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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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den Rekurs auf phonologische Hypothesen traditionelle Analysemethoden sprachpatho­logischer Forschung und Praxis zu überschrei­ten. Die Erforschung des Störungsphänomens scheint aber letztlich auch davon abhängig zu sein, inwieweit diese Analysemethode im deutschsprachigen Raum disziplinär aufge­griffen und verbreitet wird(S. 443). Mit diesem Zitat schließt die Autorin. Ich hoffe, daß dieser Appell verstanden wird und das Buch den ihm gebührenden Raum in der sprachheilpädagogischen Forschung einneh­men möge. Jedem, der sich in Forschung und Praxis mit phonologischen Störungsformen beschäftigt, sei dieses Buchals Lektüre, Nach­schlagewerk und Anregung empfohlen.

Fußnote

* Ich vermute, daß dem Buch eine Dissertation zugrunde liegt.

Prof. Dr. Hermann Schöler, Heidelberg

Zimbardo, P.G.: Psychologie. Berlin: Sprin­ger. 1992. 736 S., DM 68,00

Zimbardos Buch ist ein einführendes Lehr­buch der Psychologie. Die fünfte Ausgabe soll dem Leser im deutschen Sprachraum ein aktuelles Bild der Theorien und Ergebnisse der Psychologie vermitteln. Gegenüber dem amerikanischen Original gekürzt, anders ge­ordnet und mit einigen Ergänzungen zur Psy­chologie in Deutschland versehen, berück­sichtigt das Buch die meisten Disziplinen der Psychologie. Insbesondere ist die allgemeine Psychologie in allen wichtigen Teildiszipli­nen vertreten. Weitere Kapitel sind der Per­sönlichkeitspsychologie, der Diagnostik, der Entwicklungs- und Sozialpsychologie sowie der Gesundheitspsychologie und der klini­schen Psychologie gewidmet. Abgesehen von der Arbeits-, Betriebs- und Organisations­psychologie und dem FachForschungs­methoden und Evaluation ist der gesamte Kanon der Fächer der Prüfungsordnung des Diplomstudiengangs Psychologie in den Ka­piteln aufzufinden.

Das Buch eignet sich sowohl zur schnellen Orientierung über die einzelnen Teildiszi­plinen wie auch als Nachschlagewerk und zur Gewinnung einer Übersicht über die ge­samte Psychologie im Selbststudium oder im Rahmen einer einführenden Lehrveranstal­tung. Verschiedene Aspekte der Gestaltung tragen zu dieser weiten Eignung bei. So sind

die Kapitel klar und einsichtig gegliedert und werden jeweils durch eine ausführliche Zu­sammenfassung abgeschlossen. Sehr hilfreich sind auch die sogenannten Unter-der-Lupe­Kästen, die an ausgewählten und oft span­nenden Beispielen tiefer einzelne Aspekte des im Text Beschriebenen ausführen. Für den angenehmen Gesamteindruck spielt si­Ccherlich auch die großzügige Ausstattung mit farbigen Abbildungen und Photographien eine Rolle. Ein neuer Aspekt dieser fünften Ausgabe sind auch die pro Kapitel angeführ­tenHinweise zur deutschsprachigen Litera­tur, die im großen und ganzen aktuell und vollständig sind. Das Buch stellt eine sinnvolle Bearbeitung und Übersetzung des hervorragenden ameri­kanischen Lehrbuchs für den deutschen Sprachraum dar. Die Bearbeitung für den deutschen Sprachraum überzeugt vor allem in den Kürzungen gegenüber dem Original, während Abschnitte, die der deutschen Aus­gabe eigentümlich sind, manchmal an Ausgewogenheit zu wünschen übrig lassen. Zum Beispiel werden im ersten Kapitel unter der ÜberschriftModelle der deutschspra­chigen Psychologie die sogenannte Kriti­sche Psychologie und das Forschungs­programmSubjektive Theorie als die zwei erwähnenswerten Modelle der deutschspra­chigen Psychologie angeführt. Davon abge­sehen ist das Buch ein würdiger Nachfolger der früheren Auflagen, das wie die früheren Auflagen für Leser mit geringen Vorkennt­nissen ebenso geeignet ist wie für Fach­studenten, die einen vertiefenden Einblick in die Themen, Theorien und Ergebnisse su­chen.

