Nachricht/Buchbesprechungen
Nachricht
Personalnotstand in Werkstätten für Behinderte— Treffen von DGB und Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte in Marburg
Am 15.5.90 trafen sich Vertreter von DGB, ÖTV und LEBENSHILFE in Marburg, um über brennende Probleme der Werkstätten für Behinderte, ihrer 100 000 behinderten und 15000 hauptamtlichen Mitarbeiter zu sprechen. Dabei wurden eine Reihe gemeinsamer Forderungen der
Verbände deutlich: Ohne Sofortmaßnahmen drohe den Werkstätten für Behinderte eine katastrophale Personalsituation, ähnlich der im Gesundheitswesen. LEBENSHILFE und DGB setzen sich daher für zusätzliches Personal und verbesserte Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten ein.
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer auch in der Forderung nach besseren Zugangsmöglichkeiten für Behinderte auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, insbeson
dere für Menschen mit einer geistigen Behinderung.
Die Beschäftigungsprobleme Behinderter in der DDR betrachten LEBENSHILFE und DGB mit großer Sorge. Schnelle Hilfen und wirksame politische Entscheidungen seien erforderlich, damit behinderte Menschen im Vorfeld der Vereinigung beider deutscher Staaten nicht Opfer von Rationalisierungsmaßnahmen und Entlassungen werden.
Buchbesprechungen
Grissemann, Hans und Alfons Weber: Grundlagen und Praxis der Dyskalkulietherapie. Diagnostik und Interventionen bei speziellen Rechenstörungen als Modell sonderpädagogisch-kinderpsychiatrischer Kooperation. 233 Seiten mit 145 Abbildungen. 1990. sFr. 53,—. DM 59,—. Verlag Hans Huber, Bern/Stuttgart.
Das Buch stellt eine Neubearbeitung der Veröffentlichung von Grissemann/Weber, Spezielle Rechenstörungen— Ursachen und Therapie(Bern 1982) dar und versucht eine Zusammenschau des Dyskalkuliekonzepts aus neuropsychologischer, lernpsychologischer und unterrichtsdidaktischer Sicht.
Das 1. Kapitel(„Ableitung von Bedingungsvariablen von Rechenstörungen‘‘) spricht im wesentlichen über die Operationstheorie von Aebli und die Störfaktoren beim Aufbau und den Stufen bei der Verinnerlichung mathematischer Operationen— ferner über individuumzentrierte, sekundärätiologische Aspekte
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zur Grundlegung pädagogisch-therapeutischer Maßnahmen.
Das 2. Kapitel(„„Sonderpädagogische Diagnostik‘) beinhaltet vor allem Fragen der Zusatzdiagnostik von Störungen und Schwächen im Rechenvollzug und des Vorgehens bei der Förderplanung.
Im 3. Kapitel(„„Vorüberlegungen zur Dyskalkulietherapie‘‘) wird die Unterscheidung von Stützunterricht und Dyskalkulietherapie und der Einsatz von Psychopharmaka diskutiert.
Das 4. Kapitel beschäftigt sich(umfangreich) mit pädagogisch-therapeutischen Trainings zu den Stufen des Auf
„baus, der Verinnerlichung und der An
wendung von Operationen.
Das 5. Kapitel bringt zusätzliche Aussagen zur Anwendung von Spieltherapie als Verhaltenstherapie, autogenem Training, katathymem Bilderleben und lernpsychologischen Verhaltenstherapien. Der Anhang enthält eine Bibliographie, ein Verzeichnis der diagnostischen und
der Therapiematerialien sowie ein Sachregister. Prof. Dr. Richard G.E. Müller, Glinde
Lehner, Birgit& Eich, Franz X.: Neuropsychologisches Funktionstraining für hirnverletzte Patienten(NFT). Therapiemanual zur Förderung kognitiver Funktionen. Psychologie Verlags Union, München 1990, DM 88,—.
Das sehr gut ausgestattete großformatige Werk ist, nimmt man alles in allem, eine große Enttäuschung. Außer einer Materialsammlung zweifelhaften Wertes bietet es nichts, das eine Empfehlung rechtfertigen könnte.
Das soll am Beispiel der Konzentrationsübungen kurz erläutert werden, die einen großen Teil des Buches einnehmen. Gewiß stellen Konzentrationsstörungen
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVI, Heft 3, 1990