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beiden anderen Kinder weichen davon in unterschiedlicher Weise sehr stark ab, die hier nicht ausgeführt zu werden braucht.
Cluster 3: Allein bei fünf Untertests wird die negative Abweichung vom T-Gesamtwert von 47.3 signifikant. Es handelt sich hierbei einmal um diejenigen Tests, die auf den Operationsebenen der Produktion, des Verstehens und der Imitation syntaktisches Regelwissen überprüfen; hinzukommend fällt es den Kindern vergleichsweise schwer, eine Geschichte zu reproduzieren und morphologische Regeln produktiv anzuwenden. Es ist in diesem Zusammenhang interessant anzumerken, daß der morphologische Bereich durch den Untertest PS in dem Sinne am sensitivsten repräsentiert wird, als sich hier am ehesten und am stärksten Ausfälle zeigen.
Cluster 4: 17 Kinder von insgesamt 27 weisen die dargestellte Leistungskurve auf, die deutliche Defizite im Bereich des Verstehens und der Imitation grammatischer Strukturformen aufweist. Allerdings darf dabei nicht übersehen werden, daß der T-Gesamtwert schon unter der unteren Grenze des Normalbereichs von 40 liegt. Wir haben es also mit Kindern zu tun, die bei insgesamt schlechten Leistungen besondere Schwierigkeiten mit der syntaktischen Sprachkomponente haben. Auch die anderen 10 Kinder kommen in keinem Untertest an den Mittelwert von 50 heran; dabei weichen sie bei den Untertests VS und IS vom Mittelwertsprofil nach oben und bei den Untertests WF, BF und VN nach unten ab. Cluster 5: Bei einem T-Gesamtwert von 30,5 handelt es sich hierbei um ein ausgeprägt unterdurchschnittliches Cluster. In noch stärkerem Maße als die Kinder des Clusters 4 weisen diese Kinder bei allen Sprachkomponenten Defizite auf, wobei die Leistungen bei den Untertests VS, IS, SB, KS und auch TG als vollständig zusammengebrochen gelten müssen. Die syntaktische Sprachkomponente, so läßt sich zusammengefaßt feststellen, ist bei allen Kindern beeinträchtigt, wobei nur diejenigen 5 Kinder in Cluster 1 eine Ausnahme bilden, die in keinem der 13 Untertests Defizite aufweisen. Diese Kinder werden daher im folgenden vernach
Hannelore Grimm* Entwicklungsdysphasie— kein einheitliches Konstrukt
lässigt. Ebenfalls gilt für die Kinder aller Cluster, daß sie konstant größere Schwierigkeiten haben, Sätze unterschiedlicher Komplexität zu reproduzieren(IS) als zu verstehen(VS). Eine mögliche Erklärung dafür ergibt sich aus den unterschiedlichen Bewertungen dieser Aufgaben: Bei der Untersuchung des Verstehens wird den Kindern beispielsweise der Satz Die Katze wird von dem Jungen gefangen vorgegeben, und die Aufgabe gilt als richtig gelöst, wenn die Kinder die entsprechende Handlungsfolge mit Spielzeugmaterial ausführen. Bei den Imitationsaufgaben wird ein vorgegebener Satz nur dann als richtig reproduziert bewertet, wenn dieser exakt dem Modell entspricht. In die Bewertung gehen daher nicht nur die Korrektheit der Syntax, sondern auch die Genauigkeit der lexikalischen und morphologischen Wiedergabeleistungen ein. Betrachtet man in diesem Zusammenhang das Profil der Gruppe 3, deren T-Gesamtwert noch durchschnittlich ist, so spiegelt sich die über IS miterfaßte morphologische Schwäche deutlich in der Minderleistung beim Untertest PS wider. Eine weitere Ähnlichkeit zwischen den Gruppen ist, daß die Leistungsprofile in dem Sinne vergleichbar unausgewogen sind, daß ein systematischer Anstieg bei den semantischen und den interaktiven Aufgaben erfolgt. Als deutliche Ausnahme davon sind jedoch die 7 Kinder von Cluster 2 hervorzuheben, die bei ER vergleichsweise niedrige Werte zeigen. Dieses Zusammenfallen von syntaktischen Problemen(VS, IS) mit der Schwierigkeit, rollenadäquat Mitteilungen zu formulieren, kann hier lediglich als ein interessantes und interpretierbares Ergebnis berichtet, indessen nicht weiter ausgeführt werden.
Auf der Grundlage der bisherigen Beschreibung und der vergleichenden Inspektion der mittleren Profile läßt sich der Befund festhalten, daß sich die einzelnen Profile nicht allein im Niveau, sondern auch darin unterscheiden, welche Sprachkomponenten deutliche Defizite aufweisen. Trotz der herausgestellten Ähnlichkeiten, sind die Profile nicht homogen.
Diese Kennzeichnung der Gruppenunterschiede könnte nun aber ein Artefakt
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XV, Heft 1, 1989
Tabelle S: Eigenwertverlauf und
Varianzaufklärung.
Faktor Eigenwert% aufgekläne Varianz% kumulativ
1 29.5 4.0 M.0
10.9 12.5 46.4
3 8.1 9.3 55.8
4 8.0 9.2 65.0
Ss 6.0 6.9 11.8
6 LE) 6.4 78.2
7 4.2 4.8 83.0
8 4.0 4.6 87.6
9 3.2 3.6 91.2
10 3.0 3.5 44.7
11 2.6 2.9 9.7
12 2.0 23 100.0
der gewählten klassifizierenden Beschreibungsmethode sein. Um diese Möglichkeit zu überprüfen, wurde zusätzlich eine Faktorenanalyse mit folgender Erwartung gerechnet: Wenn die Clusteranalyse die Stichprobe zutreffend beschrieben hat, so müßte die Faktorenanalyse einen Generalfaktor mit relativ großer Varianzaufklärung und weitere spezifische Faktoren erzeugen. Daß dies tatsächlich der Fall ist, kann Tabelle 5 entnommen werden. Entscheidet man sich aufgrund des Eigenwertverlaufs für eine 6-FaktorenLösung, so entfallen von der insgesamt aufgeklärten Varianz von 78,2% allein 34% auf den 1. Faktor. Und die Darstellung der gemittelten T-Werte der Kinder, die auf diesem Faktor hoch laden, spiegelt deutlich wider, daß die durchgängige Schwierigkeit im morphosyntaktischen Bereich zu suchen ist(vgl. Abb. 3a). Im Vergleich dazu sollen nur noch die gemittelten Werte der Kinder dargestellt werden, die eindeutig dem 2. Faktor zugeordnet werden können(vgl. Abb. 3b), um ebenfalls zu verdeutlichen, daß syntaktische Probleme mit anderen spezifischen Minderleistungen verbunden sein können.
Insgesamt gesehen, hat also die Faktorenanalyse nicht zu Gruppierungen geführt, die als gegenläufig zu den aufgefundenen Ähnlichkeiten und Unterschieden der durch die Clusteranalyse erzeugten Gruppierungen interpretiert werden müßten. Während bei der Clusteranalyse die Unterschiede im Leistungsniveau besonders deutlich werden, ist die Faktorenanalyse geeignet, die Ähnlichkeiten der Profile
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