Um vergleichbare Stichproben von je 10 Probanden zu gewinnen, wurden 72 Schüler mit dem„Mathematischen Kontrolltest“(MKT) untersucht.
Der Trainingsaufwand pro Kind betrug in der Regel 3 bis 4 Sitzungen pro Woche. Für jedes Trainingskind ergaben sich so zwischen 26 und 30, für jedes Kontrollkind 10 Sitzungen.
Hypothesen
1. Das Zahlbegriffstraining(ZBT) erzeugt bei rechenschwachen Sonderschülern der Klassen zwei und drei eine globale, trainingsrelevante Leistungsverbesserung(Vergleich Kontrolltest 1 gegen Kontrolltest 4).
2. Das ZBT erzeugt zeitlich überdauernde Lerneffekte. Der Trainingserfolg bleibt mindestens vier Wochen nach Trainingsabschluß noch nachweisbar(Vergleich K 1 gegen K 5).
3. Das ZBT bewirkt bereichsspezifische Leistungsverbesserungen in den drei folgenden Trainingsschwerpunkten: — Zählfertigkeiten — Umgang mit Mengen- und Zahl
relationen — Numerische Rechenfertigkeiten (Addition und Subtraktion)
Auswahl des statistischen Prüfverfahrens
Der Änderungsnachweis von Mathematikleistungen infolge des ZBT wird mit dem U-Test von Mann-Whitney geAls Veränderungsmaße werden die Fehlersummenscores in Residualwerte transformiert.„Die Residualmaße bieten sich dann zur Änderungsbeurteilung an, wenn Versuchs- und Kontrollgruppen— wie im vorliegenden Fall— in ihren
Wolfgang Moog- Flexibilisierung von Zahlbegriffen und Zählhandlungen
Durchführung
Bei Kontrollkind 10 mußte der Prätest vor der Bearbeitung der numerischen Rechenaufgaben wegen Erschöpfung abgebrochen werden. Daher verringert sich die Stichprobengröße der Kontrollgruppe für die Auswertung des Gesamttests auf N= 9.
Der Fehlerscore des Teilleistungsbereichs ‚Numerisches Rechnen‘ mußte für das Kontrollkind Nr. 8 von der Auswertung der Kontrolltests 4 und 5 ausgeschlossen werden, weil mit diesem Kind vor dem vierten Kontrolltest zu Hause intensiv Additionsaufgaben geübt worden waren.
Bei Proband Nr. 6 mußte der 5. Kontrolltest wegen mangelnder Arbeitsbereitschaft im numerischen Teil abgebrochen werden. Daher fehlen hier die entsprechenden Testwerte.
Proband Nr. 17 erkrankte über mehrere Wochen vor Durchführung des Subtests II am zweiten Untersuchungstag des Kontrolltests 5.
Ergebnisse
Tabelle 2(rechts oben) zeigt die Mediane der Residuen(Fehlerscores) für den MKT-Gesamttest und die drei Subtests über die Meßzeitpunkte K 2 bis K 5 für Trainings- und Kontrollgruppe.
Die Residualwerte und der U-Test von Mann-Whitney zur Prüfung von Mittelwertsunterschieden bei unabhängigen Stichproben wurden mit dem Programm STATSYST von Roeder(1990) berechnet.
Unter dem Vorbehalt der sehr kleinen Stichprobe zeichnen sich folgende Ergebnisse ab:
Tab. 3: Statistische Prüfung Gesamttest
Tab. 2
Gesamttest K2 K3 K4 K5 Trainingsgr.-0,07-0,35-0,48-0,18 Kontrollgr. 0,13 0,18 0,07 0,17
Zählfertigkeiten K2 K3 K4 KS Trainingsgr.-0,23-0,18-0,63-0,27 Kontrollgr. 0,24 0,17 0,62 0,03
Zahlrelationen K2 K3 K4 K5 Trainingsgr.-0,5-0,43-0,44-0,44
Kontrollgr. 0,65-0,43-0,31 0,26
numerisches Rechnen
K2 K3 K4 KS Trainingsgr.-0,22-0,07-0,17-0,16 Kontrollgr. 0,05 0,3-0,12 0,19
Das ZBT zeigt sowohl als Ganzes als auch in einzelnen Trainingsschwerpunkten positive Wirkungen. Die drei Trainingsteile wirken kumulativ, d.h. die Fehlermedianwerte des Kontrolltests fallen bei der Trainingsgruppe vom Zähltraining über das Training mit Mengenund Zahlrelationen bis zum arithmetischen Trainingsteil hin etwa stetig ab, während die Fehlerverlaufskurve der Kontrollgruppe auf einem deutlich höheren, etwa gleichbleibenden Niveau verläuft(siehe Abb. 2 Gesamttest, folgende Seite).
Vier Wochen nach Trainingsabschluß verkleinert sich der Leistungsvorsprung der Trainingskinder wieder deutlich. Tabelle 3 faßt die Ergebnisse des U-Tests von Mann-Whitney zur statistischen Prüfung der Mittelwertsunterschiede zwischen Trainings- und Kontrollgruppe zusammen.
Hypothese 1 wurde bestätigt; die Trainingsschüler zeigen gegenüber den Kontrollschülern bereits nach Trainingsstufe
u andee es Kontrollzeitpunkte N1/N2 statistische Prüfgrößen P statist.| Ausgangswerten unterschiedlich sind U1/U2/Ukrit zZ Entscheidung| und die Nachtestwerte deshalb vortest- K7gegenK2 10/9 56/34/24 0.898 0.180 ns.| bereinigt werden müssen.‘“(Masendorf K1gegenK3 10/9 11/19/24-2123 0.017 s. ; K1gegenK 4 10/8 59/21/20- 1.688 0.046(s.) & Tienert 1991); K1lgegenK5 9/7 45/17/15„1.482 0.07 Tendenz N1= Trainingsgruppe; N2= Kontrollgruppe]
Ukrit= kritische Prüfgröße U mit einer Überschreitungswahrscheinlichkeit P=< 0,05| P= über z-Werte geschätzte Zufallswahrscheinlichkeit für Prüfgröße U bei großen Stichproben und| einseitiger Fragestellung
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 3, 1995 117