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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Veränderungen des Gegenstandsbezugs als Indikator kognitiver Entwicklung und Möglichkeiten ihrer förderungsbezogenen

diagnostischen Erfassung

Von Reimer Kornmann

Eine wesentliche Aufgabe pädagogischer Förderung kann darin gesehen werden, gerichtete Veränderun­gen der geistigen Entwicklung zu bewirken. Damit im Falle ausbleibender oder gar rückschrittlicher Lern- und Entwicklungsverläufe interveniert werden kann, müssen die Auswirkungen der durchgeführten entwicklungsfördernden Handlungen kontrollierbar sein. Die dazu notwendigen Kriterien sollen vor allem entwicklungstheoretisch begründet,

Ökologisch valide,

objektiv handhabbar und

praktikabel

sein.

Diesen Voraussetzungen kommt eine am Konzept der Abfolge der dominierenden Tätigkeiten( Leontjew) orientierte Systematik sehr nahe. Ihr Bezugspunkt ist der sich verändernde Gegenstandsbezug im Ver­laufe der individuellen Entwicklung jeweils ge­kennzeichnet als sensorische, manipulierende, funk­tionale, symbolische, lernende und produktive Tätig­keit. Es ist davon auszugehen, daß diese Abfolge be­züglich verschiedener Objekte zwar unterschiedlich schnell verläuft, die Veränderungsreihe selbst aber konstant bleibt.

Die einzelnen Tätigkeiten werden unter Verweis auf ihre heilpädagogischen Implikationen bei der Pla­nung und Kontrolle der Entwicklungsförderung er­läutert.

An essential aim of educational efforts can be seen in inducing directional individual development. Special intervention is necessary, when development has come to a standstill or is even retrogressive. In order to avoid this, educational efforts should be controlled very carefully by criteria which are

theoretically sound,

ecologically valid,

objective, and

manageable.

These postulates seem to be fulfilled by a system which follows Leontjews ideas on the sequence of dominant activities. This theory emphazises the changes of object reference in the course of indi­vidual development. These changes are characterized as sequences of sensorial, manipulative, functionali­stic, symbolic, learning, and production activities. It has to be assumed that the speed of this process depends on the quality of each object, while the sequence of the individual phases remains consistent. The present paper describes the concept and its implications for planning and evaluating educational efforts.

Ausgangspunkt: Praxis der Entwicklungsförderung

Der Impuls, die hier dargestellte Thema­

tik zu bearbeiten, ist einer praktischen Aufgabe entsprungen. Sie stellte sich im

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Rahmen der wissenschaftlichen Beglei­tung eines Modellversuchs zur gemein­samen Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder in Regelkindergärten. Das Konzept dieser wissenschaftlichen Begleitung sieht es vor, die Entwicklung

HEILPÄDAGOGISCHE

insbesondere der als behindert gelten­den Kinder genau zu verfolgen. Dies ge­schieht unter der Fragestellung, ob diese Kinder unter den Bedingungen einer nichtaussondernden Erziehung die ihnen möglichen Fortschritte bezüglich ihrer

FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1991