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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Lernbeeinträchtigter

Zur Raumvorstellungs-Fähigkeit

Eine Untersuchung mit dem LPS-Untertest 8

Von Roland Stein

Die hier untersuchten Lernbeeinträchtigten, die eine vereinfachte Ausbildung zum Dreher oder Fräser absol­vieren, liegen bereits zu Ausbildungsbeginn hinsichtlich der Gruppen-Ergebnisse im LPS-Untertest 8?, der das räumliche Vorstellen untersucht, gemessen an der Eich­stichprobe gut im Bevölkerungsdurchschnitt.

Es wurde vergleichend eine Variante des LPS-8 einge­setzt, die eine Erleichterung für die Probanden bedeuten sollte. Sie erbrachte jedoch keine Verbesserung der Test­ergebnisse.

Schon bei zweifacher Testdurchführung mit vierwöchi­gem Zwischenraum zeigt sich für den LPS-8 bei der Stichprobe vonLernbeeinträchtigten ein deutlicher signi­fikanter Lerneffekt.

Die Durchführung einerpower-Variante des Tests beläßt für einen Teil der Stichprobe die Rangreihen, verglichen mit einer Durchführung der Original-(speed)­Version, auf signifikantem Niveau gleich. Für einen zweiten Teil der Stichprobe findet sich diese Signifikanz allerdings nicht.

Young people with Major Learning Difficulties(MLDs) were tested with subtest 8 of the LPS(Leistungs-Prüf­System, Horn 1962), a subtest concerning the ability to imaginatively perceive space. These MLDs are participat­ing in a simplified training course to become a turner or a miller. For this sample we received a result in the upper average range according to the LPS-8 test manual.

In addition to the usual version of the test we created a second version which should have simplified the task. This second version led to no improvement in the results. Even after two tests with a four-week interval with this population of MLDs we found a significant learning effect.

We added apower-version to thisspeed-test. The sequencesof results inbothversionsspeed andpower remain significantly the same for one sub-group of the population whereas this significance could not be found with another special sub-group.

Untersuchungsrahmen und Ziel

Im Rahmen eines Hessischen Modellver­suches durchlaufen etwa 90 Auszubil­dende, verteilt auf Berufsbildungswerke und metallverarbeitende Betriebe, eine vereinfachte Ausbildung zum Dreher oder Fräser. Alle Jugendlichen wurden diesen Ausbildungsgängen von den zuständi­gen Arbeitsämtern alslernbehindert zugewiesen. Zum größten Teil waren sie

! Diese Arbeit entstand im Rahmen eines For­schungsprojektes, das durch das Bundesinstitut für Berufsbildung(BIBB) sowie das Hessische Ministerium für Wirtschaft und Technik finan­ziert wird. Der Autor möchte auch Herrn Eduard W. Kleber für seine Beratung und Unterstüt­zung danken.

2 Leistungs-Prüf-System, Horn 1962.

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Abgänger einer Sonderschule für Lern­behinderte, ein kleinerer Prozentsatz kam mit einem Abgangszeugnis oder schwa­chen Abschlußzeugnis der Hauptschule in den Modellversuch.

Um den Leistungsstand zu Beginn der Ausbildung festzustellen, wurden alle Auszubildenden einer relativ umfangrei­chen Testung unterworfen. Unter den zehn Tests befand sich auch der Unter­test 8 des LPS von Horn,Figurenab­wicklungen. Damit sollte das räumliche Vorstellungsvermögen der Jugendlichen überprüft werden, mit dem diese in die Ausbildung eintraten. Diese Fähigkeit spielt aus zwei Gründen für die Ausbil­dung zum Dreher oder Fräser eine große Rolle:

Anhand von Werkstattzeichnungen, die ein Werkstück zweidimensional in drei Ansichten darstellen, muß die­ses als Körper vorgestellt und gefer­tigt werden.

Bei der Programmierung moderner computergesteuerter(CNC-) Werk­zeugmaschinen, die Bestandteil der Ausbildungsgänge des Modellversu­ches ist, muß der Programmierer der Steuerung Wege angeben, die durch die drei Raumkoordinaten bezeichnet werden. Hier ist eine noch wesentlich komplexere Vorstellung eines Kör­pers in einem Raum gefordert als beim Lesen einer technischen Zeichnung und konventionellen Fertigung des Werkstückes.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1992