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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Petra Wolschkeetal.- Unterschiedliches Lernverhalten von Kindern im ersten Schuljahr(Leipziger Lerntest DB-BAK)

Tabelle 2: Anamnesevariablen

1: Risiken der pränatalen Periode(SCHW): 0= unauffälli

1= leicht auffällig, z.B. Schwangerschaftsgestose, Blutungen während der ersten drei Schwanger­schaftsmonate, Belastung durch Röntgenstrahlen, Fehl- oder Mangelernährung, psychisches Trau­ma, Frühgeburtsrisiko, Wehenhemmer, Bluthochdruck, u.a. 2= stark auffällig, z.B. Infektionen der Mutter(Rötelnembryopathien, Toxoplasmose, Virus-Hepatitis), toxische Schädigung(Nikotin, Alkohol, Drogen, Medikamentenmißbrauch), u.a. 2: Geburtskomplikationen von seiten der Mutter(GEB):

0= unauffällig,

1= leicht auffällig, z.B. mittelgradige Spätgestose, Wehenschwäche, Lageanomalien, instrumentale oder operative Entbindung( Sectio, Vakuumextraktion, Zangenextraktion), Übertragung, 2= stark auffällig, z.B. schwere Spätgestose, Fieber vor der Geburt, Diabetes. 3: Risiken der perinatalen Periode; Geburt bis Ende 4. Lebenswoche(PERI):

0= unauffällig

1= leicht auffällig, z.B. Nabelschnurkomplikationen, periphere Geburtslähmung, starke Bilirubin­erhöhung, Kephalhämatom, Frühgeburt(< 38 Wochen), Untergewicht(< 2500 g), kurze stationäre Behandlung in der Kinderklinik, Fehlbildungen,

2= stark auffällig, z.B. Asphyxie(Apgar< 6; 2. Messwert), Blutaustauschtransfusion, Fruchtwasser­aspiration, chromosomale Aberrationen, Beatmung, Reanimation, Frühgeburt(< 34 Wochen), Un­tergewicht(< 2000 g), langandauernder Krankenhausaufenthalt.

4: Erkrankungen im Säuglingsalter(SÄUGL): 0= unauffällig,

1= leicht auffällig, z.B. unkomplizierter Fieberkrampf, Mittelohrentzündung, Scharlach, Mumps, Keuch­husten, Lungenentzündung, u.a. Erkrankungen, die bei ungünstigem Verlauf das ZNS betreffen

2= stark auffällig, z.B. Stoffwechselerkrankungen, komplizierter Fieberkrampf(Begleitsymptome und Dauer des Krampfes maßgeblich), Epilepsie, Meningitis, Encephalitis, u.a. Erkrankungen, bei denen eine Beteiligung des ZNS vorliegt oder wahrscheinlich ist.

5: Erkrankungen im Kleinkindalter; 1. bis 6. Lebensjahr(KLEINK):

0= unauffällig,

1= leicht auffällig, wie Säuglingsalter

2= stark auffällig, wie Säuglingsalter. 6: motorische Entwicklung(MOT):

0= unauffällig,

1= leicht verzögertes Laufen lernen(15.18. Monat), 2= stark verzögertes Laufen lernen(19. Monat und später) und/oder manifeste Beeinträchtigung der Grob- und Feinmotorik, langandauerd krankengymnastische Behandlung im Vorschulalter.

7: sprachliche Entwicklung(SPR): 0= unauffälli

1= leicht verzögenter Beginn der Sprachentwicklung(zwischen 19. und 23. Monat), 2= stark verzögerter Beginn der Sprachentwicklung(24. Monat und später) und/oder manifeste Sprachentwicklungsstörung im Vorschulalter, langandauernd logopädische Behandlung.

