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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Hannelore Grimm& Sabine Weinert- Mütterliche Sprache und Sprachverarbeitung dysphasischer Kinder

Tabelle 7: Sprachlehrstrategien der Mütter(Absolutzahlen; Mittelwerte und Standardabwei­

chung).

I. Mütterliche Äußerungen, die formal auf kindliche_Außerungen bezogen sind

A: Mutter imitiert/ korrigiert ein einziges Wort/ eine einzige Phrase

: Mutter imitiert/ korrigiert mehr als eine Phrase

: Mutter transformiert den gesamten kindlichen Satz mit/ohne Korrektur

Gesamt:

D-Mütter

2

6.36 (11.02)

N-Mütter

30.00 (10.35)

132.13 (49.57)

dt tt tr rt rd tr dd!

II. Mütterliche Wiederholungen und Extensionen der eigenen Äußerungen

D: vollständige und teilweise Wiederholungen

E: Extensionen

Gesamt:

D-Mütter

4.25 (3.24)

28.25

(12.62)

32.5

(14.00)

N-Mütter

7.00 (10.66)

24.00 (19.85)

31.0 (30.26)

a auf Sprecherwechsel(Turns) bezogen(M= 480). b auf Korpussätze bezogen(M= 529). Alle Vergleiche zwischen D-Müttern und N-Müttern(Mann-Whitney U-Test, zweiseitig) sind nicht

signifikant(p>.10).

Tabelle 8: Sprachverarbeitungsstrategien der Kinder(Absolutzahlen; Mittelwerte und Standard­abweichung).

dysphasische

Kinder

: Kind nimmt ein Wort/ eine Phrase auf

: Kind nimmt mehr als eine Phrase auf

: Kind transformiert die mütterliche Äußerung

Gesamt

4.75 (2.31)

37.25 (16.69)

normale Kinder

38.75 (18.55)

13.75 (11.17)

63.38 (22.30)

U-Test (Mann-Whitney, zweiseitig)

4 auf Sprecherwechsel(Turns) bezogen(M= 480). ns: nicht signifikant(p>.10).

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Wir gehen anschließend nochmals auf den bedeutsamen Befund ein, daß die dysphasischen Kinder von dieser Strate­gie nur geringen Gebrauch machen und sich stattdessen weitgehend auf eine ele­mentaristische Strategie im Sinne der Aufnahme einzelner Wörter und Phrasen beschränken.

Diskussion

Die berichteten Befunde machen deut­lich, daß die Leistungsunterschiede zwi­schen dysphasischen und jüngeren sprachunauffälligen Kindern im Verlauf eines Jahres zunehmen. Zu Beginn der Untersuchung(Untersuchungszeitpunkt t1) waren die Kinder nach ihrer durch­schnittlichen Anzahl der Wörter pro Satz (DAWS), nach der durchschnittlichen Komplexität der Nominalphrasen und der Verbalteile parallelisiert. Dabei ist interessant, daß obgleich die dyspha­sischen Kinder bei allen drei Indikato­ren numerisch geringere Zuwachsraten als die normalen Kinder aufwiesen le­diglich die Zunahme der durchschnittli­chen Komplexität der Verbalteile signi­fikant zwischen den Gruppen differen­ziert. Dies weist daraufhin, daß die Verb­Komplexität einen besseren Indikator für individuelle Entwicklungsunterschiede darstellt als die nominale Komplexität oder die übliche und daher am häufig­sten berechnete durchschnittliche Äuße­rungslänge(DAWS; vgl. hierzu auch: Klee& Fitzgerald 1985).

Der Befund, daß die Syntaxentwicklung der dysphasischen Kinder sowohl weni­ger homogen als auch langsamer als bei jüngeren normalen Kindern verläuft, läßt sich auch durch die mit dem H-S-E-T längsschnittlich erhobenen Testdaten be­stätigen(vgl. hierzu: Grimm 1986 b). Denn diese Daten zeigen sowohl für den syntaktischen wie für den morphologi­schen Bereich, daß die Leistungsdiffe­renzen zwischen den dysphasischen Kin­dern und der altersgleichen Normpopula­tion im Zeitraum von drei Jahren zu­nehmen. Interessanterweise lagen zu Be­ginn der Untersuchung die morphologi­schen Leistungen der dysphasischen Kin­

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XV, Heft 1, 1989