Wolfgang Plaute+ Lebenspraktische Fertigkeiten bei Geistig- und Mehrfachbehinderten
nen Autoren als die beste Methode zur quantitativen Bestimmung von Ergebnissen aus Einzelfallstudien angeführt (vgl. Gingerich 1984, White et al. 1989). Die Effekt-Stärke d wird nach folgender Formel berechnet:
d=(X,-X)/SD.
led
In dieser Formel gibt X, den Mittelwert der Treatmentphase, X_ den Mittelwert der Baseline und SD, die gepoolte Standardabweichung zwischen Treatment- und Baselinephase an. Die gepoolte Varianz SD, ‚wird nach folgender Formel berechnet(vgl. Glass 1976):
De [m- 1S)?+(mn,- 1)(S)*/(nm,+n,-2)
Das so berechnete Maß der”Effekt-Stärke” ist eine standardisierte Größe und kann als die Anzahl der Standardabweichungen interpretiert werden, um die sich Treatment- und Baselinephase unterscheiden(vgl. White et al. 1989). Die Berechnung der Effekt-Stärke d nach dieser Formel geht davon aus, daß keine besondere Datenstruktur(z.B. Trends) erkennbar ist, was in den vorliegenden Studien auch nicht der Fall ist. Indiesen Studien wird meist ein MultipleBaseline-Design über Personen oder Situationen verwendet. Um die Anzahl der Meßpunkte zu erhöhen, ist es möglich, verschiedene Baselines zusammenzufassen. Die Festlegung, welche Baselines miteinander kombiniert werden können, erfolgt dabei nach theoretischen und inhaltlichen Kriterien. Nach ausführlichen, inhaltlichen Analysen der Studien (vgl. auch Westling& Floyd 1990) kann zunächst festgestellt werden, daß in jedem Fall ein hoher Leistungszuwachs erzielt wurde, unabhängig von der Methode des Trainings. Es wird daher in dieser Studie darauf verzichtet, jede Trainingsmethode getrennt zu erheben. Als Treatmentvariable wird lediglich erhoben, ob es sich bei dem jeweiligen Training um a) reines Simulationstraining, b) reines In- Vivo-Training, c) einer Kombination aus a)+ b) oder d) um ”General-Case-Method” handelt.
Bei genügend großer Anzahl an Meßpunkten und ausreichender Varianz der Daten kann auch für jede Baseline die
Effekt-Stärke berechnet werden. Es ist allerdings darauf zu achten, daß die Baselines unabhängig voneinander sind (vgl. White et al. 1989). So werden nur beizwei Studien(McDonnell& Ferguson 1986; Sprague& Horner 1984) je zwei Trainings-Ergebnisse unterschieden, da die beiden Methoden bei verschiedenen Versuchspersonen durchgeführt wurden und zu unterschiedlichen Ergebnissen führten. Für alle anderen Studien wird jeweils nur ein Gesamt-Ergebnis berücksichtigt.
Einzelne Studien sind nicht als Einzelfallstudien angelegt(vgl. Marchettietal. 1984; Marchettietal. 1983; Matson 1986) und berichten F-Werte als Ergebnis. Mit Hilfe des Computer-Programms”Meta Analysis Version 5.1"(vgl. Scharzer 1988) können diese F-Werte sehreinfach in Effekt-Stärken umgewandelt werden.
Meta-Analyse
Wie bereits angesprochen, werden die Ergebnisse der Primäruntersuchungen durch Effekt-Stärken ausgedrückt; darüber hinaus werden verschiedene Variablen der einzelnen Untersuchungen erhoben und statistisch analysiert. Die untersuchten Studien weisen meist drei charakteristische Phasen auf: 1. Baseline-Phase, 2. Trainings-Phase und 3. Generalisations-Phase(nicht in allen Studien).‘ In den meisten Studien liegen für jede dieser drei Phasen Daten-Punkte(in graphischer Form) vor, so daß nach der oben beschriebenen Methode drei verschiedene Effekt-Stärken berechnet werden. Effekt-Stärke 1(efl): gibt den Effekt zwischen abgeschlossenem Training und der Baseline(Tr-Bl) an. Diese EffektStärke zeigt den eigentlichen Effekt des Trainings. Häufig wurden nach Beendigung des Trainings die Leistungen in eigenen Einheiten ermittelt, war dies nicht der Fall, wurden die letzten fünf Meßpunkte des Trainingsprogrammes als Ergebnis des Trainings gewertet. Effekt-Stärke 2(ef2): stellt den Unterschied zwischen der Generalisationsphase und der Baseline(Ge-Bl) dar.
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVIII, Heft 1, 1992
Selbstverständlich istdieses Ergebnis abhängig von der Höhe der Trainingsleistung und spielt in weiteren Untersuchungen keine besondere Rolle. Die Ermittlung dieser Leistung ist jedoch Voraussetzung, um die Effekt-Stärke 3 berechnen zu können.
Effekt-Stärke 3(ef3): beschreibt den Unterschied zwischen der Trainingssituation und der Generalisationsphase(Tr-Ge). Damit wird ausgedrückt, wieviel der erlernten Trainingsleistung auf neue, ungeübte Situationen übertragen werden kann.
In Tabelle 2 sind für jede Studie die Anzahl der zur weiteren Berechnung erhobenen Meßpunkte der drei Phasen(Baseline(n), Training(n_,) und Generalisation (n_„)), die drei Effekt-Stärken und die Interrater-Reliabilität für die abhängige Variable angegeben.
Nicht in allen Studien wurde die Leistung in Generalisationsphasen getestet bzw. konnte nicht immer klar aus den Daten herausgearbeitet werden, so daß für manche Studien nur die Daten der Trainingsphasen vorliegen und daher auch nur die Effekt-Stärke 1 berechnet werden konnte.
In Tabelle 3 sind die wichtigsten deskriptiven Daten(Mittelwert, Modalwert, Minimum, Standardfehler, Standardabweichung, Maximum, Median, Varianz und Anzahl der Fälle) der drei Effekt-Stärken dargestellt.
Der Mittelwert der Effekt-Stärke 1 gibt die durchschnittliche Effekt-Stärke für den Erfolg des Trainings an und beträgt 5.279. Danach liegen die Leistungen nach dem Training durchschnittlich mehrals 5 Standardabweichungen über den Leistungen der Baselinephase. Die niederste Effekt-Stärke beträgt 0.52(Horner et al. 1986) und die höchste 15.02(Bourbeau et al. 1986). Bei herkömmlichen EffektStärken von 0.3 bis 0.5 in den Sozialwissenschaften wird dieses Ergebnisnoch ausführlich zu diskutieren sein.
Die Effekt-Stärken bezüglich der Generalisationsphasen korreliert hoch mit den Ergebnissen des Trainings(r=.8843; p=.000). Je höher die Trainingsleistungen sind, umso höher sind auch die Generalisationsleistungen. Durchschnittlich sind die
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