Anne Hildeschmidt und Alfred Sander+ Integration behinderter Schüler und Schülerinnen in der Sekundarstufe I
ver als in Regelschulen, übereinstimmend mit der individuell günstigeren Leistungsposition in Sonderschulen (Haeberlin 1991). Eine Meta-Analyse von über 700 Untersuchungen von Hansford& Hattie(1982) bestätigte ebenfalls in Kongruenz mit der Bezugsgruppentheorie positive Leistungs-SelbstkonzeptKorrelationen, wobei die Zusammenhänge mit Schulnoten durchweg höher lagen als mit Schulleistungs- oder Intelligenztests(Pekrun& Helmke 1991).
In der vorliegenden Untersuchung sollten mittels des standardisierten Fragebogens FDI von Haeberlin u.a.(1989) die Selbst- und Fremdurteile, Schülerund Lehrerbewertungen, über das Fähigkeitskonzept(LI), die selbstkonzeptabhängige Emotionsbildung und Motivation(EI) und die Wahrnehmung der sozialen Integration(SI), d.h. die Beziehungen zu den Mitschülern innerhalb und außerhalb der Schule, ermittelt werden.
Mit Blick auf die theoretischen Grundlagen der Selbstkonzeptentwicklung in Abhängigkeit von der schulischen Sozialisation und zur besseren Interpretation der Schüler-Selbsteinschätzung gegenüber der Fremdeinschätzung durch den Lehrer wurden für alle Integrationsschüler Kontrollkinder— parallelisiert aufgrund der lehrerbeurteilten Schulleistung im 1. Halbjahr nach Schulwechsel, des soziometrischen Status nach Ersterhebung, des Geschlechts und der Schulklassenzugehörigkeit— ausgewählt.
Selbstkonzept„sozialer Integration“ (FDI-SI): Die durchschnittlichen Kognitionen über die soziale Integration nichtbehinderter, lernbehinderter, leistungsschwacher(Kontrollgruppe der lernbehinderten Integrationsschüler) und anders behinderter Kinder sind in den integrativen Klassen des Modellversuchs vergleichbar. Selbst in bezug zur Eichstichprobe der„unausgelesenen Primarstufenklassen in der Schweiz“ unterscheiden sie sich nicht(Abb. 3).
Allerdings liegt das Lehrerurteil über die soziale Integration der einbezogenen Schüler durchschnittlich unter der Selbsteinschätzung, für schulleistungsschwache Schüler(1%-Niveau) und für
Abb. 3: Vergleich der Selbsteinschätzungen der Klassen 5 und 6 mit den Normwerten des FDI
lernbehinderte Integrationsschüler(5%Niveau) signifikant darunter.
Selbstkonzeptabhängige Emotionsbildung und Motivation(FDI-EI): Die emotional besetzte und generalisierte (Lern-)Motivation ist bei den analysierten Schülergruppen in beiden Klassenstufen durchschnittlich positiv. Ihre Selbstbewertung liegt über der der Eichstichprobe der Regelschüler(Abb. 3). Auffällig ist hier das positivere Lehrer
Tab. 5: Vergleich Lehrer-Schüler-FDI
Einschätzungen Selbsteinschätzung in bezug auf SchülerÄinnen Fähigkeitskonzept
Integrationsschüler L 36.9 7.2 (n=26/28)
Leistungsschwache Sch. 36.2 7.8 (n=28/13)
Integrationsschüler B 42.2 6.4 (n=13/13)
Kontrollschüler NB 40.8 9.7 (n=13/9)
Emotionale Integration
Integrationsschüler L 39.2 9.8 (n=26/28)
Leistungsschwache Sch. 35.0 12.0 (n=28/14)
Integrationsschüler B 43.2 9.7 (n=13/13)
Kontrollschüler NB 39.2 8.3 (n=13/9)
Soziale Integration
Integrationsschüler L 45.0 7.6 (n=26/28)
Leistungsschwache Sch. 43.8 9.2 (n=28/14)
Integrationsschüler B 48.7 5.8 (n=13/13)
Kontrollschüler NB 45.1 8.4 (n=13/9)
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 1, 1995
MM Kasse5 8(Normwert Klasse 5)
E73 Klasse 6
[*](Normwert Klasse 6)
urteil über das emotionale Wohlbefinden zielgleich unterrichteter Integrationsschüler(s. Tab. 5) im Vergleich zur Einschätzung der(nichtbehinderten) Kontrollschüler(5%-Niveau) und tendenziell auch im Vergleich zum Selbsturteil (10%-Niveau).
Selbstkonzept eigener Fähigkeiten (FDI-LI): Wohl sind die Selbsteinschätzungen der behinderten Schüler(n=39) beider Kohorten durchschnittlich nied
Fremdeinschätzung Sign.
Lehrerinnen Niveau 24.6 6.1 1% 30.3 8.9 5% 40.2 13.2 33.3 123 37.4 7.0 33.1 15 50.4 9.2 40.6 8.6 40.7 8.8 5% 353 75 1% 45.3 6.9 40.3 6.4
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