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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Wolfgang Moog- Flexibilisierung von Zahlbegriffen und Zählhandlungen

Stufe 6

1. Festigung von Fertigkeiten aus frü­heren Stufen

2. Erkennen verschiedener Zerlegungs­möglichkeiten bei Mengen> 3

3. Vorstellungsmäßige Vorwegnahme von Mengenverhältnissen bei verbal angewiesenen Zerlegungsaufträgen

4. Einsicht in die Umkehrbarkeit eines jeden Zerlegungsvorgangs

5. Antizipation inverser Zerlegungsvor­gänge mit anschließender Überprü­fung an konkretem Material

6. Vermittlung der Einsicht, daß es bei der Vereinigung zweier Mengen/ Summanden einfacher ist, von der er­sten Teilmenge/vom ersten Summan­den aus weiterzuzählen, als beide Teil­mengen/Summanden noch einmal durchzuzählen

7. Erkennen der Kommutativität der Addition

8. Zusammenfassung der Lernziele aus Stufe 6

Stufe 7

1. Festigung von Lernzielen aus frühe­ren Stufen

2. Festigung interner Mengen- und Zahl­beziehungsvorstellungen durch gra­fische, numerische und verbale Trans­formation von Zerlegungsaufgaben. Dabei soll die Gleichwertigkeit real­manipulativ durchgeführter Mengen­vereinigungen mit deren grafischer und numerischer Darstellung erkannt werden(Visualisierung).

3. Festigung räumlicher Vorstellungs­bilder von Mengen- und Zahlbezie­hungen über kinästhetisch-taktile Wahrnehmungen

4. Mengenzerlegung in der Vorstellung ohne visuelle oder taktile Veranschau­lichungsmittel

5. Zusammenfassung der Lernziele aus Stufe 7

Stufe 8

1. Anwendung der in den Trainings­stufen 17 geübten Zahlraumvorstel­lungen und Zähltechniken auf die nu­merische Addition

2. Erkennen der Vorteile des Kommuta­tivgesetzes bei bestimmten Aufgaben

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Auswahl der Versuchspersonen und Trainingsablauf

An der ersten Erprobungsphase nahmen je 10 Trainings- und Kontrollkinder zweiter und dritter Klassen aus 9 Lern­behindertenschulen teil. Die Schüler re­krutierten sich aus 10 Klassen.

Die Vorauswahl der Trainings- und Kontrollkinder erfolgte durch die Klas­senlehrer. Sie benannten Schüler, die bereits im Zahlenraum bis 10 oder bis 20 rechnen und dabei noch auf das Fin­gerzählen oder auf andere Anschau­ungshilfen angewiesen sind und noch keine sicheren relationalen Zahlvorstel­lungen entwickelt haben. Kontroll- und Trainingsschüler mußten aus der glei­chen Klasse kommen.

Um die differentielle Wirksamkeit der drei Trainingsschwerpunkte zu prüfen, wurden zu fünf verschiedenen Zeitpunk­ten vor, während und nach Abschluß des Trainings Lernkontrollen vorgenom­men. Abbildung 1 zeigt den experimen­tellen Aufbau.

Trainingsstufen:

K1 Prätest

Tab. 1: Mittelwert und Streuung der Gesamt­testausgangsleistung im MKT zum Zeitpunkt K 1 Trainingsgruppe Kontrollgruppe M 1,13 1,03 s 0,43 0,46

Die Bildung von matched pairs nach dem Abschneiden im Kontrolltest und nach dem IQ(aus Schulakten) ist nur in grober Annäherung gelungen: Die Trai­ningsgruppe ist der Kontrollgruppe in­tellektuell leicht überlegen, im Grup­penmittel 73 zu 68 IQ-Punkte. Trainings­und Kontrollgruppe sind aber nach Mit­telwert und Streuung in ihren mathema­tischen Ausgangsleistungen(K 1) ver­gleichbar(vgl. Tab. 1). Da die drei Tei­le des MKT eine unterschiedliche Län­ge besitzen, wurde die Gesamttestlei­stung aus der Fehlerpunkt-Summe der auf die jeweilige Untertestlänge relati­vierten drei Teilwerte gebildet(maxi­maler Gesamttestwert demnach: 3 Feh­lerpunkte).

Vom Training ausgeschlossen wurden Schüler, die

K 2. Posttest

1. Posttest

Abb. 1: Trainingsablauf: Trainings- und Kontrollkinder nehmen an allen fünf Kontrolltests(K1-K5) teil. Der fünfte Kontrolltest findet ca. vier Wochen nach Abschluß des Trainings statt.

Die endgültige Teilnahme am Experi­ment wurde nach den Leistungen in ei­nem speziell für diese Untersuchung ent­wickelten informellen Prüfverfahren (Mathematischer Kontrolltest MKT) entschieden. Dieser ist in drei Untertests mit inhaltsspezifischen diagnostischen Schwerpunkten gegliedert. Sie entspre­chen den drei Förderschwerpunkten des ZBT: Subtest I enthält fünf Aufgabengrup­pen zur Erfassung von Zähl­und Abzählfertigkeiten. enthält drei Aufgabengrup­pen zur Erfassung von Ein­sichten in Mengen- und Zahl­relationen. Subtest III enthält 30 numerische Re­Cchenaufgaben.

Subtest I

bei der Beurteilung zweier Mengen nach den Kategorienmehr/ weni­ger/ gleich viele noch unsicher wa­ren,

die Zahlreihe bis 15 noch nicht feh­lerfrei aufsagen konnten, sowie Schü­ler, die Zahlen im Bereich bis 10 be­reits sicher zerlegen konnten und

beim numerischen Rechnen nicht

mehr auf Anschauungshilfen ange­wiesen waren

Kinder mit erheblichen Defiziten

beim Verstehen von Anweisungen(im ASVT weniger als 8 Rohpunkte)

Kinder mit massiven Arbeitsstörun­

gen, wie z.B. Kinder, die nicht län­ger als 15 Minuten belastbar sind, oder hyperaktive Kinder.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 3, 1995