abhängige Zufallstrefferwahrscheinlichkeit(Z) für binominalverteilte Daten pro ausgewerteter Variable) für die Vergabe eines Risikopunktes angegeben. Die aufgeführten Leistungen lassen erkennen, daß die Konstruktionsprinzipien des Screening-Verfahrens nicht bei allen Tests auf der Aufgabenebene verwirklicht werden konnten. Um neben den phonologischen Bewußtheitsaufgaben im weiteren Sinne, die eine Differenzierung im unteren Bereich zu erlauben scheinen, auch alle phonologischen Bewußtheitsaufgaben im engeren Sinne für die Risikobestimmung verwenden zu können, waren Auswertungsveränderungen vonnöten. Im Falle des ‚Laute Verbindens‘ wurde von dem Konstruktionsprinzip 6 Gebrauch gemacht. Die Differenzierung ließ sich hierbei durch Reduzierung der Anforderungen an eine Richtig-Lösung(die Nennung einer Alternative, die den vorgesprochenen Vokal enthält, gilt als„richtig‘“) erreichen.
Jede nicht zu Ende geführte bzw. inadäquat ausgeführte Aufgabe wurde ebenfalls mit einem Risikopunkt bedacht. Durch die Art der Aufgabenstellung bzw. die Reduzierung der Anforderungen sind die phonologischen Bewußtheitsaufgaben wie auch die Anzahl der als„richtig‘ akzeptierten Lösungen bei der ‚Wort Vergleich Suchaufgabe‘ jetzt alle auf den engen Bereich zwischen Zufallstrefferwahrscheinlichkeit und Deckeneffekt begrenzt. Bei den Zeitmaßen und dem phonetischen Rekodieren wurde der Grenzwert nach den empirisch ermittelten Verteilungen gesetzt.
Als Risikokinder wurden— unter Berücksichtigung der 15% Grenze von zu erwartenden Problemfällen— alle Kindergartenkinder bezeichnet, bei denen bereichsunabhängig in vier oder mehr abhängigen Variablen die Risikopunktgrenze unter- bzw. überschritten wurde. Zusätzlich wurden über diskriminanzanalytische Berechnungen mit der empirisch zu erwartenden Basisrate von 15:85 alle die Kinder, die nach der Diskriminanzfunktion zu den unteren 15% der Stichprobe gehörten, aber nicht als Risikokinder deklariert waren, als Grenzfälle in die Risikostichprobe aufgenommen. Aus der Restgesamtstichprobe wurden
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Helmut Skowronek& Harald Marx- Die Bielefelder Längsschnittstudie
Tabelle 2: Vergleich der Leistungsänderungen in den zur Risikobestimmung herangezogenen
Variablen des Screening: probe(R) und der Risikostichprobe(P).
Screening- Ausgewertete StichAufgabe Variable probe N
Reimpaare Richtige R 136 Erkennen Entscheidung P 104 Silben Richtige R 133 Segment ieren Aussprache P 103 Laut zu Wort Richtige R 133 Vergleich Entscheidung P 102 (Anfangsphonem) Laute Verbinden Vokalteil- R 136 (mit Bild) entscheidung P 104 Pseudowörter Korrektes R 136 Nachsprechen Wiederholen P 104 Wort Vergleich- 75- 100% R 136 Suchaufgabe identische A. P 104
Median-Bear
beitungszeit R 135
(gemittelt) P 103 Schnelles Benen- Benennzeit 1 R 134 nen der Farbe un- P ko] farbiger Objekte Schnelles Benen- Benennzeit- R 130 nen der Farbe differenz 2-1 P 87 farbig inkongruenter Objekte Objekt farben- Richtige R 133 kenntnis Nennungen P 9%
auf diese Weise 169 Kinder als Risikobzw. Risikogrenzfälle deklariert.
Ausgangspunkt für die Prädiktion und Leistungsveränderungen ohne schulische Einflüsse. Diese und die in der Repräsentativstichprobe befindlichen 35 Risiko- bzw. Risikogrenzfälle bildeten den Ausgangspunkt für die Prädiktion. Unter der freilich kriteriumsabhängigen Annahme eines etwa 15%igen Auftretens von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten sollten bei 15% unserer Repräsentativstichprobe und bei allen Kindern der Risikostichprobe Probleme auftreten. Über Sensitivität und Spezifität unserer Risikovorhersage wird zu einem späteren Zeitpunkt zu berichten sein.
Die durchschnittlichen Zunahmen in den Leistungen bei Wiederholung des Screening-Verfahrens an 136 Repräsentativund 104 Risikokindern sind in Tabelle 2 getrennt für die verschiedenen Leistungen der zur Risikobestimmung herangezo
„Verfahrens zu den beiden Testzeitpunkten bei der Repräsentativistich
Kennwerte für Leistungsveränderung
Testzeitpunkt 1 Testzeitpunkt 2 T-Test
M s M s t p< 8,51 1,65 9,09 1,28 4,91 0,001 6,37 2,22 8,00 1,76 7,36 0,001 8,02 2,40 8,21 2,19 0,87 n.s. 6,15 3,14 6,97 2,76 2,43 0,05
,98 2,04„02 1,53 6,9% 0,001 5,977 2,06 7,47 2,06-6,41 0,001 9,04 1,26 9,0 1,46 0,00 n.s. 7,8% 1,81 8,75 1,28 4,47 0,001 6,17 2,06 6,76 1,9% 3,73 0,001 4,72 2,40 94 2,34 6,63 0,001 10,31 1,9% 10,76 2,02-2,35 0,05 7,95 2,37 9,13 2,29-4,90 0,001 7,62 4,11 8,04 3,65 1,05 n.s. 5,51 3,28 6,22 3,40 2,03 0,05 49,10 17,50 41,40 13,53 6,63 0,001 72,14 29,92 57,80 23,45 5,70 0,001 28,82 20,57 20,64 14,19 4,33 0,001 42,54 29,75 28,55 3,78 0,001 7,9% 0,39 7,92 0,60 0,37 n.s. 7,37 1,30 7,70 0,97 3,02 0,01
genen Screeningvariablen zu beiden Testzeitpunkten wiedergegeben. Zunächst fällt auf, daß der Versuchspersonenschwund in der Repräsentativgruppe mit 20,5% erheblich geringer war als der in der Risikogruppe(38,5%). Wie entsprechende Mittelwerts- und Varianzvergleiche zeigten, hatte diese Verminderung weder Einfluß auf die Repräsentativität der Repräsentativstichprobe noch auf die Varianz in der Risikostichprobe. Auffallend war jedoch, daß insbesondere bei den ausländischen Kindern beider Teilstichproben die erforderliche Einverständniserklärung ausblieb, so daß eine ursprünglich geplante, getrennte Auswertung dieser Teilgruppen nicht mehr möglich war. Die Gründe für das Ausbleiben könnten in dem unterschiedlichen Ansprechmodus zu beiden Testzeitpunkten liegen(über Erzieher beim ersten, briefliche Anfrage beim zweiten Testzeitpunkt).
Nach dem Konstruktionsprinzip 7 des
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XV, Heft 1, 1989