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Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
Daimler-Benz-Preis für Initiativen bei der Integration des europäischen Erziehungs- und Bildungswesens
Die Daimler-Benz-AG hat einen Preis für Initiativen bei der Integration des europäischen Erziehungs- und Bildungswesens gestiftet, der erstmalig anläßlich des nächsten Kongressen der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft vom 16.—18. März 1992 in Berlin vergeben werden soll, Der Preis ist dotiert mit 10.000 DM.
Die Auswahl der/des Preisträger(s) bzw. der Preisträgerin(nen) erfolgt durch eine Jury der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft.
Der Preis wird für erziehungswissenschaftliche Veröffentlichungen vergeben, die geeignet sind, einen konstruktiven Beitrag für die Integration des Erziehungs- und Bildungswesens in Europa, insbesondere auch unter Berücksichtigung Osteuropas, zu leisten.
Vorschläge für mögliche Preisträger sind, unter Beifügung von jeweils 6 Exemplaren der einschlägigen Veröffentlichungen, bis zum 31.12.1991 zu richten an
den Vorsitzenden der Jury für die Verleihung des Daimler-Benz-Preises
Prof, Dr. Dieter Lenzen
Freie Universität Berlin
Institut für Allg. und Vergleichende Erziehungswissenschaft
Arnimallee 10
D-1000 Berlin 33
Für nähere Auskünfte: Telefon 030/838 5295 030/744 8685
Fax 030/838 5889
Buchbesprechungen
Manfred Gerspach: Einführung in die Heilpädagogik. 14 Vorlesungen. Jugend und Politik Verlag Frankfurt am Main 1989. 277 S., kart. DM 19,80
„In der Behinderung realisiert das Subjekt einen Teil seines frühen Lebensdramas. Wenn wir unser Augenmerk darauf richten, wie eine Behinderung innerhalb der subjektiv gültigen Erlebensstruktur erfaßt wird, entfernen wir uns von ihrer verdinglichten Zuordnung, die dem betroffenen Individuum fremd und äußerlich bleiben muß“(61) postuliert der Frankfurter Heilpädagoge Manfred Gerspach in seiner„Einführung in die Heilpädagogik‘“‘.
In diesem Zitat verdeutlicht sich bereits eine spezifische Schwierigkeit dieses Buches. Es ist in einer anspruchsvollen Diktion verfaßt, die vom Leser ein gehöriges Maß an Konzentration sowie eine gewisse Aufgeschlossenheit für den Gerspachs Ausführungen zugrundeliegenden
wissenschaftstheoretischen Ansatz abverlangt— einer insbesondere von Leber und Lorenzer beeinflußten ‚kritischen Heilpädagogik‘, die das psychoanalytische Verfahren mit einer materialistischen Gesellschaftstheorie zu verbinden, wenn nicht sogar zu legieren versucht. Der Titel des Buches benennt Gerspachs Intention: Eine„Einführung in die Heilpädagogik‘ möchte Gerspach entwerfen, in der sich ein neuer, originärer Zugang zur Heilpädagogik zu entfalten beansprucht.
Dieser Anspruch spiegelt sich bereits im Inhaltsverzeichnis wider: In 14 Vorlesungen, alle zwischen 14 und 18 Seiten lang, setzt sich Gerspach mit wesentlichen Aspekten der Heilpädagogik auseinander— denn um Heilpädagogik soll es sich hierbei schon handeln, wie Gerspach in Anlehnung insbesondere an die Arbeiten von Leber verdeutlicht.
Zum Inhalt: Nach einer wissenschaftstheoretischen Begriffsbestimmung und
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 4, 1991
der Entfaltung seines theoretischen Begründungs- und Legitimationskontextes setzt Gerspach sich mit den wissenschaftstheoretischen Ansätzen von Bleidick und Jantzen auseinander. Insbesondere Jantzens materialistische Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse und Widersprüche habe zu einer längst überfälligen„enttabuisierten politischen Analyse von Heilpädagogik‘(40) geführt. Diesem Aspekt der Gesellschaftsanalyse schließt sich Gerspach im Folgenden weitgehend an, ergänzt ihn jedoch durch den Ansatz der„hermeneutischen Geisteswissenschaft‘‘(Habermas, Lorenzer) sowie durch die subjektzentrierten heilpädagogischen Arbeiten von Leber, Reiser und Trescher.,
Bleidicks Position gegenüber verhält sich Gerspach sehr viel skeptischer. Bleidick habe die fachinterne Diskussion gewiß entscheidend beeinflußt. Er blende den Bereich des Gesellschaftlichen jedoch weitgehend aus und bezöge letztend
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