8: Familienmilieu(FAM): 0= unauffällig

1= zeitweilige psycho-soziale Konflikte in der Familie und/oder Vernachlässigung des Kindes, 2= fortwährend oder häufig wiederkehrende soziale und/oder psychische Vernachlässigung des Kindes.

ten unter Vernachlässigung von irrele­vanten Merkmalen. In den Kontroll­aufgaben muß das erlernte Klassifika­tionskriterium ohne Beispielaufgabe an­gewendet werden.

Löst das Kind eine Aufgabe nicht, wer­den Hilfen angeboten, die in ihrer Inten­sität abgestuft sind. Für die Bewertung der Klassifikationsleistung wird eine vierstufige Punkteskala verwendet, wo­bei der Punktwert 0 keine Hilfe anzeigt und Punktwert 3 die maximal mögliche Anzahl von fünf Hilfen. Der Aufbau des Tests und die Struktur seiner Testwerte (Hilfensummenwerte) ist in Abbildung 1 veranschaulicht. Wir unterscheiden sechs Testvariablen: die Hilfensummen­

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werte der Trainingsaufgaben und der Kontrollaufgaben eines jeden der drei Untertests. Diese können weiterhin zu nur zwei Testvariablen reduziert werden, dem Gesamthilfenwert der Trainings­und der Kontrollphase.

Kontrollvariablen

Aus den Unterlagen des schulärztlichen Dienstes und durch Befragen der Eltern wurde für jedes Kind ausführlich die Anamnese erhoben(vgl. Wolschke 1988). Die Entwicklung des Kindes wur­de in acht Anamnesevariablen zusam­mengefaßt und nach dem Grad der Auf­

fälligkeit eingestuft(s. Tab. 2). Weiter­hin wurden drei Entwicklungszeitpunk­te in Monaten ermittelt: der Beginn des Laufens(LAUF), der Sprache(SPRACH) und der Sauberkeit(SAUB).

Zur Einschätzung des Verhaltens wur­den die Klassenlehrer gebeten, für jedes Kind den sogenannten Encephalopathie­Fragebogen von Meyer-Probst(1983) auszufüllen. Der Bogen umfaßt 40 Fra­gen, die jeweils eine vierstufige Antwort erfordern. Neben dem Gesamtwert wer­den Teilwerte für folgende Merkmale vergeben: Hyperkinese(HYP)!', soziale Anpassung(SOZ), emotionale Labilität (EMO), Intelligenz(INT), Erziehbarkeit (ERZ). Das Verfahren ist standardisiert und normiert(C-Werte).

Zur Erfassung des Sprachentwicklungs­standes wurde bei jedem Kind der Hei­delberger-Sprachentwicklungstest H-E-T(Grimm 1978) durchgeführt. Neben dem Gesamttestwert wurden die T-Wer­te für die 13 Untertestwerte berücksich­tigt. Zusätzlich wurden die Schüler der Regelschule und der Sprachheilschule mit dem Hamburg-Wechsler-Intelligenz­test für Kinder(HAWIK) in der Berli­ner Kurzform(Pawlik 1964; Klix, Gut­jahr, Mehl 1970) untersucht.

Ergebnisse Unterschiede zwischen Schultypen

In Abbildung 2 sind die mittleren Hil­fenwerte im DP-BAK abgetragen. Die drei Gruppen zeigen eine ähnliche Ge­stalt der Leistungsprofile: Bei den Trai­ningsaufgaben werden jeweils mehr Hil­fen benötigt als bei den Kontrollauf­gaben. Der dritte Untertest ist deutlich am schwierigsten. Bei ihm findet sich für die drei Trainingsaufgaben ein deut­licher Anstieg in der Inanspruchnahme von Hilfen.

Für die statistische Analyse wurden die drei Trainingsaufgaben und die zwei Kontrollaufgaben über die Untertests hinweg zusammengefaßt. Diese Zusam­menfassungen entsprechen den empi­

! Eine zutreffendere Bezeichnung ist Hyper­

aktivität, was wir im folgenden verwenden.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 2, 1995