Karin Schakib-Ekbatan und Hermann Schöler- Zur Persistenz von Sprachentwicklungsstörungen
Anzahl reproduzierter Zahlen
DZNV("Katamnese"-Gruppe Ull-UVI) EEZNR("Katamnese"-Gruppe Ull-UVI) E@ZNV(Vergleichsgruppe Ull) EEZNR(Vergleichsgruppe Ull)
10 10;6 11 11;6 12 126 13 136 14 14;6 15 156 16 16;6 Alter
Abb. 1: Reproduktionsleistungen beim Zahlen-Nachsprechen(ZNV und ZNR) der neun Pbn in Abhängigkeit vom Alter(UIL, UNI, UV, UVI) und Vergleich mit den Leistungen der sprach
unauffälligen Kinder(UIID)
fen), nur in einem Fall(Ramona S.) konnte die Jugendliche ihre ansonsten konstante Leistung seit UI nicht wiederholen. Bei Ingo ist auffällig, daß er seine Leistung von UI nicht wieder erreichen konnte(vgl. Tab. 3). Der mehrheitlich zu beobachtende leichte Anstieg der Leistungen von UM nach UVI erreicht allerdings keine statistische Signifikanz(ZNV: F=23,01; p>.05; ZNR: F= 23.38; p>.05), wenn man die Grup
penleistung über die Zeit verfolgt(siehe Abb. 1).
In Abbildung 1 ist zum Vergleich die Leistung der Gruppe der sprachunauffälligen Kinder eingetragen, deren Leistungen statistisch signifikant höher liegen(siehe dazu Schöler, Fromm, Jeutner & Kürsten 1994): Zum Zeitpunkt UI reproduzierten die altersgleichen sprachunauffälligen Kinder bei ZNV durchschnittlich 6,3 Zahlen(gegenüber 4,7
Tab. 4: Anzahl der jeweiligen Antwortkodierungen bei den insgesamt 26 Fehlern in den 16 Sätzen
(10 sinnvolle und 6 Sätze mit Kunstwörtern)
Kodierung für die Leistung pro Satz: Kor++= alle Fehler werden erkannt und korrigiert; Kor+= Satz wird richtig, weil ein Teil der Fehler korrigiert wird, ein Teil der Fehler nur beim Lesen korrigiert wird oder durch Substitution, Modifikation oder Auslassung bearbeitet wird; Korr-= Satz bleibt falsch, weil nur ein Teil der Fehler korrigiert wird oder neue Fehler(nur bezogen auf Flexionsfehler) bei anderen Wörtern produziert werden; 0= Kind beurteilt den Satz als richtig, äußert bspw.„zu schwer“ etc. oder reagiert gar nicht; Erk+=
Fehler wird erkannt; Erk-= Fehler wird nicht erkannt.
Korrektur der Sätze Pb Kom+ Korr+ KorrIngo 4 1 9 Thorsten 14 1 1 Stefan* 1 0 8 Steffen 3 7 6 Ramona S. 8 0 8 Nadine 3 2 10 Ramona G. 8 2 6 Marc 7 3 5 Thomas 9 0 7 Summe 57 16 60 (42%)(12%)(44%)
Erkennen der Fehler 0 Erk+ Erk2 20 6 0 25 1 0 13 4 0 22 4 0 22 4 1 16 10 0 20 6 1 19 Ss 0 20 6 4 177 46
(3%)(79%)(21%)
* Bei Stefan wurden nur 5 sinnvolle Sätze vorgegeben.
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 2, 1995
Zahlen der hier untersuchten neun Jugendlichen; die Kohorte der sprachauffälligen Viertklässler erreichte durchschnittlich 4,3 Zahlen) und bei ZNR 4,3 Zahlen(gegenüber 3,1 Zahlen der hier untersuchten neun Jugendlichen; die Kohorte der sprachauffälligen Viertklässler erreichte durchschnittlich 3,0 Zahlen). Die Reproduktionsrate der sprachunauffälligen Kinder liegt demnach sowohl bei ZNV als auch bei ZNR um durchschnittlich mehr als eine Zahl höher.
Erkennen und Korrigieren falscher Flexionen in Sätzen
Tabelle 4 verdeutlicht zum einen, daß— mit Ausnahme von Steffen— jeweils die Mehrzahl der Fehler nicht korrigiert werden kann, und zum anderen, daß alle Pbn erheblich mehr Fehler erkennen (79%), als sie korrigieren(54%) können.
In den Kunstwortsätzen wird von fast allen Jugendlichen der jeweilige Fehler erkannt, selten modifiziert, aber meist falsch korrigiert. Beispiele für solche Korrekturen sind:„Das grüne Maling arbeitet bei der rotem Plabel“(Stefan), „Der weiße Poter springt nach der roter Krauer“(Thomas),„Das gelbe Schniesel singt mit dem weißem Jaloß“(Ramona S.). Die Sätze, bei denen die Dativflexion der Adjektive(Objekt) gefordert war, werden deutlich seltener korrigiert als die Sätze, bei denen die Adjektive im Nominativ(Subjekt) stehen. Teilweise werden neue eigene Fehler hinzugefügt: Neben den Adjektiven werden auch die Artikel gelegentlich falsch korrigiert, bei einigen Jugendlichen finden sich sogar Schwierigkeiten bei den Verben. Ingo verfolgt eine einheitliche Strategie: Er markiert alle Adjektive mit-e. Insgesamt wird offensichtlich, daß die Jugendlichen große Probleme bei der Flexionsbildung haben, wobei sie viele Fehler zwar entdecken, aber nicht korrekt verbessern können.
Vergleicht man die Leistungen zu UVI mit den früher gezeigten Leistungen (UI, UV, vgl. Abb. 2), ergeben sich beim Gesamtergebnis(Summe aller Korrek
81