Buchbesprechungen
takt mit sich selbst sowie deren Auswirkungen auf das Geschehen in der Förderstunde.
Teil 2 des größeren Kapitels“Einzelfragestellungen der Sprachtherapie” steht unter dem Oberbegriff“Beeinflussung des sozialen Umfeldes”.
Breckow, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Köln, berichtet über Konzeptionen zur Elternarbeit, über die Einbeziehung der auf das Sprachverhalten großen Einfluß habenden Bezugspersonen, gelten Eltern doch als die wichtigsten Früherzieher ihrer Kinder und als Hauptträger von Sozialisierungsprozessen. Dargestellt werden Konzeptionsbeispiele lern-, kommunikations- und gestalttheoretisch orientierter Elternarbeit sowie Formen der Gesprächsführung.
Der Arzt und Familientherapeut Steffen beschäftigt sich mit systemischer Denkweise: miteinander in Beziehung stehende Teile bilden ein Ganzes, das mehr ist als die Summe der Teile.
Steffen berichtet über die Rolle des Psychotherapeuten, stellt verschiedene Ansätze der Familientherapie dar und erläutert an Fallbeispielen Familientherapie bei Sprachbehinderungen und Sprechstörungen.
Das Kapitel zur Beeinflussung des sozialen Umfeldes schließt mit einer Arbeit des Sonderschulrektors Küster zur Umfeldarbeit als Teilbereich des therapeutischen Planungskonzeptes.
Küster weist auf Stigmatisierungsprozesse Sprachbehinderter und ihrer Familien hin, auf althergebrachte, verfestigte Vorurteile gegenüber den Sonderschulen, auf Entfremdungs- und Isolierungstendenzen sprachbehinderter Schüler zu ihren gleichaltrigen Spielkameraden am Wohnort aufgrund langer und weiter Anfahrtswege zu entfernt liegenden Sonderschulen, zieht ein Resümee und zeigt Perspektiven einer sich verändernden Sonderschule für Sprachbehinderte auf, deren politischer Auftrag es auch ist, dezentralisierte integrierte Organisationsformen zu entwickeln und mehr noch als bisher über die pädagogisch-therapeutische Arbeit mit sprachgestörten Schülern Aktivitäten zu entfalten bei der Beratung im Rahmen der Früherkennung und Frühförderung, bei Informations- und Aufklärungsaktionen, bei der Kooperation mit Sprachheilambulanzen, Gesundheitsämtern, audiologischen Zentren, psychologischen Beratungsstellen, Arztpraxen, Kliniken, Jugendämtern, Kindergärten, Schul- und Sonderkindergärten sowie Schul- und Sonderschulinstitutionen.
Grohnfeldt schließt sein Buch mit Fragen zur Definition und Erfassung von Sprachstörun
gen, zur Gestaltung von sprachtherapeutischen Interventionsprozessen, zum Therapiebegriff, zur Effektivität therapeutischer Maßnahmen sowie zur Sinn- und Wertfrage sprachtherapeutischen Handelns.
Fazit:
Ein roter Faden zieht sich durch alle Beiträge: Ganzheitlichkeit und Interdisziplinarität. Begniffe, die nicht neu, aber doch schon fast zu Modewörtern verkommen sind. TheoriePraxiskluft hat dazu beigetragen. Bekenntnisse zur Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit blieben nicht selten genug Lippenbekenntnisse einzelner Autoren verschiedenster Fachdisziplinen, denen die Fachvertreter vor Ort jedoch nicht genügend zu folgen vermochten oder aus berufspolitischem Eigeninteresse und Monopolansprüchen auch nicht wollten. Entsprechende Rahmen- und Finanzierungsbedingungen sprachtherapeutischer Arbeit tun ein übriges.
