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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Siegbert Kratzsch* Zusammenhang von Symbolbildung und Sprachentwicklung

Tabelle 4: Korrelationen zwischen Symbolbildung und Sprachproduktion(N=11) (abgesichert auf dem 5% bzw. 1% Niveau; Werte in Klammern: Tendenz)

Indikatoren zur Semantik und Satzstruktur a b

Ähnl.Obj. Ab.-geom. Eig.Körp. Körp.d.Vl Einricht. Imaginat. Verb.Im. Ausf.Pro.

MLU(MeanLength of Utterance; lexik. u. grammatik. Morpheme (Wortgr. Im. Nomen als Kernglied im Satz)

Modifizierte Nomen

Qualifizierte Nomen

Mentale Verben

Hypotaktische Konjunktion

Endophorische Referenz

Satzstruktur:

Strukturell unvollständige Sätze

Einfache Sätze

Einfache Sätze mit Ergänzung

Verbundene Sätze

Elaborierte Sätze Unvollständige Sätze

(0,30)(0,30)

-0,45 0,41

0,48 0,40

-0,44

0,47 0,59

Indikatoren zur Symbolbildung

Interkorrelationen zwischen Sprachproduktion und Symbolbildung(N=11)

Repräsentationsmittel

c d e fl f2

0,36

0,66

0,55 0,69 0,60 0,73

0,57

-0,41

0,61

Relation 1 2 3 4 5 Ähnlichk. Konting. Ersetzbar Konträr Arbiträr (-0,38) 0,42 -0,43 0,48 0,50 0,40 0,50 -0,44 0,51 -0,58 0,43 -0,47 0,60 0,70 -0,48 0,73-0,79

-0,50 0,49 0,42

bzw. mit solchen Sprachäußerungen, die einen einfachen Satz nur erahnen lassen, d.h. strukturell unfertige Sätze benutzen. Von der Tendenz stehen sie vielleicht auch zum MLU in negativer Beziehung. Sie weisen vielleicht darauf hin, daß die versuchte, symbolische Darstellung über prozeßhafte Handlungen, die das Kind ohne oder mit den Repräsentationsob­jekten ausführt, um den Symbolinhalt zu verlebendigen, den sprachlichen Sym­bolprozessen ferner ist: Handlungen sind zeitlich sich erstreckende Prozesse, in denen das Kind etwas tun muß, um es wieder zu erinnern bzw. zu erleben; sie entsprechen der enaktiven Repräsenta­tion nach Bruner, Olver und Greenfield (1971).

Anders ist die Fähigkeit des Kindes ein­zuschätzen, den eigenen Körper und sei­ne Teile(Kat. c) zur symbolischen Dar­stellung der Inhalte einzusetzen: Sie ent­spricht auf der sprachlichen Seite eher einer entwickelteren Symboltätigkeit, in der mentale Verben benutzt und hypo­taktische Konjunktionen und endopho­rische Referenzen eingesetzt werden, wie auch elaborierte Satzstrukturen zu beob­achten sind. Unvollständige und einfa­che Sätze sind hier deutlich weniger zu beobachten.

Die Kategorien der Imaginationen bzw. der sprachlich angedeuteten Imaginatio­

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nen im Symbolspiel(Kat. fl und f2) er­scheinen uneinheitlich und weisen ent­gegen unseren Vorannahmen keine Be­ziehungen zu höher strukturierten Satz­merkmalen auf: Die Imaginationen nicht­sprachlicher Art zeigen eine deutlich positive Korrelation zu qualifizierten Nomen in der Sprachproduktion, aber merkwürdigerweise auch zu unvollstän­digen Sätzen, während die sprachlich repräsentierten Imaginationen im Sym­bolspiel substantielle Zusammenhänge zu hypotaktischen Konjunktionen und zu modifizierten Nominalphrasen(r=0,57 bzw. r=0,66) erbringen, eine niedrige Korrelatin aber auch zum Gebrauch ein­facher Nominalphrasen erkennen lassen. Die Indikatoren, die sich neben den Re­präsentationsmitteln(Kat. a bis Kat. g) stärker auf die Relation, die Struktur­beziehungen von Signifikant und Signi­fikat beziehen, erweisen sich besondes für die Relation der Kontingenz und der arbiträren Beziehung als fruchtbar:

Im Symbolgebrauch kontingente Bezie­hungen zwischen Darstellungsmittel und Inhalt einsetzen zu können(Teil-Gan­zes-Relationen und andere Kontingen­zen), korreliert deutlich mit dem Ge­brauch mentaler Verben bei denErzäh­lungen, während unvollständige Sätze in den Sprachproduktionen überzufällig

selten(r=-0,79) bei solchem Symbolni­veau anzutreffen sind.

Die arbiträren Zeichen-Symbolinhalts­Relationen(Kat. 5) zeigen nach unserer Theorie eine recht fortgeschrittene Sym­bolentwicklung an, weil hier die Zeichen in einem auswechselbaren Verhältnis zu den Symbolinhalten eingesetzt werden und die gleichen Signifikanten wech­selnde Inhalte repräsentieren können. Sie korrelieren sehr hoch mit verbundenen Sätzen im Sprachgebrauch der Kinder, aber auch mit Sprach- und Satzstrukturen, in denen Ergänzungen benutzt und mentale Verben eingesetzt werden, SO­wie hypotaktische Konjunktionen kau­sale, temporäre und andere Zusammen­hänge sprachlich wiedergeben können. Die wechselseitig ersetzbare Zeichen­Inhalts-Relation(Kat. 3) kam extrem sel­ten bei den untersuchten Kindern vor, die Konträr-Relation war gar nicht zu beob­achten, so daß sich hier keine Zusam­menhänge ergaben.

Als Beispiel für eine Symbolspielsequnez, die einige der Symbolbildungs-Katego­rien lebendig veranschaulicht abstrakte geometrische Objekte(Rombus als Tel­ler; Holzschraube als Fisch in der Brat­pfanne), oberflächenähnliche Gegenstän­de(runder Topf als Bratpfanne), sprach­lich repräsentierte Imaginationen(Der Bär kocht noch einen Fisch for den Ti­

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 2, 1992