Petra Bee-Göttsche* Prävention und Therapie von LRS
Die Vermittlung der Rehearsalstrategie in sechs Stufen:
Er: fe“Was si ir Figuren?” Die Spielleiterin fragt ihre Gruppe nach dem Namen jeder einzelnen Figur:
Zwei Ss ht’s?”(Spi In Zunächst erzählt die Spielleiterin die Spielidee und dann die Spielregel in eigenen Worten.
Dri“Ich mach’ vor”
Auf dieser Stufe erklärt die Spielleiterin den Kindern,“wie es gemacht wird”. Sie beschreibt, daß es nützlich ist, wenn in dem Moment, wo auf ein Bild gezeigt wird, der Name dieses Bildes leise für sich gesprochen wird. Sind alle einzelnen Bilder auf diese Weise benannt worden, dann sollten diese Namen solange hintereinander wiederholt
werden, bis die Bilderfolge abgefragt wird.
Vierte Stufe:“Nun seid Ihr dran!” Die Spielleiterin wendet sich an die Kinder:“Nun seid ihr dran, meinen Trick mal auszuprobieren.”...
Fünfte Stufe:“Rückmeldung” Die Spielleiterin achtet darauf, daß der Trick richtig durchgeführt wird. Sie wiederholt die Strategie zwischendurch.
Sechste Stufe:“Tricks helfen”
Die Spielleiterin erklärt den Kindern die Nützlichkeit des Merktricks:“Seht ihr, wir sind doch viel besser, wenn wir die Namen immer wieder sprechen.” Daneben gibt es Gespräche im Sitzkreis über die eigenen Erfahrungen der Kinder mit dem Merktrick sowie zum
Merken und Erinnern.
stätigung einer richtigen Antwort. Dies sollte das visuelle Einprägen ver-hindern. Es gab hier zusätzlich eine Variation dieses Spiels in Form der mündlichen Kettenaufgabe, bei der ganz auf Bilder verzichtet wurde. Ein klassisches Beispiel ist das bekannte Spiel “Ich-packe-meinen-Koffer”.
c) Paarsuchaufgaben(PSA). Diese Aufgaben entsprachen im Prinzip der in den Gedächtnisexperimenten von Keeney, Cannizzo und Flavell(1967) verwendeten Aufgabe. Eine Bildreihe wurde gelegt, wobei jede einzelne Karte erst gezeigt wurde und dann mit dem Bild nach unten auf den Tisch kam. Im Anschluß wurde eine weitere Karte gezogen. Der Zwilling dieser Karte mußte unter der Bildfolge herausgefunden werden.
Da sich mit den Aufgaben auch die Erklärungen für die Merktricks, die den Kindern gegeben werden sollten, leicht unterschieden, gab es die Möglichkeit, im Manual für jede Aufgabenart die ge
naue Erklärung nachzulesen. Wichtig war—- unabhängig von der Aufgabenart -—, daß die verbale Wiederholungsstrategie den Kindern im Basisspiel in immer den gleichen sechs Stufen(s. Kasten) vermittelt wurden.
TUT unterscheidet sich vom Selbstinstruktionstraining von Arsarmnow(1976) vor allem in den folgenden Punkten:
a) Die Kinder werden nicht nur mit einer, sondern mit verschiedenen Aufgaben konfrontiert, die in eine Geschichte und/oder Spielhandlung eingebettet sind.
b) Die SI hat es mit einer Gruppe und nicht mehr mit einem einzelnen Kind zu tun, was sich positiv auf die Motivation aller Beteiligten auswirken könnte. Die Kinder spielen, um Spaß zu haben und nicht für eine materielle Belohnung.
c) Die Kinder müssen sich nicht die Strategie vorsprechen, sondern nennen sie auf Nachfrage. Die SI muß
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII Heft 2, 1992
hier einschätzen, inwieweit das Kind die Strategieregel bereits kennt oder noch kennenlernen muß.
d) Das Training dauert nicht 20 Minuten pro Kind, sondern geht über 13 Spielstunden mit ca. 30 bis SO Minuten.
e) Es gibt keine materielle Belohnung.
f) Die Kinder lernen die einfache Repetierstrategie, d. h. die Wörter in den längeren Zwischenintervallen zu wiederholen.
Die Kinder lernen in dem Training, dessen Elemente in der Abbildung aufgelistet sind, ihre Aufmerksamkeit weg von der Bedeutung hin auf den Strukturaspekt der Sprache zu lenken. Sie erfahren auch, ihr Vorgehen bei der Lösung von Aufgaben aktiv zu lenken und damit Korrekturstrategien. Daneben erwerben sie Wissen über das Gedächtnis, um die Strategie angemessen einsetzen zu können.
Diskussion
Die beiden genannten Programme sollten an dieser Stelle nicht mehr als Anregungen dafür sein, wie die oben genannte Theorie in eine Förderung bei Risiken von LRS einfließen könnte. Beide versuchten mit dem Problem umzugehen, daß Kinder oft das Gelernte nicht auf den Alltag oder andere Aufgaben übertragen. Hier ist eine Theoriegrundlage für die Intervention gefordert, die an den Lernvoraussetzungen wie der Wissenstruktur des Kindes ansetzt. Am Anfang sollte deshalb das Gespräch mit dem einzelnen Kind stehen. Allerdings sollte es nicht abstrakt geführt werden, sondern anhand einer konkreten Aufgabe. So könnten die Fragen nach der Strategie auf ein gemeinsames Spiel mit Merkaspekt folgen: “Wie merkst Du Dir die Dinge?” Oder “Wie merkt man sich das am besten?” Die effektivste Therapie wird eine solche sein, die eine Veränderung im kognitiven Verhalten bewirken kann.
Probleme bei der Repetierstrategie werden sich nicht nur durch Behinderung der Phonemsynthese und-analyse beim Lernen der De- und Encodierung neuer Wörter und damit auf die Leichtigkeit auswir
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