Daß es sich bei Sprachstörungen nicht allein um ein sprachpathologisches Phänomen handelt, das von der individuellen Lebensgeschichte und Lebensbedingung getrennt gesehen werden kann und dementsprechend mehrdimensional ausgerichtete therapeutische Zugangsweisen erfordert, ist keine Erkenntnis jüngster Zeit, aber es ist ein Verdienst aller Autoren, diesen Forschungsstand und Trend nochmals unter verschiedenen Blickwinkeln herauszustellen. Die meisten Autoren haben ihre Gedanken bereits an anderen Stellen und in Fortbildungsveranstaltungen vorgetragen, so daß der interessierte Leser nichts grundsätzlich Neues erwarten darf. Aber Handbücher erfüllen auch eine andere Funktion. So ist es dem Herausgeber durchaus geglückt, eine gute Übersicht über den gegenwärtigen Diskussionsstand in der Sprachtherapie darzustellen, grundlegende theoretische Positionen schwerpunktmäßig zu beleuchten und Ansätze zu einer praktischen Realisierung aufzuzeigen.
Das Buch ist Lesern zu empfehlen, die den aktuellen Forschungs- und Arbeitsstand in komprimierter Form dargelegt haben möchten und aus zeitökonomischen Gründen nicht die entsprechende Primärliteratur lesen können. Etwas bedauerlich ist der wohl unvermeidbar hohe Preis einer Ganzleinenausführung, der ein solches Grundlagenwerk gerade für Berufsanfänger und Studenten möglicherweise zu teuer werden läßt. Gespannt sein darf man auf die praxisorientierteren Folgebände:
Band 2: Störungen der Aussprache; Band 3: Störungen der Semantik; Band 4: Störungen der Grammatik; Band 5: Störungen der Rede
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 1, 1992
Neu erschei nungen
a, Ks Ingrid Böhm u. a.(Hrsg.) A
Gemeindepsychologisches Handeln: ein Werkstattbuch 340 Seiten, kart., ca. DM 42Marianne Krause Jacob Erfahrungen mit Beratung und Therapie Veränderungsprozesse aus der Sicht von KlientInnen
ca. 250 Seiten, kart., ca. DM 34,Thomas Giernalczyk
Therapie ohne Ende
Die mehrfache Nutzung
von Psychotherapie
144 Seiten, kart., DM 26,Theodor Thesing Heilerziehungspflege
Ein Lehrbuch zur Berufskunde
ca. 200 Seiten, kart., ca. DM 28,Peter Flosdorf
Heimerziehung im Wandel Eine filmische Dokumentation über die Geschichte der Heimerziehung, ihre Einordnung in das System der Jugendhilfe sowie die Konzepte und Methoden der Heimerziehung. VHS-Kassette incl. Begleitheft
ca. DM 80,
Norbert Wieland u. a.
Ein Zuhause— kein Zuhause Lebenserfahrungen und-entwürfe heimentlassener junger Erwachsener ca. 200 Seiten, kart., ca. DM 30,Walter-Fürst
Die Erlebnisgruppe
Ein heilpädagogisches Konzept für soziales Lernen
ca. 260 Seiten, kart.,
ca. DM 38,
Hubertus Junge
Streitobjekt Jugendhilfe Kommentare 1978— 1991
223 Seiten, kart., DM 22,Hubertus Junge
Zwischen Fordern
und Gewähren
Erziehen in
veränderten Lebenswelten Freiburger Sozialpädagogische Beiträge, Band 22, ca. 240 Seiten, kart. ca. DM 28,
Albert Mühlum/Eike Kemper Rehabilitation in Berufstörderungswerken Konzeption, Organisation, Ergebnisse
ca. 180 Seiten, kart., ca. DM 26,Heinrich Berger/Ulla Schirmer(Hrsg.) Sozialpsychiatrische Dienste Entwicklung, Konzepte, Praxis
ca. 296 Seiten, kart., ca. DM 38,
Lambertus-Verlag GmbH
D-7800 Freiburg im Breisgau