Zeitschrift 
Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
Seite
178
Einzelbild herunterladen

Monika Brunsting-Müller+ Kognitive und metakognitive Aspekte in der Arbeit mit lerngestörten Kindern

Tab. 1: Zusammenstellung der Ergebnisse der Transfertests(entfernter Transfer)

Vortest NachtestVeränderungsrichtung

1. Verbale Aufgaben HAWIK Allgemeines Wissen WP 8 9+ Gemeinsamkeiten finden WP 13 12 ­Zahlenreihen WP 13 9 MOTTIER- Test: (nachsprechen von Silben)

Anz. korrekt reprod. Items: 19 16 ­LPS Aufgaben 5+6 PR 13,6 30,8+ Aufgabe 11 PR 25,9 52,0+ Wörterlisten quantitativ: Anz. korr. repr. Items 15 19 qualitativ: Lemrnstrategie vor- und nachher unauffällig= 2. Nonverbale Aufgaben HAWIK Bilderordnen WP 19 18 ­Mosaiktest 20 15 ­RAVEN PR 62 90+ LPS Aufgaben 3+4 PR 97,7 91,9 ­Aufgabe 7 PR 22,8 78,8+ Aufgabe 8 PR 87,4 93,3+ Aufgabe 9 PR 62,8 86,4+ Aufgabe 10 PR 44,1 81,6+ Aufgaben 13+14 PR 8,1 32,6+ Labyrinth-Test(Haywood)

Anzahl Fehler 4 0+

3. Symptomorientierte Verfahren LPS Aufgaben 1+2 PR HS 24,4+ Aufgabe 12 PR 6,7 18,4+ ZÜRCHER LESETEST Zeit Wörterliste Sekunden 45 36+

Text Sekunden 175 141+ Fehler Wörterliste 3 0+

Text 13 7+ Informelle Leseprobe Zeit Sekunde/Silbe 0,89 0,88+ Fehler Fehler/Wort 0,07 0,05+ DIAGNOSTISCHER RECHT­SCHREIBTEST(DRT) PR 2 45+

Im Rechtschreiben(DRT 2, Niedermann et al. 1972), das in der Schule bis dahin nochnicht auffiel, erreichte er mit PR 10, ebenfalls eine schwache Leistung.

Aufgrund dieser Untersuchung wurde eine Legasthenietherapie empfohlen und eingeleitet. Es standen zwei Wochen­stunden zur Verfügung(eine während und eine außerhalb der Schulzeit). Die Therapie wurde von einer Sonder­pädagogin und Psychotherapeutin durch­geführt und umfaßte neben Lese- und Rechtschreibtraining auch spielthera­peutische Elemente. Es wurden psycho­linguistisch orientierte Übungen durch­

178

geführt(Grissemann 1980), auditive Dis­krimination, sowie die Umsetzung audi­tiver in visuelle Informationen(Phone­me Grapheme) geübt. Daneben wurde auch der pragmatische und kommuni­kative Aspekt der Sprache zu vermitteln gesucht. Ueli entwarf Texte(Rätsel, Ge­schichten, Sportberichte) und schrieb sie sorgfältig ins Reine, um sie anderen Kin­dern zugänglich zu machen. Er war einer der eifrigsten Journalisten und Leser der von der Kindergruppe herausgegebenen Zeitung. Er arbeitete mit offensichtli­cher Begeisterung und übte auch zuhau­se mit der Mutter fleißig. Die regelmäßig

stattfindenden Gespräche mit Eltern und Lehrerin verliefen erfreulich, alle arbei­teten konstruktiv mit.

Trotz dieses großen Einsatzes aller Be­teiligten waren die Erfolge sehr spärlich. Nach zwei Jahren Legasthenietherapie erreichte er im Zürcher Lesetest immer noch ein Ergebnis, das weit unter der mittleren Breite(d.h. weit unter PR 25) lag und zwar sowohl in Bezug auf sein Lesetempo, als auch in Bezug auf die Fehler. Im DRT 4-5(Meis, 1970) erreichte er einen PR von 11, was ungefähr dem Ausgangsstand entsprach. Dies führte zu einer gründlichen Überprüfung des The­rapiekonzeptes und zu einer Aufnahme in dieses Trainingsprogramm. Zusätzlich zu den in der Erstuntersuchung verwendeten Verfahren wurde jetzt noch der LPS(Horn, 1983) eingesetzt(s. Tab. 1, erste Spalte). Hier fiel ein im Ver­gleich zum WIPKI oder Raven(IQ 104) tiefes Gesamtergebnis auf, das mit einem IQ von 94 im untern Durchschnittsbereich lag. Die Leistungen in den UT 3+4(logi­sches Denken), sowie 7-10(Aufnahme und Verarbeitung visueller Informatio­nen) gelangen ihm gut. Alle sprachlichen Aufgaben(UT 1+2, 5+6 und 11+12 löste er weit unterdurchschnittlich, was bei der Art seiner Schwierigkeiten nicht über­raschte. Erstaunlich hingegen war, daß er Aufgaben schlecht löste, die Ausdauer und Konzentration erfordern(UT 13+14), wirkte er doch bei der Arbeit sehr vor­sichtig und bemüht, keine Fehler zu ma­chen.

Im Labyrinth-Test(Haywood) wählte Ueli die schwierigere Form aus und bear­beitete alle vier Labyrinthe. Er arbeitete motiviert und sorgfältig und machte da­bei 4 Fehler.

Zur Evaluation seiner Lernstrategien wurden ihm Wörterlisten mit 15 und 25 Items präsentiert, von denen er eine aus­wählen, lernen und reproduzieren sollte. Nach längerem Überlegen und der mehr­fach gegebenen Zusicherung, er dürfe frei wählen, entschied er sich für die kürzere Liste. Er war offensichtlich auch hier bemüht um eine gute Leistung. Er setzte 4 Minuten Lernzeit ein und repro­duzierte alle Wörter korrekt. Die ver­wendete Lernstrategie setzte sich zusam­men aus visuellen und semantischen Ele­

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVIIL Heft 4, 1992