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Hannelore Grimm* Entwicklungsdysphasie— kein einheitliches Konstrukt
Tabelle 7: Intelligenzquotienten(non-verbal) der Kinder in den einzelnen Clustern.
Cluster 1Q>115 100<1Q= 115 1Qs 100 2 22.2(4) 10.3(3) 3.0(1) 3 27.8(S) 34.5(10) 27.3(9) 4 16.7 Q) 34.5(10) 33.3(11) 5 5.6(1) 10.3 3) 30.3(10)
Angegeben sind der prozentuale Anteil der Kin
der innerhalb einer Kategorie und die absoluten Häufigkeiten(in Klammern). Gültiges N= 80(10 fehlende Daten).
die überzufällig unteren sozialen Schichten angehören, muß teilweise offen bleiben, da mir nur von 6 der 17 Kinder des Clusters 5 die notwendigen Angaben vorliegen. Für die Kinder des Clusters 4 sind die Angaben indes vollständig; da diese eine klare Gleichverteilung aufweisen, kann bezogen auf die hier zur Frage stehenden Gesamtstichprobe von N=90 nur gelten, daß die Ausbildung der für das Cluster 4 charakteristischen Sprachdefizite keine Rückschlüsse auf die Schichtzugehörigkeit zuläßt. Umgekehrt lassen die Daten freilich die Feststellung zu, daß die meisten der Kinder der Cluster 1 und 2 den mittleren und oberen Schich
ten zuzurechnen sind. Der Anteil dieser Kinder an allen Kindern, die den unteren Schichten zugeordnet werden, beträgt entsprechend lediglich 10%.
Von größtem Interesse ist schließlich, ob sich die Teilgruppen hinsichtlich des neurologischen Befunds differenzieren lassen. Wegen insgesamt 12 fehlender Werte und wegen fehlender Kenntnis über die Reliabilität der festgestellten Werte verzichte ich auch hier auf eine tabellarische Darstellung und will den erkennbaren Trend nur in der folgenden Weise beschreiben: Der höchste prozentuale Anteil von Kindern mit positivem Befund befindet sich im Cluster 3, wohingegen kein Kind in Cluster 5 einen positiven Wert aufweist. Dieses letzte Ergebnis könnte zusammen mit den berichteten meist niedrigen Intelligenzwerten darauf hinweisen, daß das sehr niedrige Sprachleistungsniveau der Kinder des Clusters 5 Ausdruck einer allgemeinen Lernschwäche darstellt.
So wie andere Beziehungen ist auch die Beziehung zwischen den unterschiedlichen Formen von Sprachentwicklungsstörungen und neurologischen Funktionsstörungen in nachfolgenden Erhebungen zu untersuchen. Gefundene Zusammenhänge dürfen allerdings nicht zugleich in kausale Erklärungen überführt werden. Davor warnt auch Touwen(1982,
p- 15), wenn er schreibt:„Eine verzögerte und abnorme kindliche Sprachentwicklung kann den Verdacht auf eine neurale Schädigung erwecken, wobei nicht sicher ist, daß eine neurale Schädigung tatsächlich die Ursache der Abweichung darstellt.“
Schlußbemerkung
Die Untersuchung einer anfallenden Stichprobe von als sprachgestört diagnostizierten Kindern hat gezeigt, daß es sinnvoll und erfolgversprechend ist, nach spezifischen Störungsmustern zu suchen. Dabei kann„spezifisch“ nicht bedeuten, daß sich die Kinder zwischen den Mustern vollständig unähnlich sind. Im theoretisch und klinisch interessanteren Sinne heißt„spezifisch“ vielmehr, daß ähnliche Minderleistungen mit unterschiedlich anderen Minderleistungen verbunden sein können. Die Entwicklung der Sprachkomponenten ist demnach nicht gleichsinnig gestört.
Es ist mir bei dieser Arbeit ein besonders wichtiges Anliegen gewesen, auf methodische Probleme bei der Differenzierung von Gruppen aufmerksam zu machen. Vielleicht können nachfolgende Untersuchungen davon profitieren.
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