Friedrich Masendorf& Gustav A. Lienert*
Schülern; wenig irritiert durch Störungen wie Herumlaufen, Unaufmerksamkeit und Unruhe; kann von der äußeren Erscheinung des Schülers eher absehen). Typ2: Einen schülerzentrierten, aber bei Störungen und Unaufmerksamkeit irritierbaren Lehrer(aufgeschlossen für Mitbestimmung und Förderung auch schwacher Schüler; nur bedingt gestört durch ungepflegtes Äußeres der Kinder, aber sehr irritiert bei Unaufmerksamkeit und nervös bei Unruhe und Störungen). Typ 3: Einen diesziplinierten und bei Normverletzungen reizbaren Lehrer(legt Wert auf äußere Erscheinung und besondere Förderung der guten Schüler; sieht bei manchen Schülern„Hopfen und Malz verloren“, ist weniger für Mitbestimmung aufgeschlossen; angewiesen auf Ruhe und reizbar bei Störungen verschiedener Art; ärgerlich bei nicht erwartungsgemäßem Verhalten des Schülers). Hierbei stellte Kratzsch(1984) heraus, daß beim Vergleich längerfristiger Fördereffekte schulrelevanter Leistungen die„schülerzentrierten und belastbaren Lehrern“(Typ 1) gegenüber den anderen Lehrertypen 2 und 3 deutlich höhere Fördererfolge aufweisen konnten. Dies traf insbesondere für zu fördernde Schüler mit Ausfällen in allen schulischen Leistungsbereichen(Totalausfälle) zu. Neben der Orientierung auf den lernschwachen Schüler sind also Geduld, Ruhe und Belastbarkeit des Lehrers bei Auffälligkeiten und Störungen im Unterricht— entsprechend Typ 1— notwendige personale Bedingungen für erfolgreiches Unterrichten_lernschwacher Schüler, Bedingungen, die zusätzlich zu bewährten Lehr-Lernstrategien und-materialien gegeben sein oder verbessert werden sollen.
Rehabilitationstypologien mittels Prädiktions-KFA (Konfigurationsfrequenzanalyse)
Nachweis einer Rehabilitationstypologie durch ein computergesteuertes Bildplattentraining im Bereich des abstrakt-analytischen Denkens
Lehrziele und geeignete Lehr-Lernstrategien als Lernförderung mit Rehabili
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Rehabilitationstypologien
tationsanspruch bei_lernbehinderten und von Lernbehinderung bedrohten Kindern werden zunächst schwerpunktmäßig auf die Bereiche des abstrakten Denkens und der Kulturtechniken gerichtet, um hier Verbesserungen bzw. den Abbau von Defiziten zu erreichen. Lernförderung in Form von experimentell überprüfbaren Treatments(Förderprogrammen) berücksichtigt vor allem die informationsaufnehmenden,-verarbeitenden und-speichernden Prozesse bei der Aneignung obiger Lehrzielbereiche(Masendorf& Walter 1985; Masendorf 1988; Klauer 1989; Kullik und Sieger 1990; Rotthaus 1990).
Als präskriptive Lehrtheorie zur Verbesserung des abstrakt-analytischen Denkens bei lernbehinderten Kindern hat sich das induktive Denktraining(ID) von Klauer(1989) bewährt(Sonntag, 1990). Die Verbesserung des abstraktanalytischen Denkens bei lernbehinderten Kindern(11—15 Jahre) als Rehabilitationsziel basiert hierbei auf einem paradigmatischen Transfer. Diesem gemäß werden Aufgaben(klassen) sowohl zur Merkmals- als auch Beziehungsabstraktion Merkmal für Merkmal bzw. Relation für Relation überprüft, ob Gleichheit oder Verschiedenheit vorliegt. Dabei müssen alle Möglichkeiten schrittweise berücksichtigt werden. Ein solcher einheitlicher Lösungsalgorithmus(s. Klauer 1989, 23) für sechs Aufgabenklassen(Generalisierung, Diskriminierung und Kreuzklassifikation einerseits; Beziehungserfassung, Beziehungsunterscheidung und Systembildung andererseits) transferiert u.a. auch auf handelsübliche Intelligenztests wie CMM und CFT(Sonntag, 1990). Das ID und dessen Wirksamkeit auf den CMM-Test, auch als computergesteuertes Bildplatten-Lehrprogramm, wurde bereits an anderer Stelle untersucht und publiziert (Masendorf, Kullik& Heyland 1989). Die Rohdaten hierzu aus zwei unabhängigen Untersuchungen(N=44 und N=21) werden zusammen(Ngces=65) als eine Mehrstichproben KFA im Sinne einer Prädiktions-KFA(Lienert 1988) ausgewiesen und sekundäranalytisch auf echte Rehabilitationstypen hin überprüft,
Als H,-Hypothese wird formuliert: Übungen zum paradigmatischen Lösungsalgorithmus an Angaben zur Merkmalsabstraktion einerseits und an Aufgaben zur Beziehungsabstraktion andererseits produzieren einen positiven Rehabilitationstyp im Bereich des induktivanalytischen Denkens(ID).
Um den Auswertungsgang der KFA nachvollziehen zu können, werden zunächst die Rohdaten in Tab. 1 gemäß Masendorf, Kullik& Heyland(1989) mitgeteilt. Gruppe 1 stellt die Kontrollgruppe (allfälliger Unterricht) dar; Gruppe 2 erarbeitete die einheitlich-analytische Lösungsstrategie(Klauer 1989, 24) an musterhaften Aufgaben zur Beziehungsabstraktion(GE, DI, KKL). Tabelle 1 gibt das experimentelle Prä-Post-Design einschließlich aller Daten wieder. Der Änderungsausweis pro Schüler in Tab. 1 erfolgt als Zuwachs oder Minderung der Leistung in der CMM(+;-) über die Abweichung von der Vor-NachmessungsRegressionslinie als prätestbereinigter Posttestwert(Masendorf, Roeder& Kretschmann 1976; Roeder 1980; Masendorf.1991). Neben den Altersangaben(in Monaten) enthält Tab 1 die PräPosttest-Rohdaten aus der CMM sowie die prätestbereinigten Posttestwerte(Residuen) in z-Standardeinheiten als Veränderungsmaße einschließlich der Mittelwerte und Streuungen aller genannten Variablen.(Der Mittelwert aller Residualmaße, der als cut-off-score zur Änderungsbeurteilung herangezogen wurde, beträgt definitionsgemäß 0; vgl. Tab. 1). Die Residualmaße bieten sich dann zur Änderungsbeurteilung an, wenn Versuchs- und Kontrollgruppen— wie im vorliegenden Fall— in ihren Ausgangswerten unterschiedlich sind und die Nachtestwerde deshalb vortestbereinigt werden müssen(niveauunabhängige Veränderungsmessung; vgl. die unterschiedlichen Prätest-Mittelwerte und-Streuungen zwischen den Gruppen). Hierbei werden Binormalität der Prä-Post-Testwerte oder zumindest Linearität der Regression vorausgesetzt.
Die Veränderungsmaße vom Vortest CMMv zum Nachtest CMMNn sind nach Roeder(1980) als standardisierte Residualmaße(Res) wie folgt definiert:
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1991