Dr. Christoph Klauer, FU Berlin

Bundschuh, Konrad: Heilpädagogische Psychologie. Uni-Taschenbuch 1645. Ernst Reinhardt Verlag, München/Basel 1992. 288 Seiten mit 11 Abbildungen. DM 29,80.

Das handbuchartige und in der Thematik vorbildlich strukturierte Buch betont im Vor­wort und in der Einleitung, daß die Erziehung und die Integration heilpädagogisch bedürf­tiger Kinder in unseren Schulen denErfah­rensraum menschlicher Zuwendung und nicht der Ausgrenzung verlangen. Für denWis­senschaftler der Gegenwart ergibt sich die Aufforderung und die Notwendigkeit zur Befreiung von einer verengten defektspezi­fischen Sichtweise und die Aufforderung zur

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1992

Buchbesprechungen

Suche nach einer neuen Wahrnehmung von Kindern mit Behinderungen in Richtung Möglichkeiten und Können. Heilpädago­gische Psychologie bezieht vor allem auch Kinder in ihren Aufgabenbereich ein,die im gegenwärtigen Regelschulsystem durch ein­seitiges Leistungsdenken und daraus her­vorgehendem sozialem und emotionalem Druck in ihren psychisch-emotionalen, so­zialen und kognitiven Möglichkeiten bedroht sind und deshalb unter Umständen schwere Verhaltensstörungen zeigen. Nicht zu ver­gessen sind heute(ganz aktuell) dieMillio­nen Kinder, die täglich hungern, verhungern, an heilbaren Krankheiten sterben, keine Schu­len besuchen können, ferner die Flücht­lings-, Aussiedler-, Rückwanderer-, Gastar­beiter- und Ausländerkinder. Zu ihnen gehö­ren auch die allgemein kriegs- und nach­kriegsgeschädigten Kinder oder auch die sogenanntenmarginality-Kinder, die durch Rasse, Abstammung oder Nationalität eine Zwischenstellung zwischen zwei Kulturen einnehmen müssen.

Die 75 Einzelabschnitte des Buches können hier nicht ihrem Inhalt nach genannt oder besprochewn werden. Die 7 Hauptabschnitte haben folgende Überschriften: Die Bedeu­tung der Heilpädagogischen Psychologie; Handlungs- und Gegenstandsbereiche Heil­pädagogischer Psychologie; Entwicklung im Rahmen heilpädagogischer Fragestellungen; Lernen im heilpädagogischen Arbeitsfeld; Neurophysiologische und neuropsycholo­gische Erkenntnisse; Heilpädagogische Dia­gnostik als Förderdiagnostik; Therapien im heilpädagogischen Arbeitsfeld; Sozialpsy­chologische und soziologische Grundfragen im Rahmen der Heilpädagogischen Psycho­logie.

In einemAusblick heißt es:Was wissen wir wirklich über den Menschen mit Behin­derung im Sinne von gesicherten Erkenntnis­sen? Wir stehen erst am Anfang dieses Lern­prozesses... Nicht zuletzt sollten Lehre und Forschung in diesem Bereich mit der Ziel­richtung auf die speziellen Erziehungsbe­dürfnisse und die Lebenswirklichkeit der ein­bezogenen Kinder und deren Familien angelegt und auf Berücksichtigung einer ganzheitlichen Sichtweise gerichtet sein. Der Studierende der Heil- und Sonderpäd­agogik sollte parallel zu diesem hervorragen­den Buch die Veröffentlichung von Dieter GröschkePsychologische Grundlagen der Heilpädagogik(Verlag Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 1992) lesen.

Prof. Dr. Richard G.E. Müller, Glinde

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