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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Alfons Strathmann- Lernprozeßanalyse und Konsequenzen für die Lernförderung

Model zur Lerneinheit"Gleichgewicht" Fußplatte(25 cm x 31 cm) mit Ständer(2 cm x 3 cm x 27,5 cm) mit Pinne(I= 8 cm; S= 1 cm)

2 Hebel(2 cm x 3 cm x 83,5 cm) mit Einsteckloch(@= 1,1 cm)

und Aufsteckpinnen(h= 12 cm;©= 0,3 cm) 3 12 Gewichte je 50 g(h= 1,4 cm;©= 2,7 cm)

Abb. 1: Instrumentarien: Gleichgewichtsversuch

werden, oder die Informationen sum­mieren sich und führen so zum Erfolg.

3. Der Lerngegenstand mußte eine Stan­dardisierung des Lernablaufes ermög­lichen, das heißt, es mußte sich eine Phasenfolge ergeben, die sich in zwei Lerneinheiten in vergleichbarer Wei­se vollziehen.

4. Der Lerngegenstand mußte eine Stan­dardisierung des Lehrerverhaltens er­lauben, damit der Lernprozeß nicht in unzulässiger Weise vom Lehrer ge­steuert würde und damit die selbstän­digen Schüleraktivitäten nicht mehr beobachtbar wären.

5. Da Lernprozesse von einer Vielzahl von Variablen abhängig sind, ist die Überprüfung der Hypothese nur mög­lich durch Reduzierung des Komplexi­tätsgrades, das heißt, der Prozeß selbst muß eine Zerlegung in eine Reihe von Phasen und Kategorien ermöglichen, die eine Messung der Ergebnisse und in der Gegenüberstellung die statisti­sche Überprüfung erlauben.

6. Der Lerngegenstand mußte die Auf­gliederung in Phasen und Kategorien gestatten, um eine zweckgerichtete undeindeutige Auswertung zu ermög­lichen.

Ausgewählt wurden nach einigen Pi­lotversuchen an Regel- und Sonderschu­len(Schulen für Lernbehinderte) folgen­de Lerninhalte, für die parallelisierte In­strumentarien entwickelt wurden:

E

Abb. 2: Schnittzeichnung: Waage(Originalgröße: DIN A3)

Versuch Linker Gewicht rechter Gewicht Hebel- links Hebel- rechts arm arm

1 10cm 200g 40cm 2 10 cm 200g 20cm 3 10cm 400g 20cm

Abb. 3: Tabelle zur Lerneinheit"Gleichgewicht" (Originalgröße: DIN A3)

Gleichgewichtsversuch(Abhängigkeit des Gleichgewichtszustandes von der Länge des Hebelarmes und dem Ge­wicht).

Rollversuch an der schiefen Ebene (Abhängigkeit des Gesamtimpulses vom Neigungswinkel der schiefen Ebene und vom Gewicht des Wa­gens).

Versuchsanordnung

Bezüglich der technischen Durchführung kam es zu folgender Anordnung: Vier 10-jährige Mädchen saßen vier gleichal­trigen Jungen gegenüber. Auf dem Tisch lag zunächst verdeckt das Untersuchungs­instrumentarium. Der Versuchsleiter hat­te Gelegenheit, gut hörbar und sichtbar von der Tischvorderseite zu sprechen. An der Tafel konnte jeweils unter dem linken und rechten Tafelflügel die Schnitt­zeichnung und die Tabelle bis zum Zeit­punkt ihrer Vorstellung verdeckt gehal­ten werden. Wichtig war, daß der gesam­te Vorgang so arrangiert war, daß er von einer automatischen Videokamera ins­gesamt sowohl im Bild, als auch im Ton für die späteren Auswertungszwecke auf­

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 3, 1992

genommen werden konnte. Verwendet wurde eine Akai-Portable-Anlage mit an­geschlossenem Außenmikrophon. Zur zusätzlichen Aufnahme der Sprache und sonstiger Geräusche wurde ein automati­scher Kassettenrecorder eingesetzt.

Lerneinheiten

Die zwei Lerneinheiten(Gleichgewicht undSchiefe Ebene) wurden in fünf Phasen(Ph1-Ph5S) angeboten:

Phl: Gegenstand-Orientierung

Die Pbn werden mit den Materiali­en konfrontiert. Schnittbild-Orientierung

Den Pbn wird die Schnittzeichnung gezeigt.

Schriftsprachliche Orientierung Den Pbn wird die Tabelle gezeigt. Handlungsphase

Die Pbn sollen die Versuche durch­führen.

Auswertungsphase

Die Pbn sollen anhand der gewon­nenen Daten Schlüsse ziehen.

Die TI-Äußerungen waren standardisiert.

Ph2:

Ph3:

Ph4:

PhS:

Handlungsmöglichkeiten innerhalb der Phasen 1-5(PhI-Ph5)

1. Phase: Gegenstandsorientierung (Ph1):Den Schülern werden die Untersu­chungsmaterialien im Original zugäng­lich gemacht. Durch die Darbietung des Materials sollen bestimmte Lernvoraus­setzungen bei den Kindern ermittelt wer­den, z.B.: Identifikation, Analyse und Syn­these, Vergleichen, vorhandene Kennt­nisse, Assoziationen, Transferleistungen und Kreativität. Wichtige Kenntnisse für den weiteren Verlauf sollen, soweit als möglich, ergänzt werden. Zumindest müssen nach der Phase der Gegenstands­Orientierung den Schülern die richtigen Bezeichnungen der Gegenstände bekannt sein.

2. Phase: Schnittbild-Orientierung (Ph2): Ähnliche Fähigkeiten und Fertig­keiten(wie bei der Gegenstands-Orien­tierung) sind auch hier erforderlich, al­lerdings mit einer neuen Qualität, denn die Vorstellung über die materialisierte

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