Buchbesprechungen
Nachrichten
* Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
* Verband Deutscher Sonderschulen
* Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte
Sonderpädagogen sind sich einig:
Pädagogen weiterbilden statt entlassen Berufserfahrung in den neuen Bundesländern nutzen
Angesichts der großen Probleme bei der Weiterentwicklung und Umstrukturierung der Sonderschulen in den neuen Ländern trafen sich erstmals die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft(GEW), der Verband Deutscher Sonderschulen(VDS) und die Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte. Ergebnis des Gesprächs, das bereits am 12. Februar 1992 in Marburg stattfand, war ein dringender Appell an die Kultusminister, das vorhandene Personal nicht wahllos zu entlassen, sondern durch Fortbildung für die neuen Aufgaben zu qualifizieren.
“Wir sind ohne Wertung unseres pädagogischen Abschlusses, der Fortbildung und langjährigen Praxis in die zweite und dritte Reihe versetzt worden.”
Diese Klage von Betroffenen veranschaulicht die Lage in den Sonderschulen der neuen Bundesländer, deren Aufbau auf teilweise unbefriedigenden Verhältnissen, gerade bei der Förderung geistig behinderter Menschen, erfolgen muß. Vielen langjährig und engagiert in rehabilitationspädagogischen Fördereinrichtungen tätigen Fachkräften droht trotzdem der Verlust ihres Arbeitsplatzes, weil diese Felder erst seit der Einheit offiziell als Schule anerkannt und heute geforderte Qualifikationsabschlüsse in der ehemaligen DDR gar nicht erworben werden konnten. Dies gilt in besonderem Maß für die Arbeit mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen, die in der DDR als nicht schulbildungsfähig galten.
Die drei Verbände waren sich darüber einig, daß allen Berufsgruppen aus Behinderteneinrichtungen der ehemaligen DDR der Übergang in das neue System der Behindertenhilfe ermöglicht werden muß. Sie fordern daher eine angemessene tarifliche Eingruppierung
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des Personals, beruflichen Bestandsschutz für eine Übergangszeit, bis die neuen Aubildungsgänge“greifen”, umgehende Anerkennung von sonderpädagogischen Bildungsabschlüssen und ein vielfältiges Angebot beruflicher Fort- und Weiterbildung. Darüber hinaus sollte der Weg eröffnet werden, neue Abschlüsse berufsbegleitend zu erwerben. Warum kann ein erfolgreich arbeitender Sonderschullehrer ohne Abitur— das war in der DDR möglich— nicht auf einer Universität den jetzt erforderlichen Abschluß nachholen?
“Es ist für uns deprimierend, unter diesen Strukturen weiterzuarbeiten. Uns wird jede Motivation zur Arbeit mit den Behinderten genommen.” Die Verbände wollen dieser Resignation entgegentreten, damit sich die neuen Chancen für behinderte Menschennach der Wiedervereinigung nicht in ihr Gegenteil verkehren.
Aktivspielplätze und Kinderbauernhöfe— eine Arbeitshilfe
Der Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V., in Stuttgart hat eine Arbeitshilfe herausgegeben, die
1. die Idee der Abenteuerspielplätze und Jugendfarmen verstärkt in die(Fach-)Öffentlichkeit tragen soll,
2. gegenüber den verantwortlichen Behörden und Entscheidungsträgern eine offensive Argumentationshilfe sein soll,
3. den KollegInnen in den Einrichtungen aktuelles theoretisches Material über Geschichte, Weiterentwicklung und Perspektiven ihrer Arbeit zur Verfügung stellen soll,
4. am Aufbau von Abenteuerspielplätzen und Jugendfarmen interessierten Leuten als Arbeitshilfe dienen soll,
5. den Ausbildungsstätten für SozialarbeiterInnen und ErzieherInnen eine Grundlage bieten soll, sich im Rahmen der Ausbildungsprogramme wieder intensiver mit diesem Bereich zu beschäftigen.
Die Arbeitshilfe umfaßt 156 Seiten und ist reich bebildert. Sie kann zum Preis von DM 15,— bestellt werden beim
Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V., Haldenwies 14,
7000 Stuttgart 80,
Tel. 0711/687 23 02— Fax: 0711/678 85 69
Eine Schrift zum Thema“Kinderwunsch und Elternschaft von Menschen mit einer geistigen Behinderung” hat eine Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Berufsgruppen aus den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel erstellt. Sie soll eine Informations- und Orientierungshilfe bieten für alle, die sich mit dem Thema Kinderwunsch und Elternschaft von Menschen mit einer geistigen Behinderung auseinandersetzen. Im Rahmen der Erarbeitung wurden verschiedene Institutionen in Nordwestdeutschland besucht, die Erfahrung mit Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung haben. Diese Erfahrungen sind in der Schrift dargestellt und daraus Überlegungen zu institutionellen Bedingungen abgeleitet worden. Weitere Themen sind Formen zur Beratung sowie Ethische Reflexion. Breiten Raum nehmen Hinweise zu rechtlichen Fragen ein, die auch über den Themenkomplex Kinderwunsch und Elternschaft hinaus von Interesse sein werden.
Die Schrift kann zum Selbstkostenpreis von DM 4,—+ Versandkosten erworben werden über
v. Bodelschwinghsche Anstalten Bethel Abteilung Öffentlichkeitsarbeit/Dankort Postfach 130260
4800 Bielefeld 13(Bethel)
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1992