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Schule für geistig Behinderte entsteht in Neustadt/Sachsen
Seit mehr als zehn Jahren werden in der Rehabilitationspädagogischen FöÖrdereinrichtung Neustadt geistig behinderte Kinder und Jugendliche versorgt, betreut, gepflegt und gefördert.
In der Vergangenheit waren es gerade die schwächsten Glieder der Gemeinschaft, die in ihren Grundrechten eingeschränkt, als schubildungsunfähig angesehen wurden, Bei aller Hilfe und Unterstützung, die das Gesundheitswesen gab, blieb doch eines unumstößliche Tatsache: Ein Recht auf Bildung gab es für diese Kinder und Jugendlichen nicht, obwohl viele Praktiker, vor allem erfahrene Sonderpädagogen seit längerer Zeit immer wieder darauf hinwiesen, daß damit wesentliche Potenzen für die Persönlichkeitsentwicklung gerade bei geistig Behinderten ungenutzt blieben. Auch von den Eltern wurde deshalb im vergangenen Jahr immer stärker die Forderung erhoben, diesen Behinderten Bildungschancen zu gewähren, geistig behinderte Kinder und Jugendliche in einem ganzheitlichen Prozeß von Lernen, Fördern, Erziehen, Betreuen und Pflegen zu fördern.
Durch die im Landkreis Sebnitz dafür Verantwortung Tragenden im Gesundheits- und Bildungswesen kam es im Sommer 1990 zu ersten gemeinsamen Überlegungen, wie schrittweise die Umprofilierung der Fördereinrichtung zur Schule für geistig Behinderte unter der
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Trägerschaft des Landratsamtes, Dezernat Bildung, Kultur, Sport, Tourismus erfolgen kann.
Die Zeit von der Beschlußfassung bis zum Ende der Winterferien haben die Mitarbeiter intensiv genutzt, um möglichst alle Voraussetzungen dafür zu schaffen, den Ansprüchen an Schulbildung gerecht zu werden,
Mit der Wahl eines Direktors und stellvertretenden Direktors durch die Schulkonferenz und deren Ernennung durch das zuständige Schulamt per 1. März 1991 sind jetzt auch die Bedingungen für die Leitung der Schule neu, auf demokratischer Grundlage, geregelt.
Die beschäftigten Lehrer, Erzieher und technischen Mitarbeiter haben sich für die Eröffnung des Schulhalbjahres ab 11. März etwas Besonderes einfallen lassen. Erstmalig laden sie zu einem Tag der offenen Tür in die Schule für geistig Behinderte ein.
Dazu sind Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, aus Schulen, Betrieben, Institutionen und interessierte Bürger des Landkreises eingeladen. Ihnen soll nicht nur das Objekt vorgestellt werden, sondern sie sollen zugleich die unmittelbare Arbeit der Lehrer und Erzieher mit den Behinderten im Unterricht, in Freizeitbeschäftigungen und verschiedenen Projektformen der Arbeit mit geistig Behinderten kennenlernen,
Wir glauben, daß damit ein Beitrag zur weiteren Transparenz der Arbeit mit Behinderten geleistet werden kann, falsche Vorstellungen abgebaut werden
und zum Teil noch bestehende Vorurteile dann der Vergangenheit angehören werden. Zugleich erhoffen wir uns auch materiell-technische und inhaltliche Unterstützung bei der weiteren Ausgestaltung der Schule, Denn, die Probleme, die noch zu lösen sind haben es wahrlich in sich. Noch fehlen entsprechende Lehrbücher für den Unterricht, müssen viele Hilfsmittel für die unmittelbare Arbeit in mühevoller Kleinarbeit selbst angefertigt werden, existieren eine Reihe von landesrechtlichen Regelungen noch nicht. Alle Mitarbeiter sind jedoch optimistisch, daß wir gemeinsam die vor uns liegenden Aufgaben meistern können, Unser Wunsch und unsere herzliche Bitte besteht jetzt vor allem darin, möglichst vielfältige Kontakte mit ähnlichen Bidlungseinrichtungen in den Altbundesländern knüpfen zu können, um von ihnen zu lernen und im gegenseitigen Erfahrungsaustausch Anregungen für die weitere Arbeit zu erhalten,
Wer gerne mit uns Kontakt aufnehmen möchte, der schreibe bitte an:
Schule für geistig Behinderte Neustadt Direktor Claus Hörrmann Struvestraße 2
0-8355 Neustadt/Freistaat Sachsen
Telefonische Meldungen sind auch direkt an die Schule unter Neustadt/Sachsen 2291 bzw. über den Direktor, Herrn Hörrmann unter Sebnitz/Sachsen 3831 möglich,
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 2, 1991