Gerhard Treinies*
Profile von Leistungsrandgruppen in der 1. Jahrgangsstufe
BEER
Tabelle 10: Konfigurationsfrequenzanalysen der Leistungsgüte-Konstellationen in‘ den Fächern Lesen, Rechtschreiben und Mathematik:
Hauptuntersuchung
LU RM f e= Np pP B *++4 18 4.763„02940„0000016 ++ 0 + 0+ 3}% 17.718„10938„0770844 0++ 00+* 1 A 0+ 0 13 38 21.972„13563„0004589 + 0 0 12 +++ 1* +=+ 0} 1 14.289„08820„0000053 -++ + 0- 1 +- 0 0* a|bi/c/ di e/|-+ 0 0 5 35.436„21876„0000000 - v0+ 0 0+- 3 0-+ 1 eu+« .++ 0 3 14.289„08820 0002450 +© 0- 1 0- 0 3 29 21.972„13563„0709489 - 0 -- 0 1 - 0- 3 23 17.718„10938 1166340 0 - 21 4.763 1.029640.0000000” N= 162
Auswertung mittels simultaner Binomialtests mit«*= 0.05/9. Die
Konfiguration(0 0 0) ist nicht mit aufgeführt. f= beobachtete Frequenzen e
gigkeit) erwartete Frequenzen
P
unter der Nullhypothese(keine Typbildung; totale Unabhän
Schätzung der Populationswahrscheinlichkeit, daß ein beliebiger
der N Schüler die Konfiguration i, j, k(=+, 0,-) aufweist
B= simultaner Binomialtest
schen Schwächen bzw. Stärken. Klammer e umfaßt vollständige Mischtypen. Entsprechend der oben formulierten Annahme, daß die Leistungsgüte am Ende des 1. Schuljahres eher genereller denn partieller Art sei, sind in den folgenden drei Tabellen überfrequentierte Konfigurationen bei den Mustern der Klammern a, b und c und unterfrequentierte Konfigurationen bei den Mustern der Klammern d und e zu erwarten.
Wie man sieht, sind die beobachteten Frequenzen(f), mit denen die 26 Leistungsgüte-Konfigurationen von den Schülern in den Tabellen 8—10 realisiert wurden, offensichtlich ungleich verteilt. In Übereinstimmung mit den gemachten Annahmen wurden bestimmte heteronyme
142
Konfigurationen zusammengefaßt und mit Hilfe der Konfigurationsfrequenzanalyse(KFA) untersucht, ob man die Auftretenshäufigkeit der entstandenen Konfigurationsblöcke als überzufällig ansehen kann— zum KFA-Verfahren siehe Krauth& Lienert(1973).
Neben den reinen Konfigurationen(+++; —---) werden in der Pilotstudie(vgl. Tab. 8 und 9) die Blöcke der d- und eKlammer als überzufällig ausgewiesen. Während die reinen Konfigurationsblöcke also erwartungsgemäß signifikant überfrequentiert sind, ergibt sich bei den vollständigen Mischtypen ebenso wie bei den Blöcken mit den lernbereichsspezifischen Leistungsstärken bzw.- schwächen eine signifikante Unterfrequentierung. Die
Konfigurationsstruktur der Grundleistungen ist mit der der höheren Leistungen vergleichbar. Lediglich in einem cBlock ergeben sich Unterschiede, die aber nicht gegenläufig sind.
Betrachtet man die b- und c-Blöcke, so werden diese nur z.T. als überzufällig oder tendenziell in der erwarteten Richtung ausgewiesen. Zusammengenommen weisen jedoch schon die Pilotstudienergebnisse darauf hin, daß die Leistungsgüte am Ende des 1. Schuljahres eher genereller als partieller Art ist. Dieses Ergebnis ließ sich in der Hauptuntersuchung vollständig replizieren— vgl. Tabelle 10.
Diese Gesamtbilanz verdeutlich m.E. den Ansatz eines sog.„Schereneffekts‘‘. Das Phänomen„Schereneffekt“ beinhaltet ja bekanntlich, daß bei Schülern mit generell niedriger Leistungsgüte und dementsprechend großen Vorkenntnislücken die Tendenz besteht, daß sie sich in den nachfolgenden Schuljahren noch weiter verschlechtern, während sich Schüler mit generell hoher Leistungsgüte bei gleichem Unterrichtsangebot eher noch verbessern. Die Unterschiede werden daher im Laufe der Zeit weiter verstärkt. Es kommt deshalb vermehrt darauf an, schon im 1. Schuljahr ein ungleiches Lernangebot bereitzustellen.
Zusammenfassung und Diskussion
Die vorliegende Untersuchung zeigt, daß unter den bestehenden unterrichtlichen Bedingungen die Leistungsrandgruppen mit besonderem Förderungsbedarf allein durch Maßnahmen innerer Differenzierung offensichtlich nicht genügend unterstützt werden können. In allen untersuchten Klassen und in allen drei Lernbereichen sind zwischen den Leistungsstärksten und Leistungsschwächsten gravierende Unterschiede zu konstatieren. Die lernschwächeren Schüler sind dabei bereits mit den lehrplanmäßig abverlangten Grundleistungen erheblich überfordert, während die Leistungsreserven der oberen Gruppe weitgehend ungenutzt bleiben.
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVI, Heft 3, 1990