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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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mierte Kooperation sich eher auf be­kannte und traditionelle Ansätze und sich noch weniger auf neuere behinde­rungsspezifische Interventionen bezog.

Zu2.und 3.:

Eine Sonderklasseninnovation in einer Ausweitung des FEinschulungsklassen­konzepts auf vier Jahre mit zwei zwei­jährigenSchachteln erscheint im Hin­blick auf die Chancen der Frühförderung schulschwacher Schüler diskussions- und untersuchungswürdig.

Dabei wäre das sonderpädagogisch-didak­tische Normalisierungsprinzip mit indivi­dueller Anpassung an den besonderen För­derbedarf solcher Schüler zu beachten.

Zu 4.:

Zu kommunikationsorientierten Unter­suchungen könnten Erweiterungen des Unteruchungsrepertoires ins Auge gefaßt werden. Rechtschreib-, Wortschatz- und allgemeine sprachliche Schulleistungs­tests genügen nicht. Sie sollten durch psycholinguistische Verfahren, welche

Literatur

auf Bedingungen der sprachlichen Lei­stungen und auf spezifische Interven­tionen verweisen, ergänzt werden.

Die vorliegenden Ergebnisse zu den Rechtschreibleistungen zeigen, daß eine Integration ohne spezifische Maßnah­men die Gefährdungen zum funktiona­len Analphabetismus nicht beseitigt. Da­mit bleibt für viele schulschwache Schü­ler die spätere nachschulische soziale Desintegration programmiert.

Zu3.:

Zur Erfassung der Notwendigkeiten ei­ner konkreten Lebenshilfe im Hinblick auf die Lebensmeisterung(Freizeitgestal­tung, Hygiene, Beziehungsgestaltung, Identitätsaufbau u.a.) könnte die bio­graphische Forschungsmethode herange­zogen werden.

Zu 6.:

Es liegen schon Erkundungsstudien vor, in welchen die soziale Akzeptierung von Sonderklassenschülern in Abhängigkeit von kooperativen Unterrichtsformen,

von der Behandlung sozialer Themen im Projektunterricht gesehen wird(Grisse­mann 1981).

Abschließend läßt sich sagen, daß die beiden Untersuchungen zur Integration als wichtige Impulse zur weiteren Ent­wicklung unseres Schulwesens zu be­trachten sind. Es ist aber deutlich zu sehen, daß wir von einerLösung der Integrations-Separationsprobleme noch recht weit entfernt sind.

Es ist gefährlich, sich mit statistisch sig­nifikanten Ergebnissen, die sich auf ergänzungsbedürftige Fragestellungen be­ziehen, abzufinden. Auch die Aussagen der Freiburger Gruppe in der wissen­schaftlich unüblichen Selbstqualifikation (Häberlin 1990, S. 185, über ihreim internationalen Vergleich hochstehende Forschungsmethode undDie Ergeb­nisse finden in der ausländischen For­schung eine eindrückliche Bestätigung) dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß in der sonderpädagogischen Integrations­forschung noch recht viel zu tun ist.

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Autorenanschrift:

Prof. Dr. Hans Grissemann Institut für Sonderpädagogik der Universität Zürich Hirschengraben 48

CH-8001 Zürich

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HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 1, 1991 49