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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Karl Heinz Wisotzki& Armin Mühlich+ Pilotstudie zur Adaptation des amerikanischen Tests CPHI

gen. Hierzu gehören HHIE(Zielgruppe: schwerhörige alte Menschen) und der PIPSL(Zielgruppe: hochgradig Schwer­hörige).

DerCommunication Profile for the Hear­ing Impaired nimmt insofern eine Son­derstellung der bisherigen Fragebogen­und Testentwicklung ein, als hier erst­mals systematisch versucht wird, alle re­levanten Faktoren zu erfassen, die in direktem Zusammenhang mit der Kom­munikationsproblematik Schwerhöriger stehen können. Er besteht aus 145 Items und 25 Subskalen, die zu fünf Skalen zusammengefaßt sind: Communication Performance, Communication Impor­tance, Communication Environment, Communication Strategies und Personal Adjustment. Angewendet wird der CPHI seit mehreren Jahren in einem Rehabi­litationsprogramm(Army Audiology and Speech Centers Aural Rehabilitation Pro­gramm) am Walter Reed Army Medical Center in Washington D.C., in dem Mili­tärangehörige zum ersten Mal mit einem Hörgerät versorgt werden. Neben der Testanwendung wurde auch die Test­entwicklung in dem Rehabilitationspro­gramm durchgeführt, so daß Erfahrun­gen aus dem praktischen Umgang mit dem Test in die Testentwicklung einflie­ßen konnten. Es liegen empirische Studi­en zu den Testkriterien Reliabilität(inne­re Konsistenz, Testretest-Stabilität) und Validität(Konstruktvalidität, faktorielle Validität) vor(Demorest/Erdman, 1986, 1987, 1988, 1989, 1990).

Folgerungen und Untersuchungsziel

Zusammenfassend ist festzustellen, daß

sich auf Grund

des systematischen und umfassenden Ansatzs zur Erfassung der Kommuni­kationsproblematik Schwerhöriger,

der praxisbezogenen Entwicklung und des Einsatzes des CPHI und

der Berücksichtigung klassischer test­theoretischer Verfahren bei der Test­entwicklung

der CPHI für den Einsatz in dem geplan­

ten Rehabilitationsprogramm für Schwer­

hörige(HERES) anbietet. Ziel ist somit,

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den CPHI auf den deutschen Sprachbe­reich zu übertragen, wobei die vorliegen­de Pilotstudie einen ersten Schritt zur Testadaptation darstellt. Anzumerken ist noch, daß die Möglichkeit einer Testneu­entwicklung aus forschungsökonomi­schen Gründen verworfen wurde.

Erstellung einer vorläufigen deutschen Fragebogenversion des CPHI

Übersetzungsverfahren

Wird ein Fragebogen oder Test von ei­nem Kultur- und Sprachbereich in einen anderen übertragen, so wird man auf pragmatischer Ebene mit den Problemen der Erstellung einerguten Übersetzung konfrontiert. Daß diese Problematik nicht unterschätzt werden darf, wird daran er­kennbar, daß schon geringfügige Übertra­gungsfehler zu Bedeutungsverschie­bungen in der übersetzten Version führen können. Die Bedeutung von Items, der damit implizierten latent vorhandenen Variablen und theoretischen Konstrukte stehen in enger Beziehung zu den Güte­kriterien Reliabilität, Validität und Ob­jektivität eines Tests. Bedeutungsver­schiebungen bei der Übertragung kön­nen sich somit auf die Gütekriterien un­günstig auswirken(Krebs/Schuessler, 1987, 9; Endruweit/Trommsdorff, 1989, 776).

Um Übertragungsfehler durch die Über­setzung möglichst niedrig zu halten, wur­de für die Übersetzung ein mehrstufiges Verfahren entwickelt. Kern dieses Ver­fahrens ist die Erstellung einer Rücküber­setzung(Brislin, 1970). Das Verfahren lief innerhalb des vorliegenden Projektes wie folgt ab. Zunächst wurde eine Über­setzung der Items durch den Verfasser angefertigt. Diese Rohübersetzung wur­de mit Hilfe von diplomierten Fach­übersetzern und einem in Deutschland lebenden Amerikaner(Diplompsycho­loge) verbessert, Übersetzungsalterna­tiven zu problematischen Items erarbei­tet und dann eine vorläufige Endform festgelegt. Die übersetzten deutschen Items wurden anschließendblind, d.h.

ohne Kenntnis der Originalversion, von einer zweiten in Deutschland lebenden Amerikanerin(Diplompsychologin) rückübersetzt. In diesem Stadium des Verfahrens lagen somit drei Itemversio­nen, das Original, die Übersetzung und die Rückübersetzung, vor. In einem wei­teren Schritt, an dem vier weitere Perso­nen(u.a. Übersetzer, Englischfachlehrer) teilnahmen, wurden die drei Itemversio­nen unter Verwendung eines Katego­riensystems miteinander verglichen und die Übersetzung abschließend bewertet. Es wurden bei 18% der Items Übertra­gungsfehler gefunden, die in einem letz­ten Verfahrensschritt verbessert wurden.

Unterschiede zur Originalversion

Auf Grund folgender zweier Aspekte wurden Abänderungen im Fragebogen gegenüber der amerikanischen Original­version vorgenommen:

1. Dadie amerikanische Originalversion an aktiv dienenden Militärangehörigen entwickelt wurde, bestehen gegenüber der deutschen Version erhebliche Unter­schiede in den Zielgruppen. Unterschie­de sind vor allem beim Altersdurchschnitt (39,1 Jahre in der amerikanischen Origi­nalversion) zu erwarten, der auf Grund von Gesprächen mit Hörgeräteakustikern und Erfahrungen aus bereits durchge­führten empirischen Untersuchungen für die vorliegende Studie als wesentlich hö­her angenommen werden muß. Dies hat zur Folge, daß bei der deutschen Zielgrup­pe mit einem verminderten Leistungs­vermögen(z.B. Konzentrations- und Seh­fähigkeit) gerechnet werden muß.

2. Bei einer interkulturellen Übertragung eines Fragebogens und gleichzeitigem Wechsel der zu untersuchenden Ziel­gruppe ist zu erwarten, daß die Skalen­und Itemanalysen zu Eliminationen von Items führen. Damit es nicht zu einer Unterschreitung der Itemanzahl einer Skala kommt, so daß diese unter Umstän­den wegfällt, ist es erforderlich, die Ska­len mit neuformulierten Items aufzufül­len.

Diese Überlegungen führten zu folgen­den Änderungen gegenüber der Origi­nalversion:

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 3, 1992