Jürgen Guthke, Petra Wolschke, Klaus Willmes& Walter Huber+ Leipziger Lerntest
Tabelle 3 aufgeführt. Nach jedem falschen Lösungsversuch legt der Untersucher die falsch aussortierten Objekte in das linke Feld der Vorlage zurück und muntert das Kind auf, es erneut zu versuchen, indem die jeweilige Hilfe angeboten wird. Nach jedem falschen Lösungsversuch wird jeweils nur eine Hilfe gegeben. Insgesamt hat das Kind also pro Aufgabe maximal fünf Lösungsversuche. Aufdiese Weise kann das Kind im Unterschied zu herkömmlichen Tests während des Testablaufs ständig aus seinen Fehlern für den weiteren Testbearbeitungsprozeß lernen. So werden allgemeine Lernprozesse zumindest in ihren Grundzügen im Test simuliert. Die wechselnde Inanspruchnahme der Hilfen über das Verfahren hinweg gibt Aufschlüsse über den Lernverlauf des Kindes und kann diagnostisch genutzt werden.
Auswertung. Nach Beendigung eines jeden Untertests registriert der Untersucher die benötigte Arbeitszeit. Anschließend wird das Kind aufgefordert zu erklären, nach welchen Merkmalen es die Klassen gebildet hat(Verbalisation nach dem Untertest). Der wichtigste Parameter des DP-BAK ist der Hilfenverbrauch. Für jede Aufgabe registriert der Untersucher jedes Lösungsangebot des Kindes und nach welcher Hilfestellung die Aufgabe richtig gelöst wurde. Im Protokollbogen ist pro Aufgabe für jede der fünf Hilfenstufen die Menge der vorgelegten Objekte verzeichnet. Die vom Kind ausgewählten Objekte werden angekreuzt. Mittels einer Fehleranalyse ist außerdem eine qualitative Auswertung nach folgenden Kategorien möglich: Versuch und Irrtum(V), fragmentarisch (O), Perseveration(P), keine Reaktion (K).
Stichprobe
Die Untersuchung der psychometrischen Eigenschaften des Tests stützt sich auf eine Stichprobe von 153 Kindern im Alter von 6-9 Jahren. 60 der Kinder besuchten die Regelschule bzw. die Sprachheilschule und 33 die Schule für Lernbehinderte. Alle Untersuchungen fanden
156
Tab. 4: Stichprobenmerkmale(n’= reduzierte Stichprobe ohne Schüler des oberen Leistungsquartils)
Schultyp Geschlecht Alter
Ww m Md. Bereich Regelschule(R) n=60 34 26 7,0(6;5—7;6) n’=27 15 12 6;11(6;5—7;6) Sprachheilschule(S) n=60 19 41 FE)(6;6-8;3) n’=55 18 37%ı2(6;6—8;3) Lernbehindertenschule(LB) n=33(=n) 13 20 8;10(7;6-10;7)
im ersten Halbjahr des Einschulungsjahres statt. Sie wurden in den Jahren 1986 bis 1988 in Leipzig, Ostberlin, Erfurt und Rostock durchgeführt(Wolschke, 1988). Es wurden immer komplette Klassenuntersucht. Die Stichprobenmerkmale sind in Tabelle 4 wiedergegeben. Während Mädchen und Jungen in der Regelschule annähernd gleich verteilt waren, überwiegten die Jungen in den Sonderschulen. Die Kinder der Lernbehindertenschule waren deutlich älter. Dies ist eine Folge der meist späteren Einschulung bzw. des späteren Wechselns auf die Lernbehindertenschule nach erfolglosem Start in der Regelschule.
Ergebnisse Analyse der Hilfenbewertung
In Tabelle 5 sind die Häufigkeiten verzeichnet, mit denen auf den verschiedenen Stufen Hilfen notwendig waren(vgl. Tab. 3). Es ist deutlich, daß die Hilfen auf den Stufen 1 und 3 nur sehr selten zu richtigen Lösungen führten Für die wei
tere Auswertung der Daten wurden deshalb die Hilfen in folgender Weise zusammengefaßt:
Hilfen in der Durchführung
Neuer Hilfenwert für die Bewertung
nv—© wo
Diese Zusammenfassung war auch aus inhaltlichen Gründen gerechtfertigt(vgl. Tab. 3). Die Hilfe 1 ist lediglich ein unspezifischer Hinweis, daß das Kind die Aufgabe nicht richtig gelöst hat. Mit Hilfe 2 und 3 wird jeweils eine spezifische Rückmeldung jedoch ohne konkrete Handlungsanweisung gegeben. Das Kind wird entweder aufgefordert, sich die Beispielaufgabe noch einmal anzuschauen(Hilfe 2) oder der Untersucher nennt die klassifikationsrelevanten Merkmale der Auswahlmenge(Hilfe 3). Demgegenüber gibt die Hilfe 4 eine direkte Handlungsaufforderung, während die Hilfe 5 ein gemeinsames Erarbeiten der richtigen Lösung vorsieht. Jede dieser zwei letzten Hilfen behält einen eigen
Tab. 5: Absolute Häufigkeiten der Lösungen nach denHilfen(pro Kind wurden 15 Werte vergeben)
Hilfenstufen Schultyp 0 1 2 3 4 5 R-Schule (n=60) 627 56 137 23 56 1 S-Schule (n=60) 445 61 180 25 120 69 LB-Schule (n=53) 200 43 60 23 63 106 Gesamt (n=153) 1272 160 377 N 239 174
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVIIL, Heft 4, 1992