Michaela Mayr& Harold H. Chipman
- Sprachliche und symbolische Fähigkeiten bei zwei Down-Syndrom-Kindern
— nicht eindeutig als symbolisches Spiel interpretierbar;
— Exploration mit/ohne Sprache;
— nicht auf das Spiel bezogene Handlungen;
— nicht zielgerichtete Handlungen(z.B. wenn ein Gegenstand aufgenommen und sofort wieder weggelegt wird);
— interaktive Handlungen(z.B. wenn ein Kind der Erzieherin etwas gibt oder ihre Hand nimmt).
b) Proportionale Aufschlüsselung der als symbolisch interpretierbaren Handlungen:
— als symbolisches Spiel interpretierbar ohne Zuhilfenahme der verbalen ÄuBerungen;
— als symbolisches Spiel interpretierbar mit Zuhilfenahme der verbalen Äußerungen.
3. Proportionale Aufschlüsselung der neuen und wiederholten interpretierbaren Handlungsschemata.
4. Kategorisierung der interpretierbaren Handlungen: Dazu wurde ein Fragebogen in der Form eines Flußdiagramms modifiziert(McCune-Nicolich, 1982— eine Operationalisierung ihrer Entwicklungsniveaus) und jede Handlung wurde einem Spielniveau zugeordnet. Das Mindestkriterium für eine Kategorisierung als interpretierbare Handlung bestand dabei im funktionsadäquaten Objektgebrauch, z.B. ein Kind verwendete einen Kamm richtig(präsymbolisches Spiel). Sobald das ‚„so-tun-als-ob-Verhalten“‘ hinzukam, etwa wenn ein Kind aus einer leeren Tasse trank, wurde diese Handlung als symbolisches Spiel kategorisiert. In Anlehnung an Veneziano(1981) wurden die Handlungen in Abhängigkeit von ihrem Kontext, nach den Merkmalen imitativ, spontan oder angeregt unterschieden. Durch diese weiteren Differenzierungen erhalten die Resultate eine größere Aussagekraft und ermöglichen somit eine differenzierte, qualitativ auswertende Analyse(vgl. Kotten-Sederqvist 1982).
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Datenanalyse der sprachlichen Äußerungen
Ferner wurden folgende Parameter berücksichtigt:
1. Die Proportion der als unverständlich gekennzeichneten und daher nicht kategorisierbaren Äußerungen.
2. Die MLU-Werte(„mean length of utterances‘*= mittlere Äußerungslänge)
3. Die Kontextnähe der Äußerungen: Beziehen sich die Äußerungen auf präsente/nichtpräsente Objekte/Handlungen? Die Kategorisierung erfolgte in zwei Gruppen, kontextgebunden bzw. kontextübergreifend(vgl. Smolak& Levine 1984).
4. Die Einordnung der Äußerungen als imitativ oder spontan: Wie für die Datenanalyse der Handlungen wurden auch die sprachlichen Äußerungen jeweils einer Situation nach den 0.g. Gesichtspunkten geordnet, gezählt und prozentual berechnet, um einen möglichen Einfluß der verschiedenen Spielsituationen sowohl auf die Sprache als auch auf die Handlung erkennen zu können.
Ergebnisse und Diskussion
Vor einer Gegenüberstellung von Sprache und symbolischem Spiel sollen zu
nächst die Ergebnisse für beide Modalitäten getrennt dargestellt und diskutiert werden. Hierbei geht es vorwiegend darum, die einzelnen Spielsituationen in ihrem Einfluß auf das Spiel und die Sprache der Kinder zu vergleichen, und Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Kindern festzustellen.
Die Handlungen bzw. das symbolische Spiel
Das symbolische Handlungsrepertoire ist bei beiden Kindern mit den konventionellen Objekten größer als mit den anderen Spielsets. Andere Untersuchungen bestätigen ähnliches: Die ontogenetische Entwicklung des symbolischen Spiels beginnt bei vorwiegend realistischen Objekten(El’Konin 1966; McLoyd 1983) T’s besonders geringe Anzahl symbolischer Handlungen mit dem unkonventionellen Spielset wird durch sehr viele interaktive und nicht-verbale explorative Handlungen(zusammen ca. 80%, vgl. Tab. 1) ausgeglichen. Die hohe Proportion interaktiver Handlungen T’s in der halb- und unkonventionellen Situation wirft die Frage auf, ob ihn das ihm weniger vertraute Material verunsichert und er deshalb auf die Hilfe des Spielpartners hofft. So ergreift er auffallend oft die Hand der Kindergärtnerin und führt sie zu einem Gegenstand, damit
Tabelle 1: Der Anteil symbolischer sowie interaktiver und nonverbal explorativer Handlungen
S Konventionelles| Halbkonventionelles| Unkonventionelles S Spielset Spielset Spielset
Anteil der als symbolisch E 81,7% 62,5% 37,7% interpretierbaren Handlungen T 57,9% 51% 5,9% Anteil interaktiver E 6,1% 10% 3,3% Handlungen
T 10,5% 30,6% 19,1% Da Anteil nonverbal E 4,1% 17,5% 18% explorativer Handlungen T 18,4% 8,2% 58,8% A Andere E 8,1% 10% 41%
T 12,8% 10,2% 16,2%
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HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XV, Heft 2, 1989