Monika Brunsting-Müller+ Kognitive und metakognitive Aspekte in der Arbeit mit lerngestörten Kindern
Trainingseffekte Aktive Informationssuche
Baseline 1 Training I Organisation der Punkte
Baseline 2b Training 2 Analytische Wahrnehmung Räumliche Orientierung
Baseline 3b Training 3
Abb. 2: Variable Aktive Informationssuche: Mittelwerte der einzelnen Phasen in Bezug auf Emissionsfrequenz(dunkle Säule) und Emissionsdauer(helle Säule)
Erhaltungseffekte Aktive Informationssuche
Training 1 Organisation der Punkte
Baseline 2a Training 2 Analytische Wahrnehmung Räumliche Orientierung
Baseline 3a Training3—_Baseline 4
Abb. 3: Variable Aktive Informationssuche: Mittelwert der einzelnen Phasen in Bezug auf Emissionsfrequenz(dunkle Säule) und Emissionsdauer(helle Säule)
menten: Er begann mit einer visuellen Strategiej(“alle Wörter aus der oberen Zeile”), fuhr mit einer semantischen weiter(Städte, Sportarten) und sammelte am Schluß die restlichen 5 Items. Die Videoaufnahme zeigt, wie er die Wörter halblaut las, die Karte umdrehte und die Wörter auswendig vor sich hinsagte. So ging er Stück um Stück weiter und memorierte immer wieder halblaut. Ueli verwendete also eine aktive und sehr effiziente Lernstrategie und setzte ungewöhnlich viel Lernzeit ein. Dies ist zwar an sich eine reife und elaborierte Art
vorzugehen. Es sind Lernstrategien, wie sie bei kognitiv impulsiven Kindern kaum zu finden sind. Allerdings machte ihm diese lange Lernzeit in der Schule bei Lernaufgaben oft Mühe, so daß er Schwierigkeiten hat, dem Tempo zu folgen.
Problematischer scheint sein Problemlöseverhalten. Hier zeigt er sich(s. Vorgeschichte, projektive Tests) als impulsives Kind, das nicht reflektiv vorgeht und recht schnell handelt. Versteht man Lesen und Rechtschreiben als Problemlöseprozeß(Stoll 1980), so weisen auch seine schwachen Leistungen hier darauf
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1992
hin, daß sein kognitives Verhalten alles andere als optimal ist.
Insgesamt ist Ueli auf den ersten Blick zwar nicht das typische Kind, das von einem kognitiven und metakognitiven Training profitieren könnte, wirkt er doch prima vista nicht kognitiv impulsiv. Bei näherem Hinsehen zeigt er jedoch einige solche Züge, so daß die Hoffnung auf einen günstigen Effekt dieses Trainings sicherlich nicht unbegründet war. Zudem war Ueli bereits über 2 Jahre in intensiver Einzeltherapie und hatte, trotz an sich recht günstiger Voraussetzungen (Motivation, Intelligenz, nicht offensichtlich massiv beeinträchtigter Sprachentwicklung) nur wenige Fortschritte gemacht. Auch aus Gründen der Motivationserhaltung war ein völlig anderer Zugang im Sinn eines befristeten Trainings indiziert.
Teil 1: Trainings-, Erhaltungsund Transfereffekte
Analysiert wurde jeweils die Phase vom Sitzungsbeginn bis zur Problemdefinition.
1.1 Trainingseffekte
Variable“Aktive Informationssuche”(s. Abb. 2)
Sehr gute Trainingseffekte waren festzustellen(vgl. Baseline 1— Training 1 und Baseline 2b— Training 2). Neuartige Aufgaben motivierten Ueli etwas stärker zu aktiver Informationssuche als bekanntere. Es ist also sinnvoll, möglichst verschiedenartige Aufgaben zu verwenden, wenn diese Art von Verhalten gefördert werden soll.
Variable“Präzisierung des Wahrgenommenen”
Diese Variable war bei Ueli selten zu beobachten, was eine Interpretation der Ergebnisse erschwert.
Variable“/mpulsives Verhalten”
Das Training hatte u.a. zum Ziel, impulsives kognitives Verhalten zu reduzieren. Wie bereits aufgrund der Vorunter
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