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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Reinald Zuleeg* Die Levanaschulen in Nürnberg

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Ein Hauptgefihtspunkt für den Stundenwechjel liegt in dem Grundjage, dafs die fih fortfegende Vethätigungsart den Unterfhied des Gegenftandes, die unterfdhiedene Bethätigungsart die Gleichheit oder Verwandtfhaft des Gegenftandes verlangt. Fe zwei Stunden bilden eine Einheit und verlangen. nah fih eine vierteljtündige Paufe. Die Neligionsfjtunde gibt in angemefjener Weife den Beginn und den Schluf8 des | Wochenunterridhte8 ab. Die Nachmittagsftunden befchließt im Winter das gqymnaftijdde und Singfpiel, im Som: | merhalbjahr das Schwimmen und Baden. Aın Mittwoch und Samstag Nachmittag ift im Winter und Sommer Wanderung.

Hausaufgaben werden in der Levanafjdule nicht gegeben. Im Haufe müfjen die Kinder von der f Schularbeit befreit fein.

Aug Schauprüfungen oder fogenannte Soirken finden nicht ftatt,

Dagegen ift der Bejuch der Levanajcdhulen täglid Jedermann geftattet, um fihH von der Art des Unter­richtes, der Behandlung und den Fortfchritten der Kinder durd) die eigene Anjdhauung zu Überzeugen. Auch wird die Schule ihre Fefjttage und ErinnerungsS feiern haben, an welden fi die Schüler, die Eltern und Freunde der Jugend zur ernften Erhebung wie zur jrohen Gemeinfchaft in der Anftalt verfanımeln,

Die Bedingungen der Aufnahme in den Kindergarten und die Levana-Clementarfchule find:

1) Der Eintritt gefchieht am zwedmäßigften zu Beginn des Winter: und Sommerhalbjahr8, kann aber bedingungsSiweife auch zu jeder andern Zeit gejdhehen. Der Austritt kann aber nur mit Ablauf eines Quartal8 erfolgen und ift derfelbe immer einen Monat zuvor bei der Direktion anzuzeigen. Die Quartale beginnen mit Anfang Oktober, Januar, April und Auguft, die Schulhalbjahre am 1. Oktober und 1. April.

2) Die Ferien fallen zwijhen Weihnachten und Neujahr, und acht Tage vor Oftern; die Herbftferien dauern vom 15, Auguft bis 1. Oltober.

3) Das Schulhonorar beträgt für jede8 Kind, daS den Kindergarten oder die Slementarfehule befucht, zwei Gulden

| monatlich. Der Betrag wird im Vorhinein zu Anfang eine8 jeden Monat8 gezahlt. Die Zahlungsverbindlichleit beginnt mit den Monat der Aufnahme und gilt auch bei Nichtbefuch der Schule, wenn die Entlaffung nicht erfolgt ift, fo wie für die Ferien.

4) QU8 Beitrag für das Schulmufeum und die Schulbiblivthek werden vierteljährig dreißig Kreuzer erhoben.

5) Jın Kindergarten wird das Spiel: und Yefchäftigungsmaterial unentgeldlidh gegeben; in der Elementarfchule muj8 jedes Kind für feine Bücher, Schriften und fein Arbeitamaterial felber forgen.

6) Um den Eltern das undequeme Bringen: und Abholenlaffjen der Kinder zu erfparen, ift die Sinrichtung getroffen, dafs diefelben im Winter von 9 Uhr in der rühe bi 4 Uhr Nachmittags im Sommer bis 5 Uhr in der Anftalt verbleiben Fönnen. Diefje übernimmt bei Kindern, welche fih ihr Mittageffen nicht mitbringen, gegen eine tägliche Ber: gütung von vier Kreuzern die Verabreichung von einer Taffe Bouillon mit Ei und Semmel. Auf Verlangen kann aud) ein volljtändigeS Mittagsmal, Frühftüc und Vesperbrod verabreicht werden...

7) Die Verbindung zwijchen der Anftalt und der Stadt ijt durch einen Omnibus geregelt; diejer fährt in der Frühe um

7,9 und um 9 Uhr am Weinmarkt am SGajthof zum SEjfigbrätlein, wofjelbjt cin eigener Wartjaal gemiethet

ijt ab, und bringt die Kinder um 4 und um*/,5 Uhr unter fiherer Begleitung dahin zurüg. Für alle Levana­

jhüler find die Fahrten frei. Außerdem fährt in der Zwijdhenzeit regelmäßig zu beftimmten Stunden der Mögeldorfer Omnibus, der bei Tretter am Lauferthor jeinen Stand hat und bei dem Anftaltsgebäude neben dendrei Linden Halt madt.

Ganzpenfionäre zahlen 200 fl. jährlich, in vierteljährigen Naten im Vorhinein. AuchJhiwächliche,fhtwadbegabte

und in den Sffentlihen Schulen oder im Privatunterrichtezurücbleibende Kinder finden Aufnahme und eine ihrem

individuellen Bedürfniffe entjprechende Pflege und ärztlidhe Behandlung. Die Levanalehrmittel haben fich bei diejen Kin: dern al8 wirkjame Heilmittel bewährt.

Jungen Mädchen ijt Gelegenheit geboten, fih zu Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen oder Erzieherinnen auszubilden; ebenfo

Können Jünglinge, welche fidh für die Ausübung der Levanamethode befähigen wollen, Aufnahme finden. Beide Theile

müffen da8 fechzehnte Jahr zurücgelegt haben und den Nachweis der nöthigen Vorbildung geben. Sine gute Singftimme

und mufifalijdhes Gehör, Formen: und Farbenverftändnif, Neigung und Befähigung mit Kindern umzugehen, find unerläfslide Bedingungen. Der Ausbildungskurjus dauert zwei Jahre.

IL. Die Schule für die Firauenarbeit,

Srundbeftimmungen,#t

Der Zwed der Schule ift: Wedung und Pflege des weibliden Kunftgefühls und die Ausbildung des Fünftleri[d-praktijden Arbeitsvermögens der Frauen. In diefem Wirken und Streben follen mit der Entwid­Iung des weiblidhen Kunftgefdmades und Kunfturtheilz auch neue Gebiete für die felbftändige LeiftungsSfähig: | feit der Frauen gewonnen werden und die bisher von ihnen betriebenen Arbeiten auf dem Wege der For: 4 Ihung und eines thätigen Selbftfchaffens zu erhöhter Geltung gelangen. S | I. Die Schule wird am 15. Dktober d. Z. eröffnet und gliedert fidh in folgende Atelier8:

1. Daz Atelier für Flecht=z, Striz, Knüpf: und Häkelarbeit, für Neg:- und Spigenwerk,

2. Das Atelier für Flach: und Neliefftiderei.(Weiß:, Gold: und Buntftiderei).

3. Das Atelier für das Zufhneiden und die Näharbeit.

4. Das Atelier für die Puß- und die Blumenarbeit.

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HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 1, 1992 49