Pilotstudie zur Adaptation des amerikanischen Tests ‘Communication Profile for the Hearing Impaired’
(CPHI)
Von Karl Heinz Wisotzki und Armin Mühlich
Die Planung, Durchführung und Ergebnisüberprüfung rehabilitativer Maßnahmen für schwerhörige Erwachsene setzt geeignete diagnostische Testinstrumentarien voraus, die über die Erfassung audiometrischer Daten hinausgehen. Mit dem in den USA von Demorest und Erdman entwickelten‘Communication Profile for the Hearing Impaired’(CPHI) können eine Vielzahl von Faktoren erfaßt werden, die im Zusammenhang mit der Kommunikationsbehinderung schwerhöriger Menschen stehen. Mit dieser Studie wird ein erster Schritt zur Testadaptation des CPHI auf den deutschsprachigen Raum vorgenommen. In einem mehrstufigen Übersetzungsverfahren, mit dem Kern der Erstellung einer Rückübersetzung der Items und mit Neuformulierungen von 17 Items wurde
Planning, performing, and evaluating activities for the rehabilitation of hearing impaired adults requires a set of diagnostic tests transcluding purely audiometric data recording. The‘Communication Profile for the Hearing Impaired’(CPHI), developed in the USA by Demorest and Erdman, tages account of a variety of factors which are related to the communicational handicaps of people hard-of-hearing. Our study presents the first step towards an adaptation of the CPHI to the needs of German speaking countries. A preliminary German version was prepared through a step by step translation process mainly consisting of a re-translation of the items, and the new wormulation of 17 of the original items.
eine vorläufige deutsche Version erstellt.
Problemstellung
Von einer Hörstörung sind in der Bundesrepublik Deutschland nach einer im Auftrag des Deutschen Grünen Kreuzes (1986) durchgeführten repräsentativen Untersuchung,“Hörtest 1985”, mehr als 11"Mim}i0°f°{ Mmo{chen bedroht oder betroffen, was nahezu 20% der Gesamtbevölkerung entspricht. Von diesen sind ca. zwei Millionen mit einem Hörgerät versorgt. Die Versorgung mit einem Hörgerät kann jedoch nicht als die einzige Antwort auf die Probleme hörgeschädigter Menschen angesehen werden. Zwar kann durch ein Hörgerät für einen großen Teil von Schwerhörigen eine Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit erreicht werden, jedoch reicht der derzeitige technische Entwicklungsstand von Hörgeräten bei weitem nicht aus, ein normales Hören zu erreichen oder wiederherzustellen.
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Da das Hören zentrale Wahrnehmungsund Kontaktfunktionen in Bezug zur Umwelt zu erfüllen hat, kann bei Vorliegen eine Hörbeeinträchtigung von einer Störung der Person-Umfeld-Beziehung gesprochen werden. Als Folge dieser Störung werden durch den Schwerhörigen Bewältigungsprozesse initiiert, die auf eine Wiederherstellung des Gleichgewichts der Person-Umfeld-Beziehung zielen. Eine Hörstörung greift in zentraler Weise in die Persönlichkeit ein, so daß es neben der primären organischen Störung zu einer Vielzahl von Folgeerscheinungen im psychosozialen und physischen Bereich kommen kann, Empirische Untersuchungen(Richtberg, 1980; Thomas, 1984; Erdman et al., 1984; Florin et al., 1990) und Erfahrungen aus der Rehabilitation Schwerhöriger(Goldstein/ Stephens, 1981; Richtberg, 1983; Claußen, 1989; Wisotzki/Wortmann-Jafari, 1991) zeigen, daß ein erheblicher Teil
der Hörgeschädigten von den Auswirkungen derart betroffen ist, daß rehabilitative Maßnahmen, wie Kommunikationstraining, Hörtaktiktraining, Hörtraining, Entspannungstraining oder psychologische Beratung, erforderlich sind.
Die individuelle Planung rehabilitativer Maßnahmen setzt eine geeignete Diagnostik voraus. Bisher zur Anwendung kommende Verfahren, wie die Ton- und Sprachaudiometrie, reichen nicht aus, die komplexen Auswirkungen einer Hörschädigung zu erfassen. Obwohl die Bewältigung einer Hörstörung durch Art und Ausmaß des Hörverlustes, den Zeitpunkt des Eintritts einer Hörschädigung und andere audiologische Variablen beeinflußt werden kann, ist nach den oben angeführten Untersuchungen anzunehmen, daß der Bewältigungsprozeß direkter mit nichtaudiologischen Variablen in Zusammenhang steht. Diese Variablen befinden sich in enger Beziehung zu den
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 3, 1992