierten Kindern
Von Heinz Süss-Burghart
104 Kinder wurden mit der ‚‚Kaufman Assessment Battery for Children“(K-ABC), der ‚„Snijders Oomen nicht-verbale Intelligenz Testreihe für junge Kinder“ (SON) und den„Reynell Sprachentwicklungsskalen“ (REYNELL) diagnostiziert; 55 Kinder waren lernbehindert, 49 geistig behindert. Die Validität der K-ABC wurde mit SON und REYNELL verglichen; Unterschiede in den Fähigkeitsprofilen der lern- und geistig behinderten Kinder beschrieben. In allen Tests berechneten sich signifikante und hochsignifikante Untertestdifferenzen. Die Subtests der K-ABC prüfen heterogene Fähigkeiten, die Testkonstruktion war valide. Die SON mißt weniger Fähigkeiten als die K-ABC, die Kinder erreichen hochsignifikant höhere Werte. Der REYNELL ist eine sinnvolle Ergänzung zur SON, bietet aber wenig zusätzliche Informationen zur K-ABC. Die K-ABC differenzierte die Fähigkeitsstrukturen der lern- und geistig behinderten Kinder: letztere waren relativ gut in der Verarbeitung visueller Reize und hatten besondere Schwächen bei Aufgaben, die hohe Aufmerksamkeit und die Umsetzung in aktive Sprache und Feinmotorik fordern.
The Kaufman Assessment Battery for children(K-ABC), the Snijders Oomen Non verbal Intelligence Test(SON) and the Reynell Developmental Language Scales(RDLS) were administered for the assessment of 104 EMR and TMR children. The purpose of the study was to test validity aspects of K-ABC incomparison to SON and REYNELL and to look for special subtest profiles in the extreme groups of learning disabled(N= 55) and mentally retarded(N= 49) children.
Subtest scores differed significantly in all instruments. Validity scores were high in the K-ABC. SON seems to assess a rather homogenous set of abilities; IQ scores were significantly higher in the relation to the K-ABC. The Reynell scales seem to improve diagnostic information given by SON, but little improvement in combination with K-ABC.
Subtest scores were significantly different in both populations. The K-ABC profiles revealed special abilities in visual memory in the EMR and TMR children and special deficits in the TMR children in combinatin of attachment and hand movement organization or language production.
Einleitung und Fragestellungen
In der Diagnostik jüngerer oder schwer mental retardierter Kinder wurden bislang Entwicklungtests oder Testbatterien zur Prüfung von Einzelfähigkeiten verwendet; differenzierte Intelligenztests standen erst ab dem Vorschulalter zur Verfügung. Seit Ende 1991 gibt es die„Kaufman Assessment Battery for Children“(K-ABC)(Melchers& Preuß 1991), die unterschiedliche Entwicklungsbereiche differenziert prüft, testtheoretisch sehr gut abgesichert und von 2 1/2 bis 12 1/2 Jahre anwendbar ist Es wird untersucht, ob der Test auch in der
Diagnostik klinischer Populationen valide ist und welche diagnostischen Möglichkeiten das Verfahren im Vergleich mit einer Testbatterie aus der„Snijders Oomen nicht-verbale Intelligenztestreihe für junge Kinder“(SON)(Snijders& Snijders Oomen 1977) und den„Reynell Sprachentwicklungsskalen“(Reynell 1977) bietet.
Die Frage nach Unterschieden in den Fähigkeitsprofilen lernbehinderter und geistig behindeter Kinder wird anhand der Subtestergebnisse und-zusammenhänge erörtert(Extremgruppenvergleich).
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 2, 1993
Die Tests
Die K-ABC besteht aus 3 Skalen mit maximal 16 Untertests. Zwei Skalen (Einzelheitliches Denken(SED) und Ganzheitliches Denken(SGD)) prüfen die intellektuellen Fähigkeiten des Kindes, die dritte(Fertigkeiten(FS)) mißt das erworbene Wissen. Alle drei Skalen ergeben IQ-Werte, die beiden intellektuellen Skalen einen Gesamt-IQ(SIF). In der Untersuchung wurden die Ergebnisse von 11 Subtests berücksichtigt. Die SON besteht aus 5 Untertests, die getrennt bewertet werden und einen Gesamt-IQ ergeben. Die SON wird ohne
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