Zeitschrift 
Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
Seite
27
Einzelbild herunterladen

Beobachtung integrativer Spielprozesse Zur Problematik methodenpluralistischer Forschungsstrategien

Von Ulrich Heimlich und Ditmar Schmetz

Die Integrationsforschung befindet sich in einem Ent­wicklungsstadium, in dem nicht mehr nur neue Pro­blembereiche der erziehungswissenschaftlichen For­schung aus der Praxis der gemeinsamen Erziehung von Behinderten und Nichtbehinderten erwachsen. Inte­grationsforschung wirkt inzwischen zugleich auf die methodologische Diskussion in der Erziehungswissen­schaft selbst zurück. Das klassische Paradigma einer rein quantitativ ausgerichteten Forschungsstrategie sieht sich wachsender Kritik ausgesetzt. Kleine Stichproben oder eingeschränkte Zugangsweisen zur Praxis der ge­meinsamen Erziehung haben die Bedeutung qualitativer Forschungsmethoden in ein neues Licht gerückt. Es soll deshalb mit dem Folgenden das damit entstehende Pro­blem der Beziehung zwischen quantitativen und qua­litativen Forschungsmethoden zunächst als Grundfrage der Integrationsforschung und darauf aufbauend exem­plarisch reduziert bezogen auf unser Integrationsfor­schungsprojektGemeinsam spielen etwas eingehen­der betrachtet werden. Damit wird bereits im Ansatz deutlich, daß wir zur Weiterentwicklung der Diskussion dieser Problemstellung ein methodenpluralistisches Forschungskonzept bevorzugen.

Wissenschaftstheoretische

Research on mainstreamed education is in a stage of development in which not only new problems of educational research result from the practice of mainstreaming. Meanwhile, it effects the methodological discussion in educational science. The traditional paradigm of a plain quantitative research strategy is more and more criticized. Qualitative strategies of research receive a new significance through small sample studies or reduced approaches towards the practice of mainstreamed education. As a fundamental problem of research towards the integration of handicapped children the problem of the relationship between quantitative and qualitative methods of research is discussed by example of our research projectPlaying Together. A pluralistic concept of research is prefered.

Aspekte des Methodenpluralimus in der Integrationsforschung

Die wissenschaftliche Begleitung von Integrationsprojekten im schulischen und außerschulischen Bereich stellt nach vor­liegenden Erfahrungen eine eigenstän­dige methodologische Problematik dar. Nach Preuss-Lausitz(1990, 243) bewe­gen wir uns im Rahmen der Integra­tionsforschung häufig in einem Dilem­ma zwischen Nähe und Distanz zum Forschungsfeld. Das Bemühen um obje­ktivierte und methodisch kontrollierte Ergebnisse impliziert den Abstand des

nüchternen Betrachters zum Forschungs­gegenstand. Das Interesse der integra­tionspädagogisch Tätigen liegt verständ­licherweise eher bei unmittelbar hand­lungsrelevanten Erkenntnissen, die wie­derum die beratende Anwesenheit der wissenschaftlichen Begleitung im For­schungsfeld erforderlich macht. Es ist mittlerweile eine Grunderfahrung in der wissenschaftlichen Begleitung von Ge­meinsamer Erziehung, daß dieser Wider­spruchzwischen teilnehmender Nähe und objektivierender Distanz nicht auf­gelöst werden kann(vgl. Häberlin 1993, 372). Häberlin u.a.(1991, 163) schlagen dazu eine dialektische Umgangsweise

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 1, 1995

vor. Integrationsforschung sei stets anzu­siedeln zwischen den Polen der wissen­schaftlichen Erkenntnis und den damit verbundenen Ansprüchen nach Objekti­vität und Generalisierbarkeit auf der ei­nen Seite und dem praktischen Handeln und Beraten mit der Ausrichtung auf das Einzelproblem auf der anderen Sei­te. Ein Kontinuum zwischen diesen bei­den Polen verdeutlicht zum einen eine abnehmende Objektivierbarkeit der For­schungsergebnisse bei zunehmendem Handlungsdruck und zum anderen eine zunehmende Distanz bei abnehmendem Handlungsdruck. Projekte zur wissen­schaftlichen Begleitung können nach Hä­

27