R. P. Garries, L. Hazinski& J. Hollenweger+ Soziale Trainingsprogramme bei geistig behinderten Erwachsenen
im Heilpädagogischen Zentrum?”(b) klärende Fragen, wie etwa“Machst Du einen Witz?” und(c) irgendeine Aussage, die die Funktion einer Frage hatte, wie etwa“Du fühlst Dich also nicht gut?” (Bradlyn et al. 1983; Kelly, Wildman, Urey& Thurmann, 1979).
Auf sich selbst bezogene Aussagen. Als eine auf sich selbst bezogene Aussage wurden Aussagen der Versuchspersonen definiert, die eine passende Information über sie selber beinhalteten. Diese Aussagen bezogen sich auf Interessen, Aktivitäten, persönliche Lebensumstände oder Meinungen(Bradlyn et al. 1983; Kelly, Wildman, Urey& Thurman 1979). Positive Rückmeldung. Positive Rückmeldungen wurden definiert als kurze Verbalisationen der Versuchsperson, um ein Kompliment zu machen(“Das ist schön”), ein Einverständnis auszudrükken(“Ich finde auch”) oder um das Verständnis dessen, was die andere Person gesagt hat, zu zeigen(Bradlyn et al. 1983; Kelly, Wildman, Urey& Thurman 1979; Kelly, Furman, Phillips, Hathorn & Wilson 1979; Minkin et al. 1976).
Nonverbales Verhalten: Augenkontakt. Dieser wurde als ein Fokussieren der Augen auf die sprechende oder ihrerseits Augenkontakt suchende Person definiert während mindestens 50% der Dauer der Interaktion.
Angemessener Affekt. Als angemessener Affekt wurde definiert: Vorhandensein einer sozial akzeptablen Ausdrucksweise durch Stimme(Lautstärke und Frequenz) und Mimik als angemessene Reaktion auf eine bestimmte soziale Situation.(Lächelt während des Vorstellens oder grüßt oder lächelt bei einer positiven Rückmeldung; behält einen neutralen Gesichtsausdruck bei einem neutralen Thema.)
Untersuchungsdesign
Die Versuchspersonen wurden in drei Gruppen eingeteilt: Gruppe I erhielt ein Training in sozialen Kompetenzen(TSK), Gruppe I erhielt ein Training in sozialen Kompetenzen unterstützt mit Videoaufnahmen zur Selbsteinschätzung(TSK V
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG
S), und die Gruppe III diente als Kontrollgruppe ohne Interventionen. Zu Beginn wurden die 42 Versuchspersonen nach dem Zufallsprinzip drei Gruppen mit je 14 Personen zugeteilt. Danach wurden diese Gruppen ebenfalls nach dem Zufallsprinzip den drei Versuchsanordnungen zugewiesen. Um das Trainingsverfahren zu vereinfachen, wurden die Personen der zwei Gruppen mit Interventionen in vier Gruppen zu sieben Personen eingeteilt. Alle Daten wurden sowohl zum Zeitpunkt des Prätests, des Posttests als auch des verzögerten Posttests(Follow-Up) erhoben. Der Prätest wurde kurz vor und der Posttest unmittelbar nach dem Training durchgeführt, während der verzögerte Posttest 6 Wochen nach der Beendigung des Trainings angesetzt war.
Erhebungsmethoden
Drei verschiedene Verfahren zur Einschätzung der sozialen Kompetenzen wurden angewandt, um die Generalisierung des trainierten Verhaltens innerhalb des Trainings auf neue soziale Situationen zu erfassen und um den sozialen Effekt des Trainings zu validieren. Diese Einschätzungsverfahren sind im folgenden beschrieben.
Soziale Interaktion mit Peers. Die Versuchspersonen wurden nach Trainingsgruppen aufgeteilt und während 30 Minuten in ihrer Freizeit beobachtet. Mittels Videoaufnahmen wurden die sozialen Interaktionen der Versuchspersonen aufgezeichnet.
Unmittelbar vor der Videoaufzeichnung erhielten die Versuchspersonen ein alkoholfreies Getränk nach ihrer Wahl und die Aufforderung, die Spiele auf dem Tisch zu benützen, während sie dort säßen und miteinander sprächen.
Nach der letzten Sitzung wurden alle Videoaufnahmen(Prätest, Posttest und Follow-Up) zur Identifikation mit einem Code versehen und nach dem Blindverfahren zwei unabhängigen Beobachtern zur Bewertung vorgelegt. Mittels eines Verfahrens zur Herstellung regelmäßiger Intervalle wurde jede Videoaufnah
Band XVIII, Heft 3, 1992
me in 98 Teile eingeteilt; jeweils 10 Sekunden Beobachtungs- und 5 Sekunden Aufzeichnungszeit. Videopausen undein akustisch aufgezeichnetes Signal wurden benützt, um dem Beobachter zu signalisieren, wann er zu beobachten und wann er das beobachtete Verhalten zu kodieren hatte. Es wurde zufällig festgelegt, wann welche der sieben Versuchspersonen beobachtet wurde. Jede Person wurde abwechslungsweise für zwei Intervalle beobachtet, bis alle sieben Versuchspersonen der Teilgruppe während 14 Intervallen beobachtet worden waren.
Zwei Aspekte des Sozialverhaltens(Soziale Orientierung und Kommunikatives Verhalten) wurden bewertet. Die Soziale Orientierung wurde wie folgt kodiert:(a) Auf Peer orientiert,(b) Auf Beschäftigung orientiert und(c) Rückzug/Isolation. Von diesen wurde(a) als erwünschte soziale Orientierung berechnet. Das Kommunikative Verhalten wurde kodiert nach (a) Gesprächsinitiierende Fragen(b) Auf sich selbst bezogene Aussagen(c) Positive Rückmeldung(d) Augenkontakt und (e) Angemessener Affekt. Jede dieser sechs Kategorien wurde während eines 10 Sekundenintervalls kodiert. Damit ein Verhalten kodiert wurde, mußte es während mindestens 6 Sekunden des 10 Sekundenintervalls beobachtbar sein.
Die Punktsumme aus der Anzahl Beobachtungen des erwünschten Sozialverhaltens(Orientierung an Peers, Erwünschtes verbales und nonverbales Verhalten) bildete die Grundlage für die statistischen Auswertungen. Da alle sechs Verhaltensweisen in jedem der 14 Beobachtungsintervalle auftreten konnten, lag die Punktsumme für jede Versuchsperson zwischen 0-84. Die Verläßlichkeit der Beobachtungen wurde durch die Berechnung der Übereinstimmungsprozente zwischen den beiden Beobachtern ermittelt. Als Übereinstimmung galten nur jene Aufzeichnungen, die dieselbe Frequenz des beobachteten Verhaltens während eines Intervalls ermittelten.
Kommunikative Interaktionen mit einem unbekannten Gesprächspartner. Dyadische Interaktionen zwischen den geistig behinderten Versuchspersonen
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