Petra Wolschke tal.- Unterschiedliches Lernverhalten von Kindern im ersten Schuljahr(Leipziger Lerntest DB-BAK)
Leistungen im DP-BAK und in den Statustests beurteilen zu können, haben wir auch Interkorrelationen zwischen den verschiedenen Teilen der Statustests bestimmt. Ihre Ergebnisse zeigen erwartungsgemäß hohe Werte zwischen H-SE-T und dem Verbal-IQ des HAWIK bei lernunauffälligen Kindern(.75) und bei lernauffälligen Kindern(.73). Demgegenüber lagen nur mittlere Korrelationen bei Vergleich von Verbal-IQ und Handlungs-IQ bzw. von H-S-E-T und Handlungs-IQ bei den lernunauffälligen Kindern vor(jeweils.44). Bei den lernauffälligen Kindern ergaben sich hier keine von Null überzufällig verschiedenen Zusammenhänge(.15 bzw.-.05). Weiterhin fragten wir uns, ob die Höhe des Hilfenverbrauchs im DP-BAK durch Verhaltensauffälligkeiten oder durch Entwicklungsmerkmale bestimmt ist. In diesem Fall sollten sich hohe negative Zusammenhänge mit den Verhaltensscores nach Meyer-Probst bzw. hohe positive Zusammenhänge mit den Entwicklungszeitpunkten für den Beginn des Laufens, der Sprache und der Sauberkeit ergeben. Keine dieser Annahmen traf zu, wie die Korrelationskoeffizienten in der Tabelle 10 zeigen.
Bei den Korrelationen mit den Anamnesemerkmalen ergeben sich unterschiedliche Muster für Kinder mit und ohne Lernauffälligkeit(vgl. Tab. 10). Keine Zusammenhänge bestehen bei den lernunauffälligen Kindern(Cluster 0 und 1) mit den medizinischen Merkmalen (1-5), bei den lernauffälligen Kindern (Cluster 2-4) mit dem Familienmilieu (Merkmal 8)
Diskussion
In dieser Arbeit haben wir die Lernfähigkeit für begriffsanaloges Klassifizieren mit Hilfe des neu entwickelten Leipziger Lerntests DP-BAK(Guthke et al. 1992) bei Kindern des ersten Schuljahres untersucht. Es sollte die differentielle Validität dieses Lerntests überprüft werden, nämlich die Frage, inwieweit sich verschiedene Lerntypen abgrenzen lassen. Außerdem sollte deren Verteilung auf Schultypen untersucht werden.
Tabelle 7: Verteilung von Verhaltensmerkmalen in den DP-BAK Clustern(Mediane und Bereiche
für die C-Werte des Meyer-Probst Fragenbogens)
CLUSTER für Hilfenverbrauch in Trainings(TR)/ Kontrollphase(KO) 0 1 2 3 4 gering mittel mittel stark stark TR TR+KO TR TR+KO n=38 n=53 n=17 n=33 n=12 GESAMT(C-Werte) 6 2:5 Ss 1 2 (0-10)(0-10)(0-8)(0-8)(0-4) HYPERAKTIVITÄT 6.5 4.5 3 2 4.5 (0-10)(0-10)(0-10)(0-9)(0-8) SOZIALE 8 6 2 1 3.5 ANPASSUNG(0-10)(0-10)(0-10)(0-10)(0-10) EMOTIONALE 6 5 4 3 6.5 LABILITÄT(0-9)(0-9)(0-8)(0-8)(0-8) INTELLIGENZ 5 1 2.5 1 0.5 (0-10)(0-8)(0)(0-8)(0-2) ERZIEHBARKEIT 8.5 5 3 2 4.5 (0-10)(0-10)(0-10)(0-10)(0-10)
= kein signi
....= knappSi
gnifikanter Unterschied; Mann- Whitney U-Test und
gnifikanter,. multiple Testprozedur nach Holm(1979), Gesamt-alpha=5%
C-Werte: 0= stark auffällig; 10= unauffällig
Dazu wurden die Testergebnisse von insgesamt 153 Kindern des ersten Schuljahres aus drei verschiedenen Schultypen, Regelschule, Sprachheilschule und Lernbehindertenschule untersucht.
Da zum einen Fehlzuordnungen für Sonderschulen immer wieder vorkommen und zum anderen angenommen wird, daß in der Sprachheilschule ein bestimmter Prozentsatz der Schüler normal lernfähig ist, kann demzufolge die Übereinstimmung zwischen Schultypzuordnung und Testergebnis nicht als Validitätskriterium betrachtet werden. Durch nichtparametrische Diskriminanzanalysen konnten wir zeigen, daß rund zwei Drittel der Schüler allein auf Grund von DP-BAK-Ergebnissen dem jeweiligen Schultyp„richtig“ zugeordnet werden können. Dabei war die Reklassifikationsrate für die Regelschüler erwartungsgemäß weitaus höher(85%) als für die Kinder der Sonderschulen. Die Sprachheilschüler und die Schüler der
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 2, 1995
Lernbehindertenschule waren hinsichtlich des im DP-BAK beobachteten Hilfenverbrauchs heterogener als die Regelschüler. Gerade bei Sonderschülern könnte es relativ häufig zu„Fehldiagnosen“ kommen, so daß es nicht weiter verwundert, wenn gut lernfähige Kinder in Lernbehindertenschulen anzutreffen sind und so die Anzahl von„Fehlklassifikationen“ erhöhen. Durch die Anwendung des DP-BAK könnten diese zukünftig verringert werden. Auch bei Sprachgestörten ist mit einem relativ großen Anteil intellektuell Unauffälliger zu rechnen, die ebenfalls als„Fehlklassifikationen“ eingestuft werden, obwohl es möglicherweise keine sind.
Die Regelschüler benötigten zu 55% keine oder nur geringe Hilfen, die übrigen 45% benötigten eine mittlere Anzahl von Hilfen, vorwiegend in der Trainingsphase, kaum in der Kontrollphase. Demgegenüber fanden sich bei den Sprachheilschülern fast 40%, die die Hilfen
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