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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
Seite
55
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takt mit sich selbst sowie deren Auswirkun­gen auf das Geschehen in der Förderstunde.

Teil 2 des größeren KapitelsEinzelfrage­stellungen der Sprachtherapie steht unter dem OberbegriffBeeinflussung des sozia­len Umfeldes.

Breckow, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Köln, berichtet über Konzeptionen zur Elternarbeit, über die Einbeziehung der auf das Sprachverhalten großen Einfluß ha­benden Bezugspersonen, gelten Eltern doch als die wichtigsten Früherzieher ihrer Kinder und als Hauptträger von Sozialisierungs­prozessen. Dargestellt werden Konzeptions­beispiele lern-, kommunikations- und gestalt­theoretisch orientierter Elternarbeit sowie Formen der Gesprächsführung.

Der Arzt und Familientherapeut Steffen be­schäftigt sich mit systemischer Denkweise: miteinander in Beziehung stehende Teile bil­den ein Ganzes, das mehr ist als die Summe der Teile.

Steffen berichtet über die Rolle des Psycho­therapeuten, stellt verschiedene Ansätze der Familientherapie dar und erläutert an Fall­beispielen Familientherapie bei Sprachbe­hinderungen und Sprechstörungen.

Das Kapitel zur Beeinflussung des sozialen Umfeldes schließt mit einer Arbeit des Sonderschulrektors Küster zur Umfeldarbeit als Teilbereich des therapeutischen Planungs­konzeptes.

Küster weist auf Stigmatisierungsprozesse Sprachbehinderter und ihrer Familien hin, auf althergebrachte, verfestigte Vorurteile gegenüber den Sonderschulen, auf Entfrem­dungs- und Isolierungstendenzen sprachbe­hinderter Schüler zu ihren gleichaltrigen Spielkameraden am Wohnort aufgrund lan­ger und weiter Anfahrtswege zu entfernt lie­genden Sonderschulen, zieht ein Resümee und zeigt Perspektiven einer sich verändern­den Sonderschule für Sprachbehinderte auf, deren politischer Auftrag es auch ist, dezentra­lisierte integrierte Organisationsformen zu entwickeln und mehr noch als bisher über die pädagogisch-therapeutische Arbeit mit sprachgestörten Schülern Aktivitäten zu ent­falten bei der Beratung im Rahmen der Früherkennung und Frühförderung, bei Informations- und Aufklärungsaktionen, bei der Kooperation mit Sprachheilambulanzen, Gesundheitsämtern, audiologischen Zentren, psychologischen Beratungsstellen, Arzt­praxen, Kliniken, Jugendämtern, Kindergär­ten, Schul- und Sonderkindergärten sowie Schul- und Sonderschulinstitutionen.

Grohnfeldt schließt sein Buch mit Fragen zur Definition und Erfassung von Sprachstörun­

gen, zur Gestaltung von sprachtherapeuti­schen Interventionsprozessen, zum Thera­piebegriff, zur Effektivität therapeutischer Maßnahmen sowie zur Sinn- und Wertfrage sprachtherapeutischen Handelns.

Fazit:

Ein roter Faden zieht sich durch alle Beiträ­ge: Ganzheitlichkeit und Interdisziplinarität. Begniffe, die nicht neu, aber doch schon fast zu Modewörtern verkommen sind. Theorie­Praxiskluft hat dazu beigetragen. Bekennt­nisse zur Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit blieben nicht selten genug Lippenbekenntnisse einzelner Autoren ver­schiedenster Fachdisziplinen, denen die Fachvertreter vor Ort jedoch nicht genügend zu folgen vermochten oder aus berufspoliti­schem Eigeninteresse und Monopolansprü­chen auch nicht wollten. Entsprechende Rah­men- und Finanzierungsbedingungen sprach­therapeutischer Arbeit tun ein übriges.

Daß es sich bei Sprachstörungen nicht allein um ein sprachpathologisches Phänomen han­delt, das von der individuellen Lebensge­schichte und Lebensbedingung getrennt ge­sehen werden kann und dementsprechend mehrdimensional ausgerichtete therapeuti­sche Zugangsweisen erfordert, ist keine Er­kenntnis jüngster Zeit, aber es ist ein Ver­dienst aller Autoren, diesen Forschungsstand und Trend nochmals unter verschiedenen Blickwinkeln herauszustellen. Die meisten Autoren haben ihre Gedanken bereits an an­deren Stellen und in Fortbildungsveranstal­tungen vorgetragen, so daß der interessierte Leser nichts grundsätzlich Neues erwarten darf. Aber Handbücher erfüllen auch eine andere Funktion. So ist es dem Herausgeber durchaus geglückt, eine gute Übersicht über den gegenwärtigen Diskussionsstand in der Sprachtherapie darzustellen, grundlegende theoretische Positionen schwerpunktmäßig zu beleuchten und Ansätze zu einer prakti­schen Realisierung aufzuzeigen.

Das Buch ist Lesern zu empfehlen, die den aktuellen Forschungs- und Arbeitsstand in komprimierter Form dargelegt haben möch­ten und aus zeitökonomischen Gründen nicht die entsprechende Primärliteratur lesen kön­nen. Etwas bedauerlich ist der wohl unver­meidbar hohe Preis einer Ganzleinenaus­führung, der ein solches Grundlagenwerk gerade für Berufsanfänger und Studenten möglicherweise zu teuer werden läßt. Gespannt sein darf man auf die praxis­orientierteren Folgebände:

Band 2: Störungen der Aussprache; Band 3: Störungen der Semantik; Band 4: Störungen der Grammatik; Band 5: Störungen der Rede­

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 1, 1992

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