Zeitschrift 
Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
Seite
197
Einzelbild herunterladen

Tab. 5: Muster VG KG ++ 13 5 18 andere u 19 30 24 24 N=48

Muster in Tabelle 4a zeigen. Die bivariate Zweistichproben-KFA des gruppendis­kriminierenden Musters ist in Tabelle 5 als Vierfeldertafel repräsentiert(vgl. Lie­nert 1988, S. 72).

Tatsächlich finden sich wie oben vor­ausgesagt, 13/18=0,72= 72% der Lern­behinderten mit dem zeitstabilen Muster in der VG, aber nur 5/18= 0,27= 27% mit demselben Muster in der KG. Die Auswertung nach dem Vierfelder-z-Test analog zu Tabelle 1 ergibt ein z=+2,39, das die einseitige 5%-Schranke von 1,65 klar übersteigt. Damit ist die H, der posi­tiv-zeitüberdauernden Rehabilitations­wirkung(++) des computerunterstützten Trainingsprogramms nachgewiesen. Man beachte, daß das Fehlen des Trainings­programms MULLI in der KG nicht not­wendig zur Begünstigung des zum Stabili­tätsmuster(++) komplementären Anti­stabilitätsmusters(--) führt, weswegen in Tabelle 5 dieses Musters mit allen 7 übrigen Mustern aus Tabelle 4a zusam­mengeworfen wurde.

Diskusion und Ausblick

Ausgangspunkt dieses Beitrages war die etwas den Blick verstellende Diskussion zur Integrationsdebatte der letzten Jah­re:Blick verstellend insofern, als die Lernortthematik für behinderte Kinder und Jugendliche einschließlich ihrer kontrovers vorgetragenen Alternativen kaum ausreichende Förderung und Rehabilitation für die betroffenen Pro­blemgruppen garantieren können, Sso­weit es sich um die Verbesserung von Personmerkmalen und Fähigkeiten bei Behinderten handelt. Dies zeigen deut­lich neuere Untersuchungen hinsichtlich der Nettoeffekte von unterschiedlichen Beschulungsformen für Lernbehinderte

Friedrich Masendorf& Gustav A. Lienert*

in Deutschland und in der Schweiz. Diese Nettoeffekte laufen auf die Un­vereinbarkeit von Rehabilitationszielen hinaus(Mitzieh- vs. Schonraumeffekt). Auch Befunde zum sogenannten flächen­deckenden Förderunterricht in Regel­schulen(Grundschulen) gemäß Richt­linien der Kultusbehörden sind unter dem Strich rehabilitationspädago­gisch eher enttäuschend und dies ins­besondere für die Gruppe sehr lernbe­einträchtigter Kinder.

Aus den genannten Gründen werden deswegen Vorschläge unterbreitet, wie eine an objektiv nachprüfbaren Reha­bilitationskriterien(Verbesserung in den Kulturtechniken u.a.) orientierte Lern­bzw. Lernkompetenzförderung behin­derter Kinder durch den Ausweis von Re­habilitationstypologien verbessert und ausgestaltet sein kann. Lernförderung baut hierbei unabhängig vom Lern­ortstreitRegelbeschulung versus Son­derbeschulung auf bewährten Lehr­und Tranfertheorien auf, die Lernerfolge behinderter Kinderpräskriptiv erwar­ten lassen. Dies ist am ehesten auf der Überprüfungsgrundlage experimenteller Einzelforschung zu leisten. Dabei wird sekundäranalytisch und exemplarisch dargelegt, daß es für die heilpädagogi­sche Interventionspraxis sinnvoll und bildhaft anschaulich ist, wenn hinsicht­lich relevanter Lernerfolgskriterien in­nerhalb von Fördergruppen sich spezifi­zierte Verbesserungsgruppierungen, Sog. Rehabilitationstypen, durch uni- und multivariate Änderungsbeurteilung(vgl. Masendorf 1991) ausweisen lassen. So erzeugen Übungen(Fördermaßnahmen) zum paradigmatischen Lösungsalgorith­mus(Klauer 1989, 24) an Aufgaben zur Beziehungsabstraktion einerseits und Aufgaben zur Merkmalsabstraktion an­dererseits einen positiven Rehabilita­tionstyp im Bereich des induktiv-analy­tischen Denkens. Der computerunter­stützte Rechentrainer EURO-Mulli pro­duziert in bezug auf kurzfristige und dauerhaft verbesserte Rechenleistun­gen einen positiven Rehabilitations­IyP.

Weitere Beispiele replizierbarer Rehabi­litationstypologien auf der Grundlage experimentell abgesicherter Förderpro­

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1991

Rehabilitationstypologien

gramme mittels uni- und multivariater Änderungsbeurteilungen findet der Le­ser bei Masendorf(1991) und Angerhoe­fer, Kullik& Masendorf(1991), so u.a. für den Bereich der Lese-Rechtschreib­förderung bei jüngeren und älteren lern­behinderten Sonderschulen bzw. bei sog. funktionalen Analphabeten. Ins­gesamt werden dort die Daten von wei­teren sechs experimentellen Einzelun­tersuchungen zur Lernförderung von Denkleistungen und Kulturtechniken mit Hilfe von Prädiktions-KFAn sekun­däranalytisch ausgewertet und als Re­habilitationstypologien ausgewiesen und vorgestellt. Diese haben für die heilpäd­agogische Intervention den Vorzug ge­genüber einer bislang bloß an Einzelfäl­len orientierten Förderdiagnostik und -praxis: Typologische Aussagen implizie­ren sehr spezifiziert, welche, und wie­viele aus Problempopulationen stam­menden Pbn-Gruppen(Typen) hinsicht­lich genau definierter Rehabilitations­ziele sich am besten mit welchen Treat­ments bzw. Treatmentvarianten fördern lassen.

Dadurch, daß sich auch der Begriff der Wechselwirkung erster und/oderhöhe­rer Ordnung präzise operationalisieren und konkretisieren läßt, sind für die Rehabilitationspraxis spezifizierte Aussa­gen der 0.g. Artvon großer Bedeutung, da sie das optimieren, was die experimen­telle Rehabilitations- und Unterrichts­forschung unter Apitude-Treatment-In­teraction verstehen. In diesem Zusam­menhang stellen gewöhnlich Alter, Ge­schlecht, Vorkenntnisse, IQ u.a. die Ko­variablen(Schichtungsvariablen) dar; die Art der Förderung resp. Übung(Treat­mentzugehörigkeit) wird als die experi­mentell modifizierbare unabhängige Va­riable definiert; Lernerfolgskriterien gel­ten als die abhängigen Variablen. Solche Pbn, die gemäß hypothesengeleiteter Voraussagen in bestimmten Merkmals­konfigurationen überfällig häufig auf­treten, werden als Rehabilitationstypen interpretiert,

Derartige Typen(Pbn-Gruppen) können hinsichtlich der Lehrziele je nach Frage­stellung durch uni- oder multivariate Än­derungsbeurteilungen ausgemacht wer­den; vgl. hierzu u.a. die Ausführungen

197