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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Gerhard Treinies ­

Aufgabengruppe 1 verlangte eine einfa­che Zuordnung vonNamenwörtern zu den Bildvorgaben, wobei die gezeigten Tiere den Kindern bekannt sind. Bezo­gen auf den Lehrplan der ersten Jahr­gangsstufe ging es hier um das Ziel, Wör­ter aus dem Grundwortschatz richtig zu schreiben, speziell um das ‚Aufschrei­ben aus dem Gedächtnis.

Bei den Aufgabengruppen 2 und 3 mußte von Grundwörtern auf die Rechtschrei­bung abgeleiteter Wörter geschlossen werden. Zu leisten waren einfache Um­lautungen durch Mehrzahlbildung bzw. Verkleinerungsformen. Es handelte sich dabei um Leistungen, die ohne gramma­tikalische Regelanwendung und Berück­sichtigung syntaktischer Bezüge erbracht werden können. Von den unter der Lehr­planrubrikEinige Besonderheiten der Rechtschreibung kennen(1. Jgst.) auf­geführten Lehrzielen wurde allein die Großschreibung von Namen überprüft. Insofern wurden hier zunächst nur recht­schriftliche Grundleistungen erhoben.

Rechtschreiben: Höhere Leistungen(HL). In der Aufgabengruppe 4 mußten ver­schiedene Verben in Substantive umge­formt werden. Neben Analogiebildun­gen waren so auch Regeln zur Groß- und Kleinschreibung anzuwenden. Aufgabengruppe 5 erforderte bereits er­stes Verständnis für Formenlehre(hier Konjugation des Verbs) einschließlich notwendiger Umlautbildungen(tragen trägst):Beachten der Endungen des Tun­worts ist Lehrplanziel für das 2. Schul­jahr.

Ebenfalls als Stoff dieser Jahrgangsstufe ist im LehrplanZusammensetzen von einfachen Namenwörtern angegeben. Hierauf war Aufgabengruppe 6 ausge­richtet, wobei die anhand von Einzelbil­dern zu erstellenden Wortkombinationen etwas höheres Abstraktionsvermögen verlangen.

Mathematik: Grundleistungen(GL). Die Grundleistungen bezogen sich auf die vom Lehrplan für die 1. Jahrgangsstufe geforderten Fähigkeiten im Addieren und Subtrahieren. Es handelt sich dabei um Lehrziel(LZ) 3.2:Fähigkeit im Lö­sen von Additions- und Subtraktionsauf­

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Profile von Leistungsrandgruppen in der 1. Jahrgangsstufe

gaben bis 9(Aufgabengruppe 1); LZ 4.2:... bis 20(Aufgabengruppe 2); LZ 5.2:Fähigkeit, mit Zehnerzahlen zu addieren und zu subtrahieren bis 100(Aufgabengruppe 3).; Um dabei nicht nur Gedächtnisleistun­gen, sondern auch operatives Denken zu prüfen, wurden Additionen und Sub­traktionen miteinander verbunden(Auf­gabengruppe 2), Platzhalter unterschied­lich angeordnet(Aufgabengruppe 1 und 3) und die Darstellungsweise variiert (Aufgabengruppe 1,2 und 3). Die Auf­gaben waren ohne Hilfsmittel zu lösen, wobei natürlich die Zuhilfenahme der Finger im Einzelfall nicht ausgeschlos­sen werden konnte.

Die Beherrschung der geforderten Lei­stungen stellt die Basis fürHöhere Lei­stungen beim Rechnen im Hunderter­raum dar; wer innerhalb der ersten bei­den Zehner sowie mit reinen Zehner­zahlen flexibel addieren und sub­trahieren kann, müßte auf dieser Grund­lage auch schwierigeren Aufgaben ge­wachsen sein. Auf dieser Überlegung be­ruhten die Anforderungen fürHöhere Leistungen im nächsten Testteil.

Mathematik: Höhere Leistungen(HL). Diese Aufgabengruppen setzten die selb­ständige Erweiterung der im 1. Schuljahr erworbenen Einsichten, Kenntnisse und Fähigkeiten also subjektive Neuleistun­gen für Kinder des 1. Schuljahres vor­aus. Inwieweit dabei außerschulische För­derung eine Rolle spielt, blieb außer acht. Die Erschwerung der Additions- und Sub­traktionsaufgaben(Aufgabengruppe 4) bestand darin, daß im gesamten Hunder­terraum mit Zehnerüberschreitung bzw. -unterschreitung gerechnet wurde. Das entspricht dem LZ 3.2 für die 2. Jahr­gangsstufe.

Die nächste Testaufgabengruppe verlang­te das Verständnis von Sachverhalten, deren rechnerische Struktur zur Multi­plikation hinführt(Aufgabengruppe 5) und forderte zur Lösung durch Addition gleicher Summanden heraus, wie es im Lehrplan durch'LZ 4.1 der 2. Jahrgangs­stufe zugeordnet ist. Vom Sachzusam­menhang her in seiner graphischen Kurzdarstellung mußte dieserSon­derfall der Addition begriffen und dann

rechnerisch gelöst werden, wobei wiede­rum Zehnerüberschreitungen notwendig waren.

Die letzte Aufgabengruppe(6) erforder­te bereits fortgeschrittene Fähigkeiten im selbständigen Lösen von Sachaufga­ben, wie sie gegen Ende des 2. Schuljah­res erwartet werden(vgl. LZ 5.2). Sie war nur zu bewältigen, wenn außer der notwendigen Lese- und Rechenfertigkeit sowie dem Einblick in den Sachzusam­menhang und seiner rechnerischen Struk­tur auch das Verfahren der in drei Schrit­ten zu erfolgenden Lösung selbständig gefunden wurde.

Stichprobe und Vorgehen

Voraus ging eine im Jahre 1987 in 5 Großstadtklassen durchgeführte Pilot­studie mit insgesamt 92 Schülern.

Die Hauptuntersuchung fand im Jahre 1988 in 10 Klassen eines mittelfränki­schen Landkreises statt. Die Gesamt­stichprobe betrug hier N= 261. Beide Erhebungen beanspruchten den gleichen Zeitraum am Ende des 1. Schuljahres. Die oben beschriebenen Gruppentests wurden von den jeweiligen Klassenleh­rern nach ausführlicher mündlicher Ver­suchsleiterschulung und schriftlicher In­struktion in Form einer Testmappe(mit Vorbereitungsaufgaben, Demonstrations­folien, wörtlichen Arbeitsanweisungen) durchgeführt. An sechs verschiedenen Unterrichtstagen(innerhalb von 2 Wo­chen) wurden den Schülern die sechs (oben beschriebenen) Arbeitsbögen vor­gelegt, die als Klassentest innerhalb ge­nau vorgegebener Arbeitszeit zu bearbei­ten waren.

Die erreichbare Höchstpunktzahl betrug für die drei erfaßten Lernbereiche jeweils 36(= 2 mal 18) Punkte, welche aus­schließlich auf eindeutigen Richtig­Falsch-Bewertungen beruhten; für die Punkteauszählung erhielten die Lehr­kräfte Muster-Lösungsbögen.

Nach der Punktwertvergabe wurden die Testblätter mit den jeweils 5 besten(Gruppe) und 5 schwächsten Leistungen (S-Gruppe) in Lesen, Rechtschreiben und Mathematik aus dem Klassensatz heraus­genommen und über das Schulamt an

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVI, Heft 3, 1990