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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Veronika Breucker ­

Bildkarten im Hauswirtschaftsunterricht

kauf konfrontiert werden, und unter Berücksichtigung der Tatsache, daß viele Produkte sich in der Verpackung(z.B. Form, Farbe) und der Aufmachung ähneln, sollten sie ein Medium an die Hand bekommen, das eine echte Hilfe darstellt(vgl. Fischer, 1985, 1). Kinder und Jugendliche, die über keine bzw. nur geringe verbale Ausdrucksmöglich­keiten verfügen, setzen Bildkarten als Kommunikationsmittel ein. Sie treffen jedoch auf Menschen, die nicht gelernt haben, mit diesem Medium zu arbeiten (z.B. Verkäuferinnen). Diese müssen ebenso die Gegenstände erkennen und bei der Suche nach dem Gewünschten helfen können, um schließlich auch die­sen Kindern und Jugendlichen ein rela­tiv selbständiges Leben zu ermöglichen. Dies gilt auch für die Rezepterarbeitung im Rahmen der Nahrungszubereitung und die Benutzung. von Rezepten in außerschulischen Einrichtungen(z.B. Werkstätten, Heimen).

Bei der Verwendung von Abbildungen mit einem sehr niedrigen Ikonizitätsgrad (stark vereinfachte Umrißzeichnungen), die nicht auf Konventionen beruhen und die nicht durch schriftliche Hinweise er­gänzt sind, ist die Gefahr von Mißver­ständnissen gegeben.

Nach den in dieser Untersuchung gewon­nenen Ergebnissen erscheint es daher sinnvoll, Bildkarten mit einem hohen Ikonizitätsgrad einzusetzen, wenn diese zur Auswahl von Realgegenständen, die sich in einigen Merkmalen(z.B. Form, Farbe) entsprechen, dienen sollen.

Zur Minimierung des Aufwandes könn­ten entsprechende Bildkarten in Form einer Mediothek bereitgestellt werden.

Ausblick Die vorliegende Arbeit beschränkt sich

auf die Untersuchung des reinen Zuord­nungsprozesses zwischen Bildkarte und

Realgegenstand. In weiteren Studien sollten daher die Auswirkungen des Ikonizitätsgrades von Bildkarten und Bildrezepten auf das Erkennen und Ver­stehen von Handlungsabläufen und an­dere komplexe Zusammenhänge unter­sucht werden, um zum Beispiel weitere Hinweise über Gestaltungskriterien für die Herstellung von Kochbüchern für geistigbehinderte Menschen zu erhalten. In diesem Zusammenhang wäre auch die Erweiterung der Untersuchung auf Bild­karten mit farbigen Umrißzeichnungen von Interesse, da durch die Verwendung solcher Abbildungen die Druckkosten reduziert werden könnten. Im Hinblick auf den selbständigen Gebrauch von Bildkarten durch geistigbehinderte Schü­lerinnen und Schüler wäre weiterhin interessant zu überprüfen, welche Grund­kenntnisse für den Umgang mit diesem Medium notwendig sind und wie man diese am sinnvollsten vermittelt.

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Anschrift der Verfasserin:

Veronika Breucker Arenbergstr. 5 D-4355 Waltrop

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HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVI, Heft 4, 1990