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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Christian Klicperaetal.- Lesenlernen in den ersten beiden Klassen der Sonderschule

ziehungen zwischen Graphemen und Phonemen von Anfang an auch auf das Lesen neuer Wörter anzuwenden. Für die lernbehinderten Kinder ist hingegen das Set der im Leseunterricht eingeführ­ten Wörter frühzeitig zu groß und sie werden zudem bei einem analytisch-syn­thetischen Leseunterricht bereits früh­zeitig an die Aufgabe herangeführt, die Wörter(synthetisch) zu erlesen, was ih­nen große Mühe bereitet.

Fortschritte im Lesen in der 2. Klasse

Untersuchungsmethode

1a. Untersuchungsgruppe in den Son­derschulen: Von den 27 Schülern der 2. Klasse in den Allgemeinen Sonder­schulen waren 8 in der Sonderschule eingeschult worden, die übrigen hatten zuvor die Volksschule besucht und im Verlauf oder am Ende der 1. Klasse in

Volksschüler

kurze Wörter

Volksschule: gute/durchschn. Leser 1. Kl. schwache Leser 1. Klasse

gute/durchschn. Leser 2. Kl. schwache Leser 2. Kl.asse

die ASO übergewechselt. Nach den schulpsychologischen Gutachten hatten die Kinder einen durchschnittlichen Intelligenzquotienten von 77(67-93). Alle außer 2 Kinder waren nach der 1. Klasse direkt in die 2. Klasse aufge­stiegen, 2 Kinder wiederholten die 2. Klasse Sonderschule.

1b. Untersuchungsgruppe in der Volks­schule: Die Untersuchung wurde an einer Wiener Grundschule mit einem Einzugsgebiet, das überwiegend der unteren Mittelschicht zuzuordnen ist, durchgeführt. Aus je drei Klassen der 1. bis 2. Klassenstufe nahmen insgesamt 142 Kinder teil. Diese Kinder wurden (unter Berücksichtigung sowohl der Lesezeit wie der Lesefehler) auf dem Individuellen Lesetest jeweils in zwei Gruppen unterteilt:

Kinder mit einem Prozentrang unter 15 (pro Klassenstufe 8 Kinder) und Kinder mit einem Prozentrang über 30(pro Klassenstufe 38 bzw. 42 Kinder).

Sonderschüler

RE a RR

--

Volksschüler

2. Testmaterial: Für denIndividuel­len Lesetest wurden 6 Wortlisten zu je 15 Wörtern zusammengestellt, in denen die Faktoren Worthäufigkeit, Wortlänge und Bestandteil der deutschen Sprache systematisch variiert wurden.

a. Worthäufigkeit: Bei der Bestimmung häufiger und seltener Wörter orientier­ten wir uns an dem ‚Deutschen Grund­wortschatz von Plickat(1983). Als häu­fig wurden Wörter aus dem Kernwort­schatz und dem engeren Grundwort­schatz bezeichnet, als selten Wörter aus dem erweiterten Grundwortschatz.

b. Wortlänge: Zur Bestimmung des Einflusses der Wortlänge wurden Listen von einsilbigen Wörtern und Listen dreisilbiger Wörter verglichen.

c. Bestandteil der deutschen Sprache (richtige Wörter gegen Pseudowörter): Den richtigen Wörtern alles Nomina wurden sinnlose Silben bzw. Pseudo­wörter mit hoher orthographischer Regu­larität gegenübergestellt.

Die 6 von den Kindern zu lesenden Li­

Sonderschüler

Sonderschule: 2. Kl. Anfang

2. Kl. Ende EEE

Abb. 3: Prozentsatz falsch gelesener Wörter bei den Wortlisten des Individuellen Lesetests(H= häufige, S= seltene, P= Pseudowörter): Vergleich von durchschnittlichen und schwachen Lesern in der Grundschule Ende der 1. und der 2. Klasse sowie lernbehinderter Schüler in der Sonderschule Anfang

und Ende der 2. Klasse.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 3, 1993

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