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Das habe ich gut gemacht!
Die Kinder schreiben sich selbst Kompetenz zu und ermutigen sich selber für die nächste Problembearbeitung.
Kognitive Modelldemonstration: Hier beobachten die Trainingskinder zunächst ein Modell, das das effiziente Verhalten in problemlösenden Situationen demonstriert. Diese Modelldemonstration macht auch die sonst verdeckt— nämlich als Denken oder interne Planung— ablaufenden kognitiven Prozesse beobachtbar(z.B. durch Verbalisierung der handlungsleitenden Strategien und metakognitiven Prozesse). Die Kinder können aus der Beobachtung dieses Modellverhaltens die Aspekte entnehmen, die zur Bewältigung einer Klasse von Anforderungen relevant sind. Die kognitive Modelldemonstration hat eine spezifische Struktur, die als„integriertes Vermittlungsmodell‘“ anderenorts dargestellt ist (vgl. Lauth, 1987, S. 278).
Diese Form des kognitiven Modellierens erscheint vor allem für retardierte Kinder vorteilhaft, denn damit entfallen im Vergleich zur Bearbeitung beispielsweise exemplarischer Problemsituationen mehrere Codierungs- und Abstraktionsprozesse für das Kind und die Wahrscheinlichkeit von Aneignungsschwierigkeiten wird reduziert.
Übernahme der Selbstverbalisierungen und Prüfprozesse: Hier geht das Förderprogramm von Erkenntnissen aus, daß Kinder selbstregulatives Handeln über die zunehmenden Verinnerlichung von Anweisungen zugunsten verinnerlichter Selbstinstruktionen erlernen. Folglich (vgl. auch Meichenbaum, 1979; Douglas, 1976, 1980) wird den Kindern zunächst förderliches Modellverhalten einschließlich der selbstinstruktiven Komponenten durch den Trainer demonstriert (kognitives Modellieren); sie werden sodann dazu angehalten, dieses Modellverhalten nachzuvollziehen und dabei ihr Handeln anhand von zunächst offenen sowie später zunehmend verkürzten bzw. verinnerlichten Selbstverbalisierungen zu begleiten. Dadurch wird eine zunehmende Verinnerlichung des beabsichtigten Vorgehens erreicht.
Gerhard W,. Lauth*
Transfertheoretisch begründete Aufgabenauswahl: Die Kinder übertragen die demonstrierten Herangehensweisen zunehmend eigenständiger auf neue und schwierigere Aufgaben.
Die angewandten Übungsmaterialien der 8 Trainingssitzungen bestehen aus didaktischen Spielen, die im Fachhandel erhältlich sind. Sie beziehen sich auf sachliche, intellektuelle Probleme und besitzen eine ansteigende Schwierigkeit. Die Spiele umfassen
— Zuordnungsaufgaben, wobei identische Bildpaare, die sich von anderen nur minimal unterscheiden(„Differix‘“;„Schau genau“) bestimmt werden sollen;
— Reihungen(„Contact‘), wobei eine begonnene Sequenz erkannt und inhaltslogisch fortgesetzt werden soll;
— ein Legespiel mit logischer Reihenfolge(„Was kommt dazu?‘‘), wobei multiple Vergleiche und eine vernetzte Problembearbeitung erforderlich sind;
— die Aufgabenbewältigung nach einem vorgegebenen Plan(,,Tangram“);
— Wiedergabe einer Tonbandgeschichte anhand von Bildkarten(„Geschichten-Domino“), wobei der handlungsorganisierende Plan(die Geschichte) aufgenommen und anschließend umgesetzt werden muß;
— die Ableitung eines handlungsorganisierenden Planes aus vorliegenden Bildkarten(„Wir legen Geschichten“) und die entsprechende Umsetzung dieses Planes;
— die Übertragung des Vorgehens auf die Regelung sozialer Konflikte(„Vertragen und nicht Schlagen‘).
Dabei werden nur handlungsbezogene Spiele eingesetzt, weil dadurch der Handlungsverlauf der Kinder direkt beobachtbar ist und Fehler der Kinder für den Trainer im Entstehungsstadium erkennbar sind(Möglichkeit zu frühzeitigen und prozessorientierten Hilfen).
Die erläuternden Beschreibungen dieser Spiele, die konkrete didaktische Gestaltung der jeweiligen Trainingseinheit werden in einem Trainingsmanual ausführlich dargestellt(Lauth, 1988).
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1991
Entwicklungsförderung bei sozial-kognitiver Retardierung
Ergebnisse
Das dargestellte Training wurde in mehreren Versuchen evaluiert:
In der vorliegenden Version wurde das Training mit Schülern der 3. und 4, Klasse der Sonderschule für Lernbehinderte evaluiert. Hierzu wurden insgesamt 33 lernbehinderten Sonderschülern(Altersdurchschnitt 10.3 Jahre) in einer Trainingsgruppe(n=19) metakognitive Kompetenzen vermittelt, während die Kontrollgruppe(n=14) die gleichen Trainingsmaterialien ohne Strategievermittlung bearbeitete. Die abhängigen Variablen wurden in pre- und post-Messungen in Termini eines unterschiedlich weiten Trainingstransfers erhoben. Die Ergebnisse belegen Leistungsverbesserungen im Bereich einer verbesserten Handlungsorganisation und-regulation (verbesserter Intelligenzstatus, erhöhte Problemlösereflexivität, erhöhtes Strategiewissen, günstigere metakognitive Handlungsvermittlung).
Die zweite Evaluation bezieht sich auf 22 lernschwache Schüler der 2. und 3. Klassen zweier Grundschulen(SchwarzZauzich& Morsbach, 1986). Diese Untersuchung befaßt sich auch mit der Frage, inwieweit es hilfreich ist, die Eltern der Kinder in das Trainingsprogramm miteinzubeziehen.
Das Training führte zu deutlichen Verbesserungen im Bereich der Schulleistung, des intellektuellen Problemlösens sowie im Alltagsverhalten der Kinder in der Schule und dem Elternhaus(Lauth, 1988). Insbesondere konnten auch akute Versetzungsprobleme reduziert und schulische Probleme verbessert werden. Diesen weitreichenden Transfer auf das Alltagsverhalten belegen— neben den Verhaltensbeschreibungen der Eltern— die freien Charakterisierungen der Lehrer sowie die Tatsache, daß keines der Kinder unversetzt blieb. Damit wird die Förderlichkeit dieses Problemlösetrainings deutlich belegt und entspricht den schon zuvor mit lernbehinderten Sonderschülern gemachten Erfahrungen, die zeigen, daß das Training
— in einer verbesserten Handlungsorganisation resultiert;
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AA