Ulf Preuss-Lausitz- Erforschte Integration
Fortschritte in den Lernbereichen
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Sachkunde
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(101)— Codenummer des Kindes; aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sind nur die Anfangsbuchstaben der Vornamen angegeben. J= Junge; M— Mädchen; aJ— ausländischer Junge; aM— ausländisches Mädchen G—„Gutachtenkind‘“‘(dieses Kind benötigte— zumindest zeitweise— gemäß Gutachten der Schulpsychologischen Beratungsstelle und der WiB
eine besondere pädagogsiche Betreuung).
besprochen und ihre Anregungen aufgegriffen. Obwohl der Schulversuch ursprünglich eindeutig ein Projekt der Lehrer war, intensivierte sich die Mitwirkung der Eltern über die Jahre— im Unterricht, bei Festen, aber auch in den Gremien und in der Außendarstellung. Aber waren auch jene Eltern, die aus sozialen oder ethnisch-sprachlichen Gründen sich wenig am Schulleben beteiligten, mit der wohnortnahen Schule für alle Kinder einverstanden, und wie beurteilten dies schließlich die Eltern der Gutachtenkinder?
Im Mai 1988, also im Schlußjahr der Wissenschaftlichen Begleitung, wurden in einer anonymen Befragung alle Eltern der Schüler aus den 1., 3. und 5. Klassen befragt(Antwortquote 86%). Die Ergebnisse waren eindeutig(im einzelnen vgl. Heyer u.a. 1990, S. 173 ff.): 94% aller Eltern fanden die gemeinsame Erziehung gut, 0% gar nicht gut. 94% plädierten für die Einführung der Integration auch in anderen Grundschulen, 90% für die Fortsetzung in der Oberschule(in Berlin: ab Klasse 7). 91% unterstellten der Schule, daß sie sich große oder sehr große Mühe gebe, die Kinder zu fördern, und ‚großes Vertrauen‘ zu den Lehrern bekundeten 71% voll und weitere 26%
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teilweise. Diese Werte lagen über jenen, die bundesweit vom Dortmunder Schulforschungsinstitut bei Grundschuleltern repräsentativ ermittelt worden waren (Rolff, Hansen, Klemm& Tillmann 1988). Ähnlich positive Ergebnisse konnten auch bei Bewertungen von pädagogischen Einzelfragen oder bei der Einschätzung der Schulzufriedenheit ihrer Kinder festgestellt werden. Die Eltern von Gutachtenkindern hatten eine in der Tendenz noch positivere Einstellung zu den Lehrern, zur Schule insgesamt und zur Integration; sie würden alle ihre Kinder wieder integrativ einschulen und wollten diese gemeinsame Erziehung auch alle in der Oberschule fortgesetzt wissen. Dabei ist besonders zu würdigen, daß, wie erwähnt, viele dieser Eltern sozial randständig und schulfern sind. Bei ihnen bestand der Eindruck, daß, wie eine Mutter kommentierte, ‚für sie endlich einmal was getan wird“.
Aufschlußreich war, daß die(Bildungs-) Herkunft der Eltern bei der Bewertung der Integration kaum eine Rolle spielte: Eltern mit Gymnasial-, Realschul- oder Hauptschulbildung unterschieden sich in ihrer Einschätzung kaum(Tendenz, jedoch statistisch nicht signifikant: Eltern
HEILPÄDAGOGISCHE
mit Gymnasialbesuch geben noch positivere Urteile ab). Widersprüchlich die Aussagen von Eltern, die die türkische Grundschule besucht hatten: während ihr Vertrauen in Schule und Lehrer am höchsten war, äußerten sie etwas weniger Zustimmung zu gemeinsamer Erziehung(78% statt im Schnitt 94%). Aber alle, die sich äußerten, würden ihre Kinder wieder in die Uckermark-Grundschule einschulen.
Wir haben die Einschätzungen der Eltern vorangestellt, weil sie eines ganz deutlich machen: integrative Pädagogik, in rechter Weise von Lehrern entwickelt, wird auch von jenen Eltern mitgetragen, die herkömmlicherweise bildungs- und schulfern sind— also gerade die klassische Population der Lernbehindertenschule. Integration ist kein bloßes Projekt von Eltern akademischer Herkunft mit(sinnes- und körperbehinderten) Kindern. Aber es wird, im Gegensatz zur Gesamtschule, von Eltern mit höheren Bildungsaspirationen— ob mit oder ohne Kinder mit Behinderungen— voll unterstützt. Der soziale Widerstand gegen gemeinsame Erziehung in der Bevölkerung dürfte daher gering sein, die Isolation der Vertreter separater Erziehung zunehmen.
FORSCHUNG Band XVII, Heft 1, 1991