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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Rehabilitationstypologien als präskriptiver Forschungsansatz in der Heilpädagogik

Von Friedrich Masendorf und Gustav A. Lienert

Ausgehend von der auf Lernorte fixierten Debatte zurintegrativen Förderung und deren Effekte werden alternative Möglichkeiten und Vorzüge prä­skriptiv-typologisierender Rehabilitationsforschung vorgetragen. Experimentell erzeugte Rehabilitations­typen werden mittels Prädiktions-KFA(Lienert) an unterschiedlichen Populationen(N,= 65; N,= 48) lernbehinderter Kinder ausgemacht und vorgestellt. Diese weisen durch uni- und multivariate Änderungs­beurteilung aus, welche und wieviele aus Problempo­pulationen stammende Pbn-Gruppen sich hinsichtlich definierter Lehrziele am besten mit welchen Treat­ments fördern lassen. Auf die lernortunabhängige Bedeutung derartiger typologischer Änderungsbeur­teilung wird verwiesen.

The possibilities and advantages of prescriptive-typo­logical research in rehabilitation are explained in relation to the debate on anintegrative advance­ment as confined to learning-places and its effects. Experimentally produced rehabilitation types were detected and demonstrated by using the prediction­KFA(configuration frequency analysis) for different populations(N,= 65; N,= 48) of learning-disabled children. By uni- and multivariated evaluation of increments, these identified which and how many groups of pupils from problem-populations could be best helped by what kind of treatments as they related to defined learning aims. The independent significance of learning-places on such typological evaluation of increments is explained.

Ziel des Beitrages Problemhintergrund kungen zudem experimentell direkt veränderbar und auch überprüfbar sind. Durch die Beschränkung und Betonung Zur Lernfrage Lernortunterschiede als Netto-Effekte

der Integrationsdebatte auf die Lernort­thematikseparierte Sonderbeschulung versus Regelbeschulung sind Begriffe und Vorgänge wieRehabilitation und Förderung ein wenig aus dem Blick­feld geraten. Deshalb wird dargelegt, wie unabhängig von der Lernortfragese­parierte Sonderschule versus Regelschu­le Rehabilitation durch Lernförde­rung anhand von Rehabilitationstypen konkretisiert werden kann. Hierbei wer­den durch lehrtheoretisch begründete, praktisch erprobte und experimentell evaluierte Fördermaßnahmen Rehabili­tationstypen beispielhaft an Zufallspo­pulationen lernbehinderter Kinder ausge­macht, um darzulegen, wie die derzeitige Interventions- und_Förderungspraxis präskriptiv verbessert werden kann. (vgl. Masendorf 1991).

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Zunächst sei darauf hingewiesen, daß die derzeitige Integrationsdebatte im Hin­blick auf notwendige rehabilitierende Lernförderungen zu kurz greift, wenn sie sich auf die LernortfrageSonder­beschulung versus Regelbeschulung für lernbehinderte Kinder als Interessens­und Förderungsschwerpunkt beschränkt. Werden die_KRehabilitationskriterien (Lernerfolge, Verbesserungen von Per­sonenmerkmalen und Fähigkeiten u.a.) als abhängige Variablen und die Art der Förderung einerseits und die des Lern­ortes andererseits als unabhängige Vari­ablen betrachtet, stellen etwaige Lern­ort- resp. Institutionnenunterschiede für die abhängigen Variablen Quellen von weiterer Erklärungsferne dar im Ver­gleich zu Persönlichkeitsunterschieden von Lehrpersonen und Unterschieden von Fördermaßnahmen, deren Auswir­

HEILPÄDAGOGISCHE

von Beschulungsformen(separierte Son­derbeschulung versus Regelbeschulung) wurden kürzlich nachgewiesen. So über­prüften Tent et al.(1991) in einer sorg­fältig durchgeführten Ex-post-facto-Un­tersuchung in Hessen sinngemäß die Fra­ge:Werden lernbehinderte Kinder in se­parierten Bildungsstätten(Sonderschule für Lernbehinderte) besser gefördert, als wenn sie zusammen mit Nicht-Behinder­ten in Regelschulen(Hauptschulen) un­terrichtet werden? Als Hauptergebnisse bleiben nach Tent et al.(1991) festzu­halten:

Die lernbehinderten Schüler profiti­ren leistungsmäßig(in den Hauptfä­chern resp. Kulturtechniken) vom Un­terricht in der Sonderschule für Lernbe­hinderte eher weniger als in der Regel­schule.

Demgegenüber zeigt sich für den sozial-emotionalen Bereich eher das Ge­

FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1991