Form verlangt eine höhere, bereits abstrahierende Denkfähigkeit, eine Loslösung von der Realität und Übertragung auf den Kode der Schnittzeichnung. Alle übrigen oben bereits genannten Fähigkeiten, vom Identifizieren der Gegenstände, bis hin zum kreativen Umgang mit dem Dargestellten, stehen auch hier wieder— allerdings auf einer anderen Ebene— als Möglichkeiten bereit.
3. Phase: Schriftsprachliche Orientierung(Ph3): Im Rahmen der dritten Informationsstufe sind Daten zu erkennen, zuzuordnen, richtig in einen Zuammenhang zu stellen und die entsprechenden Anweisungen abzuleiten; eine Leistung, von der man annehmen könnte, daß sie aufgrund der bis dahin geleisteten Vorarbeiten bewältigt werden müßte. Die Tabelle ist einerseits quasi die Kurzform einer Handlungsanweisung, andererseits der Speicher für die Versuchsdaten und später eine Kurzform der Versuchsergebnisse.
4. Phase: Handlungsphase(Ph4): In dieser Phase soll durch Tätigkeit das Problem gelöst und die Grundlage für die Verarbeitung in geistige Operationen gelegt werden. Dabei müssen die Schüler über die in den Phasen 1 bis 3 erworbenen Kenntnisse verfügen und sie sinnvoll in einen Handlungszusammenhang umsetzen. Gleichzeitig sind Leistungen der 3. Informationsstufe zu entwickeln, um die Daten für die Auswertung bereitzustellen.
5. Phase: Auswertungsphase(Ph5): In dieser Phase soll durch sprachliche Verarbeitung, durch Beschreibung konkreter Abläufe, durch abstrakte Darstellungen, durch Beziehungsdarstellungen, Verfügung über die tabellarisch gespeicherten Daten, durch Vergleich und Zusammenfassung ermittelt werden, bis zu welchem Grade Beziehungen erkannt oder Regeln abgeleitet werden können (abstraktes, schlußfolgerndes Denken).
Erfassung, Auswertung und Darstellung der Ergebnisse
Erfassung des Lernprozeßverlaufs
Für Lernerfolgsmessungen bei Unterrichts- oder Lernuntersuchungen werden
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Alfons Strathmann- Lernprozeßanalyse und Konsequenzen für die Lernförderung
in der Regel summative Verfahren angewandt(vgl. Bloom, Hastings& Madaus, 1971).
Im vorliegenden Falle wäre aber eine solche Vorgehensweise wenig sinnvoll, daeine Ergebnismessung der Lernleistung von Regelschülern mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin zu signifikanten Unterschieden führen würde.
Bei der hier formulierten Fragestellung geht es nicht um die Feststellung einer geeigneten Unterrichtsmethode oder die Bewertung einer Lernleistung. Es geht vielmehr um die Analyse des Lernweges, um die Beantwortung der Fragen, welchen der möglichen Lernwege die Schüler wählen, welche Informationen dabei über welche Informationskanäle aufgenommen und benutzt werden und bis zu welchem Ergebnis die Schüler dabei gelangen.
Auswertungsmethode
Es kommt darauf an, die Dynamik des Lernprozesses zu erfassen, soweit uns dies mit den uns zur Verfügung stehenden Erfassungs- und Beobachtungsinstrumenten möglich ist. Es wird dabei unterstellt, daß eine vollständige Erfassung nicht zu leisten ist, denn die inneren geistigen Abläufe des Denkens lassen sich nicht sichtbar machen. Was aber erfaßbar ist, sind die Äußerungen des denkenden Individuums im Kommunikationsprozeß. Die Lernprozeßanalyse, wie sie hier angewandt wird, erfordert also die qualitative und nicht summative Auswertung der einzelnen Lernschritte. Im Hinblick darauf wurde bereits bei der Planung der Lernprozeß möglichst fein strukturiert, um nun für die einzelnen Kategorien einen Kategorienkatalog erstellen zu können, der eine Einordnung der beobachteten Leistungen(Äußerung, Verhalten) in ein hierarchisches Schema erlaubt und dadurch die Qualität meßbar werden läßt. Zunächst kann ein solches Schema nur rein theoretisch und auf Basis der geleisteten Lernprozeßplanung und der somit zu erwartenden Lernhandlungen der Schüler konstruiert werden. Es folgt eine Verlaufsanalyse, wobei dieses Schema mit den tatsächlich erfolgten
Lernhandlungen verglichen undeine Einordnung anhand der theoretischen Beurteilungskriterien versucht wird. Aus dieser Verlaufsanalyse ergeben sich Erkenntnisse, die eine Adaptation des Analyserasters ermöglichen. Erst nach einer ersten Analyse der Videoaufzeichnungen kann festgestellt werden, welche Qualitäten(Qualitätsstufen) des Lernens in den einzelnen Kategorien des Lernprozesses überhaupt auftreten und ob sie deutlicherkennbar und abgrenzbar, überhaupt sinnvoll, im Analyseschema anwendbar und hinreichend objektiv erfaßbar sind.
Tab. 3: Kategorienschema: Lernaktivitäten
Phase: Kate- Lernaktivität
gorie Phl: K01_Identifizieren der Gegenstände K02—Maßeinheiten und Maßberechnungen K03 8—Hypothetische Synthese der Gegenstände K04 Erkennen des Prinzips d. Analyse d. gegenst. Sit. K05 Erkennen der Meßaufgabe Ph2: K06 Identifikation des Schnittbildes K07 Erkennen des Prinzips im Schnittbild K08 Erfassen der Aufgabenstellung i. Schnittbild Ph3: K09_Tabellelesen K10_theoret. kausal-log. Aufgabenstellungen ableiten Ph4: K11%— Durchführung der Versuche PhS5: K12_Tabellelesen K13—Beziehungenim Datenmaterial erkennen K14 Gesetz formulieren
Erläuterungen zum Kategorienschema: Lernaktivität. Die verschiedenen Phasen 1-5 wurden bereits beschrieben(vgl. 0.).
Bei den Kategorien wurden folgende
Leistungen registriert, die in fünf Quali
tätsstufen erfaßt wurden. Hier wird die
Leistung der Qulitätsstufe 1(Q1= höch
ste Leistung) genannt(vgl. Strathmann,
1985, 74 ff.):
K 01: Sie identifizieren alle Gegenstände und bezeichnen sie richtig.
K 02: Sie erkennen spontan die Maße richtig und vollziehen— ohne jede Hilfe— die Berechnung verschiedener Werte.
K 03: Sie erklären spontan, was wozu gehört, wie es zusammenwirkt, be
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 3, 1992