Zeitschrift 
Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
Seite
135
Einzelbild herunterladen

Gerhard Treinies ­

Profile von Leistungsrandgruppen in der 1. Jahrgangsstufe

das Institut für Grundschulforschung zu­rückgeleitet, wobei zur Wahrung der Anonymität alle Klassen und sämtliche Schülernamen vorher nach Anweisung kodiert waren.

Untersuchungsgrundplan

Die Statistische Auswertung des Daten­materials erfolgte nach folgendem Unter­suchungsgrundplan:

Bei Untersuchungen, in denen Klassen natürliche Gruppen bilden, ist es wie häufig bei Felduntersuchungen nicht möglich, eine Randomisierung, d.h. eine zufällige Zuweisung der Schüler zu den Treatmentbedingungen, durchzuführen. Das Vorgehen ist daher als quasi-experi­mentell zu kennzeichnen, bei dem die Ergebnisse nicht in vergleichbarer Weise zwingend zu interpretieren sind wie bei reinen Experimenten. Die Gefahr, daß die unabhängigen Variablen mit ande­ren Einflußgrößen konfundiert sind, ist hier weniger ausschließbar. Die auf Un­terschiede zwischen den Stichproben ge­richteten Fragestellungen haben von da­her eher explorativen als hypothesen­testenden Charakter.

Der vorstehende Plan(s. Abb. 1) wird for­mal wie eine 3-faktorielle Varianzana­lyse mit Meßwiederholung auf dem Fak­tor Lehrstoffniveau(LN) behandelt und bei den drei Lernbereichen Lesen(L), Rechtschreiben(RS) und Mathematik (M) appliziert.

In mehrfaktoriellen Varianzanalysen mit Meßwiederholung muß die Homogeni­tätsvoraussetzung für Varianzen und Ko­varianzen erfüllt sein. Verletzungen die­ser Voraussetzung führen mit hoher Wahr­scheinlichkeit zu Fehlentscheidungen. Die Voraussetzungsüberprüfung erfolgte mit Hilfe des Box-Testes(vgl. Bortz 1977, S. 448 ff.).

Für die Lernbereiche Lesen(L) und Rechtschreiben(RS) konnte die Homo­genitätsannahme aufrechterhalten wer­den, während sie für den Lernbereich Mathematik(M) verworfen werden mußte. Aufgrund dieser Voraussetzungs­verletzung sind für die Varianzanalyse M konservative F-Tests nach Geisser& Greenhouse durchgeführt worden(vgl.

(LP

B-Gruppe

Klasse 1

S-Gruppe

B-Gruppe

Abb. 1: Untersuchungs­grundplan

Bortz 1977, S. 445 ff.). Für konserva­tive F-Tests werden Freiheitsgradkorrek­turen in der Art vorgenommen, daß der tabellierte kritische F-Wert größer als der für normale F-Tests wird. Hierdurch wird die Wahrscheinlichkeit für eine fälschliche Zurückweisung der Nullhypo­these verkleinert.

Ergebnisse Lösungshäufigkeiten der Aufgaben

Tabelle 1 zeigt im Überblick den Anteil der richtig gelösten Aufgaben; die Pro­zentwerte beziehen sich auf die er­reichten Punktzahlmittelwerte der bei­den Leistungsplateaugruppen, wobei die

Leistungsplateau

(bes. leistungs­starke Schüler)

(bes. leistungs­schwache Schüler)

(bes. leistungs­starke Schüler)

schwache Schüler)

Der Me leistungs­

Grundleistungen| Höhere Leistungen CUT PL One TON CoehT Pens ep ab A) Dr)

Höchstpunktzahl jeweils (= 100%).

Im Lehrstoffniveaubereich Grundleistun­gen konnte die S-Gruppe nur knapp ein Drittel der Aufgaben richtig lösen(32%, 32%, 29%). Die Prozentwerte der Pilot­studie liegen sogar noch niedriger(27%, 25%, 29%). Allerdings blieb auch die B-Gruppe mit Anteilen von 77, 82 und 79 Prozent(Pilotstudie: 75%, 87%, 81%) in den drei Lernbereichen etwas unter der in etwa erwartbaren Lösungsrate von ca. 90% zurück.

Während die Prozentsätze der S-Gruppe für die höheren Leistungen erwartungs­gemäß sehr niedrig liegen, erlangt die B-Gruppe hier beeindruckende Lösungs­anteile von 52, 69 und 60 Prozent(Pi­lotstudie: 50%, 77%, 67%). Das zeigt,

18 beträgt

Tabelle 1: Aufgabenlösungshäufigkeiten(Werte in Klammern: Pilotstudie)

Rechtschreiben

Mathematik

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVI, Heft 3, 1990

Lernbereich Lehrstoffniveau(LN)

Grundleistungen(GL) Höhere Leistungen(HL) Grundleistungen(GL) Höhere Leistungen(HL) Grundleistungen(GL)

Höhere Leistungen(HL)

Leistungsplateau(LP)

32(27)

52(50)

32(25) 15(14)

135