K7 und K10 sind größer als der Mittelwert der Grundleistungen in Klasse K4; die gleiche Beziehung besteht zwischen den Klassen K1 und K9.
Lernbereich: Rechtschreiben. Mit 86% Gesamtvarianzaufklärung wird für den Lernbereich Rechtschreiben ein enorm hoher Wert erreicht. Im einzelnen sind die Aufklärungsraten auf die Quellen Klasse(14%), Rechtschreiben-Leistungsplateau(65%), Lehrstoffniveau(6%) und die Interaktion Klasse x Rechtschreiben-Leistungsplateau(1%) zurückzuführen— vgl. dazu Tabelle 4. Im Vergleich zum Lernbereich Lesen sind die Wirkungen von Klasse und Lehrstoffniveau hier genau umgekehrt(vgl. Tab. 2); das Gewicht der Klassenzugehörigkeit ist größer geworden.
Zunächst besteht wiederum die Notwendigkeit, den kleinen Interaktionseffekt Klasse x Rechtschreiben-Leistungsplateau zu untersuchen, um ggf. einer Überzeichnung der Haupteffekte Klasse und Rechtschreiben-Leistungsplateau vorzubeugen. Darüber hinaus ist die damit verbundene Anschaulichkeit(s. Abb. 4) auch bei der Interpretation der Haupteffekte hilfreich.
Die Prüfungen der einfachen Haupteffekte auf den Stufen des jeweils anderen Faktors zeigen(hier nicht tabellarisch mitgeteilt), daß sich die B-Schüler hinsichtlich ihrer Rechtschreibfähigkeit in allen Klassen erwartet bedeutsam von den S-Schülern unterscheiden. Weiterhin wird ersichtlich, daß auch überzufälligen klassenspezifischen Effekten bei beiden Schülergruppen Rechnung zu tragen ist.
Diese klassenspezifischen Effekte— getrennt nach den Ebenen B-Schüler und S-Schüler— werden in der Tabelle 5 mit Hilfe des Tukey-Tests weiter untersucht. Es wird erkennbar, daß sowohl bei den B-Schülern als auch bei den S-Schülern signifikant unterschiedliche klassenbedingte Leistungsplateaus anzutreffen sind.
Verglichen mit der aufgetretenen Klassenheterogenität im Lernbereich Lesen werden hier zahlreiche signifikante Mittelwertdifferenzen insbesondere bei den S-Schülern ausgewiesen.
Gerhard Treinies
Profile von Leistungsrandgruppen in der 1. Jahrgangsstufe
Tabelle 5: Klasse x RechtSchreiben-LeistungsPlateau; multiple Mittelwertvergleiche auf den Ebenen der einfachen Haupteffekte(Tukey-Tests), KD= kritische Differenz
Klasse auf RS-LP(B-Gruppe) (KD= 5.77)
,
1 4352980761
” Mean Klasse
15.20 4 23.40 3 23.80 5 27.00 2 27.80 9 29.20 8 30.20 10 30.60 7 31.40 6 32.80 1
A
Klasse auf RS-LP(S-Gruppe) (KD= 5.77)
1 Mean Klasse 5429387610 3.40 3.60 4.80 5.20 6.40 9.20 9.40 14.00 14.20 15.60
OH NDWONAYN
—.
Tabelle 6: Varianzanalytische Ergebnisse für den Lernbereich Mathematik(M)
Zwischen den Versuchspersonen
Innerhalb der Versuchsper sonen
K= Klasse M-LP= Mathematik-Leistungsplateau; B-Gruppe vs. S-Gruppe LN= Lehrstoffniveau; Grundleistungen vs. höhere Leistungen
(Dadurch, daß LN als auch M-LP jeweils nur einen Freiheitsgrad besitzen, wirken sich die dfKorrekturen nicht aus. Auch unter den Bedingungen konservativer F-Tests ergeben sich daher
die gleichen Resultate.)
Während also die generelle Aussage des Faktors Rechtschreiben-Leistungsplateau durch diesen semidisordinalen Interaktionseffekt nicht eingeschränkt wird, wird beim Replikationsfaktor Klasse die nicht gleichförmige Wirkung bei den Leistungsplateaus(B-Schüler versus SSchüler) angedeutet, die im Falle der Klassen K4 und K10 dazu führt, daß die S-Schüler in K10 im Durchschnitt höhere Leistungswerte als die B-Schüler in K4 erzielen.
Lernbereich: Mathematik. Die Gesamtvarianzaufklärung im Lernbereich Mathematik erreicht mit 85% eine beachtliche Höhe und entspricht ziemlich exakt der
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVI, Heft 3, 1990
erzielten Varianzaufklärung im Lernbereich Rechtschreiben. Listet man die einzelnen varianzgenerierenden Quellen auf(Klasse(2%), Mathematik-Leistungsplateau(70%), Lehrstoffniveau(12%) und die Interaktion Klasse x Mathematik-Leistungsplateau(1%)), dann fällt auf, daß der Klasseneinfluß hier stark zurückgegangen und nur geringfügig größer als der Interaktionseffekt ist. Von größerem Gewicht ist wieder— wie im Lernbereich Lesen— das Lehrstoffniveau (vgl. Tab. 6).
Auch hier ist zunächst wieder der hochsignifikante Interaktionseffekt Klasse x Mathematik-Leistungsplateau(p=0.002) zu betrachten, dessen praktische Bedeut
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