HEILPÄDAGOGIK
Sozialpädagogik in der Sonderschule
u.a. heil- und sozialpädagogische Arbeitsfelder
Abb. 2
sche Interventionen erfordern. Wie diese personell und institutionell zu organisieren sind, soll hier nicht näher erörtert werden. Es seien nur die folgenden Möglichkeiten erwähnt: Es können heilpädagogisch ausgebildete Fachkräfte mit Sozialpädagogen und Sozialarbeitern zusammenwirken bzw. sich in ihren Aktionen abstimmen oder die Arbeitsbereiche unter sich aufteilen. Es wäre aber auch denkbar, daß heil- und sozialpädagogische Tätigkeiten in Personalunion vereinigt werden. Wenn an einer starren Trennung der Arbeitsgebiete festgehalten wird, muß das nicht unbedingt aus Gründen geschehen, die am Wohl der behinderten oder sozial benachteiligten Menschen orientiert sind. Die theoretisch-disziplinäre und die professionelle Verselbständigung hat eine gewisse Eigendynamik im Gefolge: Es gibt z.B. Kompetenzprobleme, es gilt sich beruflich zu behaupten, die Spezialisierung weiterzutreiben usw. Im Rahmen der Integrationsbestrebungen kann derartigen Spezialisierungskonsequenzen gegenüber ein Umdenken am Platze sein.
Vorab sei noch daran erinnert, daß Behinderte auch im Bundessozialhilfegesetz(BSHG) angesprochen werden, und zwar im$ 39(1). In diesem$& wird festgestellt, daß„heilpädagogische Maßnahmen“ zum Wohle von behinderten oder von Behinderung bedrohten Personen erforderlich sind, z.B. die Prophylaxe,
Heimerziehung
Obdachlosenproblematik
SOZIALPÄDAGOGIK
Ingrid Blanke+ Partielle Kongruenzen von Heil- und Sonderpädagogik
um drohender Behinderung vorzubeugen. Der ganze Bereich der Frühdiagnostik und Frühförderung, den die Heilpädagogik zu ihren Aufgaben zählt, könnte diesem$& zugeordnet werden. Rehabilitationsmaßnahmen in Form von Eingliederungshilfen, zu denen auch die schulischen, also heilpädagogischen Maßnahmen rechnen, und die berufliche Eingliederung, sind ebenfalls Gegenstand dieses$. So zeigt sich im BSHG die enge Verzahnung von Heilpädagogik und Sozialhilfe.
Ich möchte jetzt ein paar Beispiele nen
nen, wo im Praxisfeld heil- und sozial
pädagogische Arbeit vor allem in Personalunion gedeihen kann. Solche Praxisfelder sind z.B. Heimerziehung, Obdachlosenproblematik, Sozialpädagogik in der Sonderschule für Behinderte. Auch die ehemals der Sozialpädagogik zugehörige Vorschulerziehung ist heute zugleich— wenn man die Notwendigkeit der Früherkennung und Frühförderung von Behinderungen bejaht— ein„Teilbereich der Heilpädagogik“(s. Buchkremer 1982, 4).
Heimerziehung
Die Situation des Kindes im Heim ist diejenige eines Individuums, das sich in eine ihm unvertraute Gemeinschaft einordnen muß. Das einzelne Kind in seiner
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XV, Heft 2, 1989
individuellen Situation ist dem Heimerzieher anvertraut, der für mehrere Kinder verantwortlich ist. Es soll sich in eine Kindergruppe integrieren, ohne daß seine Individualität Schaden leidet.
Da im Falle einer Heimeinweisung ein Kind unter mehr oder weniger starken Sozialisationsdefiziten und mangelnder Erziehung zu leiden hatte, ist für sein Gesamtwohlergehen eine heilpädagogische Betreuung vonnöten. Aber auch sozialpädagogische Maßnahmen sind erforderlich. Das zeigt sich bereits im Vorfeld der Heimerziehung, wenn es darum geht, mit den Eltern des Kindes Kontakte aufzunehmen und die Voraussetzungen zu klären, die einer Heimaufnahme vorhergehen. Zu diesen Voraussetzungen gehören klärende Gespräche mit Eltern und Kind über die bevorstehende Heimeinweisung und die Heimsituation, um das Kind und die Eltern auf die Heimsituation einzustimmen und so dafür zu sorgen, daß das Kind nicht mit negativen Vorurteilen in das Heim geht usw.
Im Heim hat das Kind mit einer Anzahl ihm zunächst unbekannter Personen zu tun. Das kann zu einer starken Belastung führen. Es kann sich als Erleichterung erweisen, wenn heil- und sozialpädagogische Maßnahmen von ein und derselben Bezugsperson durchgeführt werden, zu der das Kind ein Vertrauensverhältnis aufbauen und sich in einer stabilen Zweierbeziehung gesichert fühlen kann. Es bleiben im neuen, größeren Lebensumkreis noch genügend fremde Personen übrig, mit denen das Kind auskommen muß; ganz abgesehen davon, daß auch die gesamte Umgebung neu und zunächst unpersönlich ist, weil die bisherigen Bezugspersonen fehlen. Wird dieser Streßsituation des Kindes nicht Rechnung getragen, so kann es, wie die Erfahrung lehrt, zu Überbelastung und damit zu einem antipädagogischen Effekt der Heimerziehung kommen.
Um eine Arbeitsüberlastung für den Heimerzieher zu vermeiden, muß die Zahlenrelation zwischen Erzieher und Kindern niedrig gehalten werden. Die Beziehung Erzieher— Kind könnte so umfassender und stabiler werden. Heilund sozialpädagogisches Wissen zusammen sollten es dem Erzieher ermögli
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